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Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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wie
Krähen auf einer Hochspannungsleitung. Der einzige Hauch von Farbe fand sich
auf der reich verzierten Robe eines Vampirs in ihrer Mitte, die aus roter Seide
bestand und mit goldenen Mustern bestickt war. Der Mann hatte die Arme
verschränkt und die Hände in den Ärmeln verborgen. Er trug eine Krone.
    Â»Wer ist das?«, wandte ich mich flüsternd an Sike und
war sofort peinlich berührt, als ich merkte, wie weit meine Stimme trug.
    Â»Sie nennen ihn ihren Zar. Er ist der Richterkönig
für diese Region«, antwortete sie leise.
    Â»Falls Sie nicht daran interessiert sind, diesen
Prozess durchzuführen …«, fuhr Weatherton an den Vampir gewandt fort, der ihr
Anführer zu sein schien.
    Â»Schweig, Spitzel.« Ein Vampir trat aus der
Dunkelheit. Seine Kleidung entsprach einer Mischung aus Chirurgenoutfit und
Hausmeisteruniform, da er einerseits hüfthohe Gummistiefel, andererseits aber
auch einen blauen OP -Kittel trug, dessen Ärmel in schwarzen Gummihandschuhen endeten, die
ihm bis zum Ellbogen reichten. Als er an dem Abflussrohr vorbeiging, stieß
dieses eine Wolke giftiger Dämpfe aus, und eine widerliche Kostprobe seines
Inhalts schwappte über den Rand, während der Vampir auf uns zukam.
    Â»Ich wurde eingeladen«, erwiderte Weatherton
beleidigt und hob seine Robe an, als die ersten Rinnsale in seine Nähe flossen.
    Â»Das wurdest du allerdings. Doch wir wissen beide,
dass du ein Spitzel bist.« Ein mit Gummi überzogener Arm zeigte Richtung Decke.
»Genau wie die meisten der heute hier Anwesenden, ob sie es nun zugeben mögen
oder nicht.«
    Die Menge um uns herum geriet in Bewegung, und ein
Raunen, das an rauschende Blätter erinnerte, erhob sich. »Soweit ich weiß soll
hier ein Prozess stattfinden. Wird es bis dahin noch lange dauern?«, fragte
Weatherton spöttisch und wich einem kleinen Flüssigkeitsstrom aus. »Denn falls
es keinen Prozess gibt, könnten Sie vielleicht den Klempner rufen …«
    Der Vampir mit den Gummihandschuhen ignorierte diese
Spitze. Er schaute zu dem Richter der Zverskiye hoch, der knapp nickte. »Es
gibt gewisse Rituale, die eingehalten werden müssen, bevor wir beginnen.«
    Â»Beinhaltet eines davon, dass wir uns auf höher
gelegenes Terrain zurückziehen?«, fragte Geoffrey.
    Â»Wir verlangen, dass die Angeklagte fixiert wird, während
wir uns beraten«, fauchte der behandschuhte Vampir. Ein anderer Vampir rollte
bereits einen leeren Operationstisch herein, an dem vier Lederriemen befestigt
waren. »Da an unseren Prozessen Vampire beteiligt sind, werden Sie diese
Notwendigkeit sicher verstehen.«
    Â»Sie ist bloß ein Mensch …«
    Â»Ein Mensch, der einen Vampir getötet hat. Was
allerdings ein seltenes Exemplar der Gattung darstellt.« Die Gummihandschuhe
zeigten auf den Tisch. Ti umklammerte meine Schulter und schüttelte den Kopf.
    Â»Bevor ich irgendwelche Zugeständnisse mache, wüsste
ich gerne, mit wem ich hier eigentlich diskutiere«, wandte Weatherton ein.
    Â»Ich bin Koschei der Unsterbliche.«
    Weatherton zog ruckartig die Augenbrauen hoch. »Sie
scheinen mir für einen Unsterblichen recht jung zu sein.«
    Â»Und du scheinst recht alt zu sein, dafür dass du
noch lebst.«
    Weatherton ignorierte diesen Kommentar und drehte
sich langsam im Kreis, um die umstehenden Vampire zu mustern. Schließlich
landete sein Blick wieder auf Koschei. »Ich bin Rechtsanwalt Geoffrey
Weatherton. Ich habe noch nie einen Fall verloren, und ich habe nicht vor,
heute damit anzufangen.« Er trat einen Schritt vor und streckte eine Hand nach
mir aus.
    Â»Edie …«, setzte Ti an, doch Weatherton winkte
gebieterisch mit der Hand. Wenn ich zuließ, dass sie mich an diesen Tisch
fesselten, wie standen dann meine Chancen, dass ich jemals wieder von ihm
runterkam? Sike hatte mir gesagt, mein Prozess sei nebensächlich – alles, was
der Thron der Rose wollte, war Anna. Aber … wieder suchte ich mit meiner
seltsamen Zweitsicht den Saal ab. Sie war nirgendwo zu sehen. Wenn sie sie noch
nicht hatten, würden sie mich auch noch nicht aufgeben. Mit einem Kopfschütteln
trat ich vor.
    Weatherton hielt die Tischplatte ruhig, während ich
mich erst daraufsetzte und dann hinlegte. Er band die Lederriemen so lose um
meine Hand- und Fußgelenke, dass es fast lächerlich war. Doch während er es
tat, wurde mein

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