Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
Vom Netzwerk:
seiner Nase und den kaffeebraunen Rückständen
in dem Kanister an der Wand. Überall im Raum, auf allen freien Oberflächen und
leeren Betten, saßen Vampire und beobachteten den Patienten wie gelangweilte
Katzen, die einen verirrten Vogel fixieren.
    Im nächsten Raum war ein schreiendes Kind, das sich
beide Ohren zuhielt. Die Mutter versuchte, den Jungen zu beruhigen, während der
anwesende Arzt so schnell wie möglich ein Rezept für Antibiotika ausstellte.
Hier saß nur ein Vampir, der die Fingerspitzen aneinandergelegt hatte und das
Kind nachdenklich musterte.
    Â»Warum sind sie so dreist?«, fragte ich Dren. War das
hier immer so? Hatte ich es früher nur nie bemerkt?
    Â»Die Zverskiye haben versprochen, dass sich etwas
ändern wird. Wir werden sehen. Im Moment sieht es jedenfalls so aus, als würdet
ihr Logenplätze bekommen.«
    Ich verkniff es mir, in die anderen Behandlungsräume
zu schauen, als wir an ihnen vorbeigingen. Doch ich drückte mich an Tis Seite
und spürte – hoffentlich – seine Waffe an meinen Rippen, bis Dren uns zur
hinteren Treppe führte, deren Zugang mit Plastikfolie abgeklebt und mit einem
Schild versehen war, auf dem »Vorsicht – Bauarbeiten« stand. Davor befand sich
ein Vampir in schwarzer Robe und mit einem langen Bart, der die Hände in seinen
Ärmeln verborgen hatte. Er musterte die Gäste wie ein professioneller
Türsteher. Zwei Vampire, die wie Börsenmakler aussahen, wurden vor uns mit
einem knappen Nicken durchgelassen. Hinter uns – oder genauer gesagt hinter dem
Spürhund – wartete eine Frau mit einem gewagten Kopfputz, die in ein echtes
Korsett geschnürt war, darauf, dass sie an die Reihe kam.
    Â»Wir stehen auf der Gästeliste. Schau unter D wie
Dinner. Oder wie Dren, eines von beidem«, erklärte Dren dem Mann.
    Â»Wer ist er?«, fragte der Vampir, dessen Akzent stark
europäisch klang.
    Â»Er ist ihr Beschützer. Er wird versuchen, euch alle
umzubringen«, meinte Dren.
    Der Vampir musterte Ti von oben bis unten. »Hut,
Schal, Mantel ausziehen. Sofort.«
    Zuerst wickelte Ti sich den Schal ab. Ich konnte
sehen, wie seine Kiefermuskulatur, die unter einer dunkleren Hautpartie lag,
sich anspannte und dann wieder löste. Anschließend nahm er den Hut ab und zog
den Mantel aus, wobei sein neuer Arm enthüllt wurde; er begann knapp unterhalb
des Ellbogens. Er war ein klein wenig größer als sein eigener, was Ti eine
gewisse Ähnlichkeit mit einem Mutanten aus einem Videospiel verlieh. Als
Letztes streifte er die Handschuhe ab.
    Der Vampir klopfte Tis Mantel ab und fand die Waffe.
Er steckte sie in seine Robe. »Sonst noch etwas?«, fragte er, wobei er Tis
enges Shirt und die perfekt sitzenden Jeans beäugte. Ti schüttelte den Kopf,
woraufhin der Vampir beiseitetrat.
    Im Gänsemarsch gingen wir die Treppe hinunter.
Anscheinend näherten wir uns den alten OP -Sälen, aber ich konnte über Tis Schulter hinweg
nicht viel sehen. Der Spürhund blieb dicht hinter mir, sodass ich das Kratzen
seiner Krallen auf den meeresgrünen Fliesen hören und seinen stinkenden Atem
riechen konnte.
    Â»Das hier ist ihr Terrain, weißt du. Sie finden dich
nicht besonders Furcht einflößend«, erklärte Dren. »Geht mir übrigens genauso.«
    Â»Zu dumm. Wenn die Nacht vorbei ist, brauche ich
vielleicht schon wieder einen neuen Arm«, erwiderte Ti, der vor mir ging. Wir
erreichten das Kellergeschoss, wo die Vampire dicht an dicht an den Wänden
standen.
    Dren lachte. »Ich schätze mal, am Ende wirst du mehr
brauchen als das. Aber nun ist meine Aufgabe erfüllt.« Er machte einen Schritt
zur Seite und drehte sich um. »Wirklich schade, dass es nicht geklappt hat,
dich zur Flucht zu überreden, Mädchen, aber ich habe mir meine Brötchen
verdient. Jetzt kann ich genauso gut noch etwas bleiben und zusehen, wie du
stirbst.« Er tauchte in eine der Gruppen ab. Der Spürhund fletschte noch einmal
die Zähne in meine Richtung, dann folgte er ihm, während ich dicht neben Ti
Stellung bezog.

Kapitel 53
    Â 
    Früher war dieses
Krankenhaus eine Lehreinrichtung gewesen, lange bevor private Investoren es
aufgekauft und in eine profitorientierte Geldfabrik umgewandelt hatten. Damals,
vor der Zeit der Monitore und Kameras, hatte es hier große Lehrsäle gegeben,
die wie Amphitheater gebaut waren, mit steil ansteigenden

Weitere Kostenlose Bücher