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Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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unwillkürlich einen
Schritt vor. Charles schüttelte wieder vehement den Kopf. »Aber …«, hauchte ich
tonlos in seine Richtung. Sein Kopf drehte sich weiter von links nach rechts.
    Der Vorbeter trat vor und ließ die Klinge mit einer
schnellen Bewegung über den rechten Arm des Patienten gleiten, wobei er das
Handgelenk genauso aufschnitt wie den Gurt, mit dem es fixiert war. Dann ging
er zur linken Seite des Bettes und setzte dort den gleichen Schnitt.
Anschließend zogen Charles und Meaty die Plastikwannen unter dem Bett hervor,
die wir benutzten, um die bettlägerigen Patienten zu waschen. Aus den beiden
Wunden plätscherte Blut in die Wannen, was genauso klang wie ein alter Mann,
der tröpfelnd Wasser ließ.
    Lag dieser Vampir im Sterben? War es ein Opfer? Ein
Ritual? Mir war völlig egal, was Charles sagte oder was Meaty gestattete – das
hier war krank. Die blaue Linie auf dem Monitor, die die Sauerstoffsättigung
anzeigte, sank auf Null. Ich war schon einen Schritt vorgetreten, als ich
plötzlich bemerkte, dass der Patient lächelte.
    Die Vampire rund um das Bett, die vorher so viel zu
sagen gehabt hatten, waren jetzt alle still. Man könnte meinen, sie hätten
erleichtert aufgeseufzt, aber das wäre viel zu emotional für sie gewesen. Sie
schienen … zufrieden zu sein. Die Wunden an den Handgelenken des Patienten
begannen zu heilen, als würde die Zeit zurückgedreht. Ich rechnete schon fast damit,
dass die Fixiergurte sich in die Luft erheben und sich wieder um seine Arme
legen würden. Als der Blutstrom langsam versiegte, nahm der Anführer die Wanne,
die ihm am nächsten stand, und hob sie an die Lippen. Das wirkte etwas
unbeholfen, denn diese Gefäße waren nicht dazu gedacht, dass jemand daraus
trank. Das Blut rann aus seinen Mundwinkeln, lief in zwei Rinnsalen über sein
Kinn und seinen Kragen und hinterließ schließlich Flecken auf seinem Hemd. Als
er fertig war, reichte er die Wanne an den nächsten Vampir in der Reihe weiter,
der ebenfalls mit lässiger Gleichgültigkeit daraus trank. Vollkommen
fassungslos stand ich da – und dann sprangen Meaty und Charles vor und
fesselten den Patienten wieder an sein Bett.
    Â»Im Kühlschrank sind noch zwei Konserven, Edie.
Würdest du sie bitte holen?«, fragte Meaty und packte eine frische Magensonde
aus. Charles legte dem Patienten gerade an allen vier Gliedmaßen einen zweiten
Satz Gurte an. »Edie?«
    Â»Bin schon dabei!« Ich rannte samt Schutzkleidung
hinaus, schloss den Kühlschrank auf und schnappte mir zwei Blutkonserven. Als
ich ins Zimmer zurückkam, schüttelten bereits neue Krämpfe den Patienten. Meaty
schob ihm gerade so schnell wie möglich die Sonde in die Nase, hielt dabei aber
eine Armlänge Abstand. Charles nahm mir die Blutkonserven ab, hängte eine davon
auf und schloss sie dann an das Ende der Magensonde an.
    Aus dem Kiefer des Patienten brachen Zähne hervor,
und er stieß ein schrilles Kreischen aus, ungefähr wie eine Dampflok in voller
Fahrt. Ich wich zurück. »Heiliger Jesus …« Die Besucher, die neben mir standen,
drehten sich mit finsteren Blicken zu mir um. Der Pegel in der aufgehängten
Blutkonserve fiel rapide, als die Schwerkraft und ein überirdischer Hunger
ihren Inhalt in den Magen des Patienten sogen. Seine Zähne zogen sich wieder
zurück, und er sank still in die Kissen.
    Der Anführer der Besuchergruppe nickte knapp. »Die
Zeremonie wurde zu unserer Zufriedenheit durchgeführt.« Er wandte sich an
Meaty: »Wie immer weiß der Thron der Rose Ihre Kooperation zu schätzen.«
    Meaty trat von dem Patienten zurück. »Danke. Wir
schicken Ihnen dann die Rechnung.«
    Der Anführer schnaubte amüsiert. »Wir werden ihn in
drei Nächten abholen.«
    Meaty nickte nur, und die blutverschmierten
Country-Klub-Mitglieder verließen nacheinander den Raum. Ich winkte Gaius durch
die Scheibe zu. Er neigte den Kopf, woraufhin mein Ausweis wieder anfing zu
glühen, und dann erwiderte der Junge den Gruß, wenn auch etwas steif.
    Charles stand mit verschränkten Armen neben dem Bett
und hielt die zweite Blutkonserve bereit.
    Â»Was zur Hölle war das?«
    Er grinste, wandte den Blick aber nicht von der fast
leeren ersten Konserve ab. »Deine erste Vampirbabyparty.«
    Ich spürte, dass meine Augenbrauen ungeahnte Höhen
auf meiner Stirn erreichten.

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