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Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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war – in menschlicher Gestalt – geschäftlich in der Stadt. Es
gibt hier keine anderen Vertreter seiner Art, die ihm Unterschlupf gewähren
könnten; sie kommen hauptsächlich in Europa und Asien vor. Dann fiel ihm auf,
dass er hier«, sie kreiste mit einer Hand über ihrem Schoß und wollte damit auf
den Genitalbereich verweisen, »gewisse Probleme hat. Also ist er hergekommen.«
    Â»Was hat er denn?«
    Â»Syphilis. Ist das zu fassen? Wir behandeln ihn jetzt
mit riesigen Dosen Penicillin, und er wird auch wieder gesund werden, aber es
ist ja wohl klar, dass wir nicht wollen, dass er es weiterverbreitet.«
    Schnaubend erinnerte ich mich an meine Jugend, in der
ich reihenweise unnütze Fantasyromane gelesen hatte. »Ja, denk an die armen
Jungfrauen.«
    Gina starrte mich durchdringend an.
    Â»Das war ein Witz«, beteuerte ich.
    Â»Ist aber die Wahrheit. Schwängern könnte er in
menschlicher Gestalt wahrscheinlich niemanden – die Drachengestaltwandler sind
alle ziemliche Inzuchtopfer, aber die Krankheit kann jederzeit übertragen
werden. Außerdem verfügt er nun einmal über einen genetisch bedingten Hang zu
hübschen jungen Dingern. Und er ist ziemlich charismatisch. Ich habe mit ihm
gesprochen, bevor er sich verwandelt hat. Toller britischer Akzent.«
    Mein Herz setzte kurz aus. »Echt?«
    Sie nickte. »Wieso?«
    Ich schüttelte wortlos den Kopf. Die Chancen, dass
ich kürzlich mit einem charismatischen Drachen mit einer Geschlechtskrankheit
geschlafen hatte, waren gerade von einer glatten Null in den Bereich
realistischer Wahrscheinlichkeit aufgestiegen. Im Vergleich dazu war das
Mysterium des wütenden Deutschen in der Pädiatrie echt langweilig.
    Charles bog um die Ecke. »In dieser Stadt eine
Jungfrau zu finden muss echt schwierig sein, Charisma hin oder her.«
    Gina zuckte mit den Schultern. »Das soll vorkommen,
weißt du.«
    Â»Verdammt, selbst in diesem Krankenhaus dürfte es
echt schwierig sein, eine Jungfrau zu finden«, fuhr Charles fort. Ich stieß ein
nervöses Lachen aus.
    Â»Nicht mehr seit ’76«, meldete sich Meaty hinter der
Ecke zu Wort.
    Wir drei sahen uns an. War das das Jahr, in dem Meaty
seine/ihre Jungfräulichkeit verloren hatte? Oder hatte er/sie da zum letzten
Mal Sex gehabt? Ich schauderte. Gewisse Dinge will man von seiner
Stationsschwester gar nicht wissen.
    Nach einer betretenen Pause räusperte sich Gina. »Wie
dem auch sei, bitte weitergehen, es gibt hier nichts zu sehen. Ich muss jetzt
die Schichtpläne machen.«
    Also ging ich und verbrachte den Rest meiner Pause im
Stationszimmer, vertilgte – obwohl wir es nicht sollten – dort mein Abendessen
und sah mir die Krankenakten der Patienten an, die vielleicht meine sein
würden, falls sie bis zu meiner nächsten Schicht blieben.

Kapitel 13
    Â 
    Als ich auf die
Pädiatrie zurückkehrte, hatte die deutsche Stimme eine fieberhafte Intensität
angenommen.
    Â»Haben Sie das
eingeschaltet?«, fragte ich die Hello-Kitty-Schwester, die mich abgelöst hatte.
    Sie zog eine Augenbraue
hoch. »Ich dachte, Sie hätten es angemacht.«
    Ich winkte ab. Auf Y4 war ein verdammter Drache . Wer interessierte sich
da noch für einen kaputten CD -Player? »So war es wahrscheinlich auch, und ich habe
es einfach vergessen. Habe ich irgendwas verpasst?«
    Â»Eigentlich nicht. Ich habe die Vitalzeichen vermerkt
und alles im Auge behalten.« Sie packte ihre Sachen zusammen. »Oh, und bei der
Kleinen habe ich die Windeln gewechselt. Gewicht: fünfundsiebzig Gramm.«
    Bingo! Wenn ich es noch fünf Stunden lang schaffte,
einen Windelwechsel zu vermeiden, war die Nacht gerettet. Es fiel mir schwer,
nicht triumphierend mit der Faust in die Luft zu boxen.
    Â»Vielen Dank!«, sagte ich und winkte ihr durch die
Glastür hinterher, als sie ging.
    Ich richtete den Schreibtisch wieder ein –
Stethoskop, Akten, Stift und Zettel genau wie ich es mochte –, und ging dann um
den Tisch herum, um zu sehen, wo der CD -Player stand. Entschlossen schaltete ich ihn aus,
drehte ihn um und entfernte die Batterien.
    Â»Geht doch«, sagte ich zufrieden, als ich ihn wieder
hinstellte.
    Ich kam genau drei Schritte weit, bevor die deutsche
Stimme erneut ertönte. Verwirrt schaute ich auf die Batterien in meiner Hand,
dann zurück zum CD -Player. Das kleine Licht an dem Gerät strahlte in trotzigem

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