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Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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erscheine. Ich weiß ja nicht einmal,
wann das sein soll.«
    Er zeigte auf einen Kalender, der hinter dem
Computermonitor an der Wand hing. Zusätzlich zu den normalen Daten waren darin
auch die Mondphasen angegeben. »Das ist die erste Nacht, in der kein Mond am
Himmel zu sehen ist. Die Kräfte der Vampire nehmen antizyklisch zu den
Mondphasen zu und ab, ganz im Gegensatz zu den Werwölfen; in dieser Nacht sind
die Vampire also am stärksten. Die Werwölfe hingegen sind zu diesem Zeitpunkt
rein menschlich und leicht verletzlich, also neigen sie in dieser Nacht dazu,
sich zu verstecken.«
    Das kam mir irgendwie bekannt vor, wohl aus den
Einführungskursen. Damals war mir das alles so unwirklich vorgekommen – die
Flyer über sicherheitsbewusstes Verhalten in der Gegenwart von Vampiren, die
ich gelesen, dann einen Test darüber geschrieben und schließlich den Flyer
zusammen mit dem Test abgegeben hatte. Rückblickend war es eher wie bei der
Führerscheinstelle gewesen und hatte wenig mit der Arbeit als Krankenschwester
auf Y4 zu tun gehabt. Wer
hätte diesen ganzen Kram denn schon glauben können, solange man es nicht mit
eigenen Augen sieht?
    Paul zeigte wieder auf den Kalender. »Technisch
gesehen sind es noch sieben Nächte bis dahin.« Er beugte sich vor und berührte
kurz mein Knie. Der Körperkontakt kam völlig überraschend. »Edie, stimmt’s?«
    Ich nickte.
    Â»Wie groß ist denn der Ärger, den Sie sich
eingehandelt haben?« Er nahm seine Hand nicht weg. Am liebsten hätte ich die
meine ausgestreckt und seine damit gedrückt, auch wenn er ein Bakterienphobiker
war.
    Â»Sehr groß.«
    Â»Dürfte ich fragen, was genau Sie getan haben, um die
Vampire zu verärgern?«
    Â»Dürfte ich fragen, ob das unter uns bleibt?«,
antwortete ich mit einer unumgänglichen Gegenfrage.
    Paul zog seine Hand zurück, und sofort merkte ich,
wie sehr mir dieser einfache zwischenmenschliche Kontakt fehlte. Nickend
verschränkte er die Arme vor der Brust. »Erzählen Sie mir einfach alles rein
hypothetisch.«
    Â»Es könnte sein, dass ich einen Vampir getötet habe,
um ein kleines Mädchen zu retten. Technisch gesehen besteht die Möglichkeit,
dass ich mich zu diesem Zeitpunkt unter dem Einfluss eines Befehlszwangs
befunden habe … aber ich glaube nicht, dass dieses Detail die besonders
interessiert.« Mich eigentlich auch nicht. Was hatte ich noch gleich zu Meaty
gesagt? Dass ich es jederzeit wieder getan hätte? Hätte ich das wirklich, mit
dem Wissen, das ich jetzt hatte? Würde ich es wieder tun?
    Â»Tja, das ist ein eindeutiger Fall – es ist legitim,
Vampire zu töten, wenn es aus Notwehr geschieht. Er hätte Sie gar nicht in einen
Kampf verstricken dürfen, Sie sind schließlich eindeutig eine
Nichtkombattantin.«
    Â»Genau genommen war es keine Notwehr. Eigentlich bin
ich – rein hypothetisch gesprochen – in sein Haus … in seinen … Unterschlupf eingedrungen.« Ich nahm
mir einen Stapel Prospekte und blätterte ihn durch. Wie sich herausstellte,
gaben sie Tipps für ein »Leben mit hydropischer Herzmuskelschwäche«, und zwar
in drei verschiedenen Sprachen, von denen mir eine völlig unbekannt war. »Sie
war dort gefangen. Ich habe ihn getötet«, sagte ich, ohne ihm in die Augen zu
sehen.
    Â»Rein hypothetisch«, ergänzte er.
    Â»Rein hypothetisch«, nickte ich.
    Â»Aber sie war doch in Gefahr, oder?«
    Â»Sie wurde gegen ihren Willen festgehalten.«
    Paul schüttelte entschieden den Kopf. »Dann sind Sie
immer noch auf der sicheren Seite. Laut den Richtlinien des Konsortiums
überwiegt die Sicherheit des Menschen gegenüber den Belangen der Vampire,
zumindest innerhalb der Bezirksgrenzen. Sie befanden sich doch innerhalb
unseres Bezirks, oder?«
    Damit war ich völlig überfragt. »Wahrscheinlich. Aber
sie war … na ja … nicht wirklich menschlich.«
    Paul stieß zischend den Atem durch die Lippen aus.
»Verstehe. Wissen Sie denn, wo sie jetzt ist? Kann sie für Sie aussagen?«
    Â»Ich habe keine Ahnung. Sie ist davongelaufen. Aber
sie war in Gefahr, da bin ich mir absolut sicher.« Sobald ich hier fertig war,
konnte ich zu Mr. Novembers Wohnung zurückgehen. Aber wenn ich wusste, wo er
wohnte, wussten die das mit Sicherheit auch. Ich konnte also nicht wirklich
damit rechnen, irgendwelche Beweise

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