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Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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Blutkonserven, und die Pumpen schickten deren
Inhalt mit Höchstgeschwindigkeit in den Patienten im Bett. Aufgrund der
umstehenden Menge konnte ich den Empfänger nicht sehen, aber das sah alles
verdammt ernst aus. Ich klopfte an den Türrahmen, um ihre Aufmerksamkeit zu
erregen. »Soll ich einen Arzt rufen?«
    Die Besucher, die in meiner Nähe standen, zuckten
sichtbar zusammen. Meaty schaute von der Schulter des Patienten, wo er gerade
einen neuen Zugang legte, zu mir. »Mach dich bereit und leg noch mehr Zugänge.«
Ich rannte aus dem Zimmer, um dem Befehl nachzukommen, dann stürmte ich wieder
herein und schob mich zwischen den Armani-Leuten hindurch.
    Der Patient war schon mit einem Netz aus intravenösen
Schläuchen überzogen – so als hätte sich eine Plastikspinne von der Decke
heruntergelassen und angefangen, ihn einzuwickeln. Hände, Unterarme, Ellbogen,
Halsvenen, Füße – ich konnte keine einzige Stelle entdecken, an der man einen
Zugang legen konnte, wo es nicht schon geschehen war. Wenn er so viele
Konserven brauchte, musste er wohl innere Blutungen haben, und zwar gewaltige.
Allerdings spürte ich, dass sein Bauch unter dem Laken weich war.
    Â»Wo?«, fragte ich schließlich und gab die Suche auf.
    Einer der Männer hinter mir begann in einer Sprache
zu reden, die ich noch nie gehört hatte. Charles, der am Kopf des Bettes stand,
schaltete eine weitere IV -Pumpe an und gab mir dann ein Zeichen. Er tat, als
würde er seine Lippen wie einen Reißverschluss schließen, und schien mich dann
mit erhobenen Händen wegscheuchen zu wollen. Ich wich ein paar Schritte zurück.
    Der Patient verfiel in Krämpfe. Die Fixiergurte waren
mir vorher gar nicht aufgefallen. Es waren vier, allerdings nicht allzu eng
geschnürt. Seine Hände rissen an den Fesseln, und seine fixierten Beine traten
gegen das Bett, bevor er schließlich den Rücken durchbog, sich dann halb
aufrichtete und schließlich wieder zusammenbrach.
    Der Besucher redete immer weiter in dieser fremden
Sprache. Ich sah mich im Zimmer um – die Kleidung dieser Leute passte zusammen,
ansonsten aber nicht viel. Sie waren alle attraktiv, einige schienen
Hispanoamerikaner zu sein, andere hatten offensichtlich noch exotischere
Wurzeln. Einer war schwarz, drei waren schon älter, und die Frau, die vorhin
mit mir gesprochen hatte, hielt Gaius’ Schulter umklammert, der das einzige
Kind im Raum war.
    Der Sprecher hatte dunkles Haar, das an den Schläfen
langsam grau wurde, und leicht gebräunte Haut. Seine schmalen Lippen formten
eine raue Silbe nach der anderen, während der Rest der Versammlung ihm immer
wieder etwas nachsprach. Sie alle kannten den Ablauf – es wirkte wie ein
Wechselgesang. Da das hier bestimmt keine politische Kundgebung war, waren sie
schätzungsweise in eine Art Gebet vertieft. Aber zu wem sollte ein Vampir schon
beten?
    Meaty und Charles standen jetzt gemeinsam am Kopf des
Bettes. Der Patient begann sich zu winden, als wäre er von einem Dämon
besessen. Seine Augen verdrehten sich, bis man das Weiße sah, und vor seinem
Mund bildete sich rosafarbener Schaum. Entweder hatte er sich während des
Krampfanfalls auf die Zunge gebissen oder er hatte gerade eine Art
linksseitigen Schlaganfall. Ich schaute Hilfe suchend zu Charles, der
entschieden den Kopf schüttelte.
    Das Gebet steigerte sich in einem drängenden
Crescendo, während das Blut in ihn hineinfloss. Ich hatte noch nie gesehen,
dass Blut dermaßen schnell einem Körper zugeführt wurde; normalerweise musste
man dabei auf Dinge wie Reaktion, Rejektion oder Gerinnungsfaktoren achten.
Eine Reaktion zeigte er definitiv: Sein Körper warf sich hin und her, bis zu
befürchten war, dass er das gesamte Bett umwerfen würde. Allerdings hatte ich
keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte. Die Blutkonserven leerten sich nach
und nach, und die angeschlossenen Pumpen stellten zischend die Arbeit ein,
bevor sie protestierend piepsten. Gleichzeitig wurden die Betenden immer
lauter, bis sie fast schrien, und dann …
    Stille. Atemlose, unheimliche Stille. Der keuchende
Atem des Mannes im Bett war das einzige hörbare Geräusch. Er krampfte wieder
und ließ das gesamte Bett trotz blockierter Rollen seitlich über den Boden
rutschen, bevor er sich wieder beruhigte. Dann zog der Vorbeter ein Messer aus
seiner Brusttasche.
    Â»Was zum …«, keuchte ich und trat

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