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Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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Glasvitrine stand. Ein CD -Player, der fast
genauso war wie der von Shawn. »Wie viel wollen Sie dafür?«
    Er bückte sich grunzend, um die Vitrine
aufzuschließen und das Plastikgerät herauszuholen. »Fünf Dollar.«
    Ich starrte ihn finster an. »Sie haben meine
Esszimmermöbel verkauft.«
    Â»Zwei fünfzig.«
    Â»Funktioniert der überhaupt noch?«
    Er rollte mit den Augen. »Na klar.«
    Â»Beweisen Sie es.«
    Â»Beweisen Sie’s doch selbst«, erwiderte er und schob
ihn mir hin.
    Ich hob meine leeren Hände. »Ich habe keine CD . Und Sie haben meine
Sachen verkauft .«
    Â»Also gut, wie auch immer.« Er wedelte mit den
Händen, als wollte er mich aus dem Laden schieben. »Nehmen Sie ihn. Und dann
verschwinden Sie.«
    Â 
    Ich fuhr mein unheimlich
waches Selbst zurück zum Krankenhaus, hängte mir meinen Ausweis wieder um und
ging zurück auf die Kinderstation. Dort lief ich kommentarlos an den
Tagesschichtschwestern vorbei, direkt zu Zimmer zweiundsechzig und
dreiundsechzig, in denen es ohne den deutschen Wortschwall ungewohnt ruhig war.
    Â»Hey Shawn!«, rief ich von der Tür aus. Seine Augen
wanderten in meine Richtung. Die Schwester der Tagesschicht war nirgendwo zu
sehen, aber an Shawns Bett saß eine Frau im Businessoutfit.
    Â»Und wer sind Sie?«, fragte sie in einem Tonfall, der
genauso pragmatisch war wie ihre Schuhe.
    Â»Ich war letzte Nacht seine Krankenschwester. Sein CD -Player ist
kaputtgegangen. Ich bin gekommen, um ihn zu ersetzen.« Ich zog das staubige
Teil aus meiner Tasche. »Und Sie sind?«, fragte ich dann, während die Frau eine CD aus dem Nachttisch
fischte.
    Â»Seine Mutter.« Sie warf mir einen finsteren Blick zu.
»Lest ihr Leutchen eigentlich nie die Krankenakten?«
    Tragt ihr Leutchen denn nie eure Besucherausweise? Es lag mir schon auf
der Zunge, doch dann fiel mir wieder ein, dass Shawn gesagt hatte, seine Mutter
sei tot. Ich sah ihn vorwurfsvoll an, und er rang sich ein Grinsen ab.
    Â»Das bedeutet Ärger!«, rügte ich ihn.
    Â»Kommen Sie näher …«, flüsterte er.
    Ich beugte mich über ihn, drückte dabei aber mit
einer Hand meinen Kragen an die Brust.
    Â»Näher.«
    Ich schob mich so nah an ihn heran, dass mein Ohr
fast seine Lippen berührte.
    Â»Was war das?«, zischte er um seinen losen
Beatmungsschlauch herum. »Letzte Nacht. Was war das?«
    Ich wich ein Stück zurück. Er sollte sich an nichts erinnern
können. Die Schatten sollten sich um alles kümmern. Um wirklich alles. Ich
schaute auf ihn herunter. »Das war nur ein schlimmer Traum, mehr nicht. Es ist
erledigt, versprochen.« Er sah mich mit großen, ernsten Augen an, und ich
erkannte, dass er mir das nicht abkaufte. Zu meinem Glück würde ihm das niemand
glauben.
    Â»Tja«, mischte sich seine Mutter ein und ruinierte so
den Moment. »Ich weiß die Geste wirklich zu schätzen, Schwester …«, sie schaute
schnell auf meinen Ausweis, »… Schwester Spence. Aber so wie es aussieht,
funktioniert dieser CD -Player nicht.« Sie holte ihre CD aus dem Gerät und reichte es mir dann.
    Â»Oh.« Ich nahm den Player und schüttelte ihn kurz.
»Vielleicht sollten Sie …« Ich streckte ihn ihr wieder entgegen.
    Â»Ich werde Shawn einen MP3-Player kaufen«, erwiderte
sie und wandte dann den Blick ab, ganz ähnlich wie der Mann in der Pfandleihe.
Eigentlich wollte ich noch etwas sagen, aber ihr Gesichtsausdruck machte
deutlich, dass ich bereits entlassen war.
    Ich warf noch einen Blick auf Shawn, der erst nur in
seinem Bett gefangen gewesen war und jetzt in seinen Erinnerungen. »Tut mir
leid, Kumpel.« Mit dem CD -Player in der Hand winkte ich ihm noch einmal zu und
ging.
    Â 
    Sobald ich in meinem
Auto saß, legte sich die Erschöpfung über mich wie ein warmer Mantel. Ich
stellte den Player neben mich auf den Beifahrersitz. Einen Moment lang glaubte
ich, der Powerknopf würde aufleuchten. Mit dem tranceartigen Blick der
Erschöpfung starrte ich ihn an. Die Hoffnung, dass er angehen könnte, war das
Einzige, was mich davon abhielt loszuheulen.
    Hinter mir wartete ein Auto, das mir zu meiner Parklücke
gefolgt war, und nun gab der Fahrer alle Höflichkeit auf und hupte. Erschrocken
schaute ich in den Rückspiegel und sah einen Mann, der wild gestikulierte.
Schnell steckte ich den Schlüssel ins

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