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Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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entweder reale oder teerschwarze. Und wenn ich
zwischen den Träumen wach lag, dachte ich ständig an Ashers Nummer
beziehungsweise daran, wann und/oder ob ich ihn anrufen sollte. Minnie war mir
keine Hilfe – sie lief mindestens einmal pro Stunde über mich drüber, und dabei
schienen ihre Pfoten mit einem geheimen Organsuchmodus ausgestattet zu sein.
Und wie an so vielen Nachmittagen und Abenden zuvor klingelte mein Wecker genau
dann, als ich gerade das Gefühl hatte, endlich richtig tief zu schlafen. Ich
musste zur Arbeit.
    Â»Du hast heute einen Sondereinsatz«, erklärte Meaty,
sobald ich die Station betrat.
    Â»Echt?«, fragte ich überrascht. »Ich meine … klar
doch!«
    Meaty grinste. »In Zimmer vier spielt heute die
Musik. Du hältst hier die Stellung, und wenn wir dich brauchen, rufen wir
dich.«
    Ich spürte fast, wie ich hinter den Tresen des
Stationszimmers ein wenig gewachsen war. Was für eine überraschende Wende.
Jetzt wurde mir schon die gesamte Station anvertraut! Man musste schon den Ruf
haben, nützlich zu sein, sonst wurde man nicht aushilfsweise zur
Stationsschwester gemacht. Meaty war mit Charles in Zimmer vier beschäftigt –
wahrscheinlich damit, mit all den Besuchern zu sprechen, die ich von hier aus
sehen konnte –, und Gina war hinter der nächsten Ecke bei ihren Patienten. Es
gab nur mich und den Platz der Stationsschwester. Ich setzte mich und kam mir
dabei verdammt offiziell vor.
    Â»Ich bin der Chef, ich bin der Chef«, sang ich leise
vor mich hin. »Meaty ist weg, also bin ich jetzt der Che-hef.« Aus Richtung der
Werwolfgehege hörte ich ein Kichern. »Und Ginas Chef bin ich a-hauch«, fuhr ich
fort, woraufhin aus dem Kichern ein lautes Lachen wurde.
    Es mussten Labortests bestellt und Wagen aufgefüllt
werden, also versuchte ich fleißig, das zu tun, was ich Meaty so hatte tun
sehen. Dafür brauchte ich ungefähr eine halbe Stunde. »Brauchst du Hilfe,
Gina?«, rief ich, als alle Wagen aufgefüllt waren.
    Â»Noch nicht, danke!«, kam es zurück.
    Â»Na dann.« Ich glättete das Umhängeband, an dem mein
Ausweis hing, als wäre es eine Krawatte. Und dann fing mein Ausweis an zu
glühen.
    O nein. Ich schaute mich um.
    In der Tür zu Zimmer vier stand ein Junge und starrte
mich an – genau wie dieses gruselige Kind aus diversen japanischen
Horrorfilmen. Er trug einen dunklen Anzug, der perfekt auf seine Größe von
ungefähr einen Meter zwanzig zugeschnitten war, glänzende Schuhe und eine
Fliege. Ich winkte ihm zu. »Brauchst du irgendwas?«, fragte ich hoffnungsvoll.
Er starrte einfach weiter.
    Eine persisch aussehende Frau, deren dichtes,
schwarzes Haar zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden war, streckte den Kopf aus
der Tür. Sie sah den Jungen an, dann mich und lächelte schließlich.
    Â»Sie ist geschützt, Gaius. Sie kann dich nicht
hören.« Der Junge schaute zu ihr hoch und sie tätschelte seine Schulter. »Na
los, sag ihr, was du möchtest.«
    Er – Gaius – machte den Mund auf, aber es kam kein
Ton heraus. Scheinbar war es eine Weile her, dass er zuletzt sprechen musste?
»Ich … ich hätte gern ein Glas Wasser«, stammelte er.
    Ich lächelte ihn an und stand auf. »Mit oder ohne
Eis?«
    Â»Mit Eis. Bitte.«
    Â»Kein Problem.« Ich ging los, um ihm ein Eiswasser zu
holen, und als ich zurückkam, warf ich einen Blick in Zimmer vier.
    Es war eines der größeren Zimmer, ungefähr fünfzehn
Quadratmeter groß. Unsere Station verlief in einem Bogen, und es lag genau am
Knick. Im Zimmer hatte sich eine ziemlich große Menge an Personen versammelt,
die ruhig zwischen einigen funkelnden Infusionsständern herumspazierten. Alle
trugen Freizeitkleidung im gehobenen Stil, so als kämen sie direkt von einem
Businesslunch im Restaurant eines Nobelgolfklubs. Außerdem ignorierten sie mich
alle total. Eigentlich hätte ich etwas sagen sollen – über sie oder zu ihnen,
da eigentlich immer nur zwei Besucher auf einmal gestattet waren –, aber ich
konnte das zischende Klappern der Infusionspumpen hören, die auf Hochtouren
liefen.
    Und zwar über uns – o mein Gott. Da unsere Patienten
nun einmal waren, wer sie waren, nahmen wir hier jede Menge Transfusionen vor.
Aber ich hatte noch nie eine Transfusion von einem solchen Umfang gesehen. An
Haken an der Decke hingen zwanzig

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