Nightshifted

dir etwas«, sagte er
überdeutlich mit diesem niedlichen Akzent, wobei sein Atem warm über meine Haut
strich.
    Â»Ich weiß nicht, was du meinst«, erklärte ich ihm.
Die Frau hinter ihm – blond, schlank, vollbusig – warf mir einen Blick zu, der
ankündigte, dass sie mir gleich ein Veilchen schulden würde, wenn ich nicht
sofort die Fliege machte.
    Er zog sich von meinem Ohr zurück und sprach mich
wieder direkt an: »Jene Nacht. Ich schulde dir etwas. Und ich habe nicht gerne
Schulden.«
    Â»Hä? Oh!« Endlich dämmerte es mir, und ich lief von
Kopf bis Fuß rot an, wobei ich verdammt froh war, dass die unnatürliche
Beleuchtung des Klubs eine gute Tarnung bot. Das war mir noch nie passiert,
dass ein Mann eine Orgasmusschuld begleichen wollte.
    Â»Also, darf ich es dir zurückzahlen?«, fragte er, und
ein leises Lächeln umspielte seine Lippen. Dann wurde es zu einem wölfischen
Grinsen, das seiner Attraktivität keinen Abbruch tat; im Gegenteil.
    Â»Danke, aber …« Ich ließ meinen Blick betont über seine
Schulter wandern.
    Er wendete sich prompt zu der Frau um. Ich konnte
weder hören, was er sagte, noch sehen, was für eine Miene er dabei aufsetzte,
aber sie drehte fast augenblicklich den Kopf weg und verschwand in der Menge.
Dabei warf sie mir noch einen mordlustigen Blick zu.
    Â»Ich bin Edie«, sagte ich und streckte ihm die Hand
hin, als seine Aufmerksamkeit zu mir zurückkehrte. Er ließ meine Linke los und
schüttelte die Rechte.
    Â»Ich bin Asher.«
    Â»Freut mich, dich kennenzulernen, Asher.« Grinsend
deutete ich einen albernen Knicks an. Bei seinem Akzent schien das immerhin
angebracht zu sein.
    Asher reagierte mit einer kleinen Verbeugung und bot
mir dann seinen Arm an. »Verehrte Edie«, verkündete er übertrieben förmlich,
»es wäre äußerst reizend, wenn ich dich nach Hause geleiten dürfte.«

Kapitel 17
    Â 
    Ich stellte sicher, dass
ich zumindest noch etwas Schlaf bekam, bevor ich am nächsten Morgen zu meinem Termin in der
Klinik ging, wo ich dann zwischen vielen anderen in einem tristen Wartezimmer
auf einem harten Plastikstuhl hockte. Ich erkannte keinen der anderen
Angestellten und hoffte sehr, dass es auch so blieb.
    Offensichtlich war Asher nicht der Werdrache gewesen,
und ebenso offensichtlich wären eine Menge andere Dinge, die ich mir bei ihm
geholt haben konnte, jetzt noch nicht nachweisbar, aber irgendwie fühlte ich
mich dazu verpflichtet, den Termin trotzdem wahrzunehmen. Es ist immer gut,
seinen Ausgangpunkt zu kennen. Letzte Nacht hatten wir Kondome benutzt, und
Asher hatte keine Fragen gestellt, was diesen Richtungswechsel anging.
    Außerdem hatte er dafür gesorgt, dass seine Schulden
getilgt wurden. Mit Zinsen. Was wirklich schön war. Aber im Ernst: Es war etwas
völlig anderes, ob man mit einem Mädchen wie mir an einem Mittwochabend nach
Hause ging oder ob man an einem Freitagabend eine solche Frau für mich sitzen
ließ. Irgendwie war das nicht richtig. Ihm gegenüber hatte ich das nicht
erwähnt, da ich immer noch einen gewissen Stolz hatte, den mir selbst meine
manchmal skrupellose Ehrlichkeit nicht austreiben konnte, aber ich hatte
klargestellt, dass ich nicht an Orgasmuskreditpläne glaubte. Asher hatte mir
trotzdem seine Telefonnummer untergeschoben. Der verantwortliche
Krankenschwesterteil in mir hatte sich verpflichtet gefühlt, sie aufzuheben,
nur für den Fall, dass einer der Tests heute positiv ausfiel.
    Während ich in diesem Wartezimmer gefangen war,
konnte ich vor meinem geistigen Auge sehen, wie seine Nummer mit einem Magneten
befestigt an meinem Kühlschrank hing. Ich versuchte mir einen guten Grund
vorzustellen, warum ich ihn anrufen sollte – einen, der keine Testergebnisse
beinhaltete, sondern irgendwie mit einem richtigen Date enden könnte.
    Die Tür zum Behandlungszimmer öffnete sich, und eine
Krankenschwester, die ich Gott sei Dank nicht kannte, streckte den Kopf raus.
»Edie Spence?«, las sie von ihrer Mappe ab.
    Â»Das bin ich.« Ich stand auf, zog meinen Rock zurecht
und folgte ihr.
    Â 
    Den Rest des Tages
verbrachte ich im Bett und versuchte, für die kommende Schicht vorzuschlafen.
Da ich in der Nacht nicht sonderlich viel Schlaf abbekommen hatte, hätte das
kein Problem darstellen dürfen, aber jedes Mal, wenn ich gerade einschlief,
hatte ich Albträume über Meere,