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Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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Drache.«
    Ich ließ den Blick durch den Raum schweifen, über die
fröhlichen rosa Wände und meine friedlich schlafenden Patienten. Es schien
alles so sicher zu sein. »Ist das so eine Art Einführungsritual? Weil ich die
Neue bin, das kapiere ich ja, aber …«
    Â»Er hat sich den Maulkorb abgerissen und ein Loch in die
Rückwand geschmolzen.«
    In diesem Moment ging der Feueralarm los. Die roten
Lampen an der Decke im Flur fingen an zu blinken, und die Schwestern auf der
gesamten Station begannen mit den Brandschutzmaßnahmen. Ich hörte und spürte,
wie Türen geschlossen wurden.
    Der Lautsprecher unter der Decke erwachte rauschend
zum Leben: »Feuer in Gebäude M, siebtes Stockwerk.«
    Â»OScheiße«, flüsterte ich.
    Â»Ich glaube, seine Verwandlung hat die Syphilis noch
weiter angeheizt«, fuhr Gina fort. »Vor einer Stunde hat er aufgehört, auf
mündliche Befehle zu reagieren. Wenn ich raten müsste – aber bedenke, dass ich
kein Reptilienexperte bin –, würde ich sagen, er leidet an durch die Syphilis
ausgelöstem Wahnsinn. Als er unruhig wurde, habe ich ihm jede Menge
Beruhigungsmittel verabreicht. Sie sollten ihn etwas langsamer machen.«
    Â»Sonst noch was?« Indem ich mich hinter den Vorhang
schob, verhinderte ich, dass die Schwestern im Flur etwas von dem Gespräch
mitbekamen.
    Â»Er kommt durch euer Treppenhaus«, ergänzte Gina.
»Vielleicht will er einfach nur aus dem Gebäude raus, aber ich dachte mir, du
solltest es wissen. Die Schatten sind sowieso schon an ihm dran.«
    Â»Alles klar, danke.«
    Â»Gern geschehen.« Sie zögerte, und ich glaubte hören
zu können, wie sie schluckte. »Viel Glück.«

Kapitel 14
    Â 
    Wie der Brandschutz es
vorschrieb, schloss ich die Türen der beiden Zimmer, die auf den Gang
hinausführten. Meistens bedeutete Feueralarm nur eine Übung. Aber die
Krankenhausbestimmungen waren nicht darauf ausgerichtet, mit Drachen fertig zu
werden. Feuer speienden Drachen. Feuer speienden, wahnsinnigen Drachen.
    Und … Syphilis? Ernsthaft? Wie Al Capone? Ich tigerte
von einem Zimmer ins andere. Sicher, Krankenschwestern behandelten in ihrer
Ausbildung auch das Thema Geschlechtskrankheiten. Das hatte mich allerdings
nicht davon abgehalten, vor zwei Nächten unklugen und ungeschützten Sex mit
einem mir völlig unbekannten Briten zu haben. Scheiße.
    Ich musterte Shawn und das Baby. Beide waren
technisch gesehen Jungfrauen. Und beide brauchten Sauerstoff, um zu überleben.
Für solche Fälle gab es tragbare Tanks. Ich ging zum Tisch der
Stationsschwester.
    Â»Sollten wir die Patienten nicht verlegen?«
    Â»Ach was. Wahrscheinlich ist in der Chirurgie nur
wieder Popcorn angebrannt«, erwiderte sie gelassen.
    Â»Sind Sie sicher?«
    Sie setzte sich aufrecht hin, bevor sie mir
antwortete. Das verriet mir, dass ich vermutlich gleich angeschrien werden
würde. Vielleicht würde mir hinterher ja eine von den Betty-Boop-Figuren einen
Lolli schenken. »Bleiben Sie einfach da drin, bis es vorbei ist.«
    Ich ging zurück und tat so, als würde ich mich um das
Baby kümmern, wobei ich den Vorhang zuzog, um besser nachdenken zu können. Wo
sollte ich hin? Was sollte ich tun?
    Bestimmt würden die Schatten sich schnell um alles
kümmern. Oder? Was mich zu meinem zweiten Problem brachte: Falls der Drache
tatsächlich hierherkam – immerhin hatte Gina angedeutet, dass er zumindest in
der Gegend sei –, würde mir die Zeit fehlen, um vorbeugend zu handeln. Aber
wenn ich als Aushilfsschwester jetzt durchdrehte, mich und meine Patienten mit
Wasser benetzte und die beiden dann ohne O2 durch den Flur schob,
ohne dass es einen Grund gab, würden die Schatten nicht kommen, alles wieder
hinbiegen und die Erinnerung aller löschen, die das mitgekriegt hatten. Wenn
ich jetzt wegen nichts und wieder nichts in Panik verfiel, würde ich nie wieder
auf der Kinderintensiv oder sonst einer Station arbeiten. In einem Krankenhaus
verbreitet sich Klatsch schneller als Schmerzmittel in einem IV -Zugang. Und mal
ehrlich, wo konnte man sich denn schon vor einem Drachen verstecken?
    Ein Strom deutscher Worte riss mich aus meinen
Gedanken. Als ich zum CD -Player schaute, entdeckte ich, dass das Lämpchen
jetzt gelb glühte. Ich ging hin und registrierte, dass die Temperatur in diesem
Teil des Raumes anders war, es war wärmer. Ich

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