Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
Vom Netzwerk:
den Werwolf- und
Gestaltwandlerpopulationen vernachlässigen können. Patienten abzuweisen ist ein
strafbares Delikt – das Konsortium nimmt so etwas sehr ernst. Wenn wir unsere
Akkreditierung verlieren …« Meaty ließ den Satz bedeutungsschwanger ausklingen.
    Es folgte ein langes Schweigen, nur durchbrochen von
dem Klicken der Spürhundkrallen auf den Fliesen, als die Kreatur auf der Stelle
trat und immer abwechselnd versuchte, den beiden Silberketten zu entkommen.
»Dann werden wir sie eben mitnehmen, wenn ihre Schicht vorbei ist«, meinte Dren
schließlich.
    Â»Sie hat bis Ende nächster Woche jede Nacht Dienst«,
erklärte Meaty. »Außerdem ist es ja nicht so, als könnte sie sich dieser
Berufung entziehen. Durch den Spürhund haben Sie dafür ja bereits gesorgt.«
Meaty streckte eine Hand nach hinten und zog mich vor sich.
    Ich konnte Dren nicht in die Augen sehen – aber ich
konnte sehen, wie seine Hand sich krampfhaft um den Griff seiner Sichel legte.
Vampire waren es nicht gewöhnt, ausgebootet zu werden, insbesondere nicht durch
etwas so Minderwertiges wie vorgeschriebene Personalquoten und
Versicherungsgesellschaften. Statt ihm ins Gesicht zu sehen, starrte ich auf
Drens Schatten, der sich wie ein dunkler Blutfleck hinter ihm über den Boden
ergoss, wobei ich hoffte, die Schatten würden sich aus ihm erheben und mich
retten.
    Als Dren wieder sprach, konnte man die angestrengte
Selbstbeherrschung in seiner Stimme hören: »Dann erwarten wir Sie in der
dunkelsten Nacht, Miss Spence. Dann werden Sie sich nicht widersetzen.«
    Ich konnte nichts anderes tun als nicken.
    Â»Und jetzt verschwinden Sie«, befahl Meaty und trat
nachdrücklich einen Schritt vor.
    Â»Ihnen bleibt Zeit bis zur dunkelsten Nacht«,
wiederholte Dren. Die Vampire hinter ihm rissen den Spürhund an seinen Ketten
zurück.
    Â»Vielleicht habt ihr mich ja nicht richtig
verstanden: Verzieht euch, ihr Arschlöcher.« Meaty zeigte auf den
Aufzugsschacht, der hinter den Männern aufragte. Die Türen des Aufzugs öffneten
sich gerade. Dren verbeugte sich spöttisch, dann drehten sich die Vampire
vollkommen synchron um und verließen unser Stockwerk.
    Â»Wozu haben wir eigentlich einen Sicherheitsdienst?«,
fragte Gina laut, sobald wir wieder auf Y4 angekommen waren.
    Â»Der Sicherheitsdienst kann sie nicht aufhalten. Die
haben sie wahrscheinlich nicht einmal gesehen«, erklärte Meaty.
    Â»Und die Schatten?«, fragte Gina. Mir war es
inzwischen etwas peinlich, dass ich gehofft hatte, sie würden mich retten. Immerhin
war auf der Kinderintensiv ziemlich deutlich geworden, dass sie mich
verachteten.
    Meaty zuckte mit den Schultern. »Ist eigentlich nicht
ihre Angelegenheit.«
    Und da stand ich nun. Ich konnte wieder atmen, aber
mein Herz hörte nicht auf zu rasen, und meine Kehle brannte wie Feuer. »Was
soll ich tun? Was werden die mit mir machen? Was war das für ein Ding,
verdammt?«
    Gina wich meinem Blick aus. Charles schaute grimmig
drein.
    Â»Du solltest bleiben, bis Paul morgen früh
reinkommt«, erklärte Meaty. »Das ist der Sozialarbeiter. Er kann dir ein paar
Kontaktdaten geben …«
    Der Rest meines kurzen Lebens zog vor meinen Augen
vorbei. »Sollte ich weglaufen?«
    Meaty schnaubte abfällig. »Weglaufen? Vor einem
Spürhund? Nein. Du wirst vor Gericht erscheinen.«

Kapitel 20
    Â 
    Den Rest der Nacht gab
ich mir Mühe, besonders hilfreich zu sein. Wirklich! Aber die Vampirparade
hatte mir einiges an Enthusiasmus geraubt. Es war ziemlich schwierig, sich
keine Sorgen um die Zukunft zu machen, wo es doch gerade den Anschein hatte,
als würde mir nicht mehr besonders viel davon bleiben.
    Bis zum Schichtwechsel blieb ich stark. Aber bevor
ich die Station verlassen konnte, musste ich erst noch auf den Sozialarbeiter
warten, der nicht vor acht Uhr reinkam. Außerdem wäre der Umkleideraum dann von
den eintrudelnden Kollegen der Tagesschicht belegt. Es war für mich also am
sichersten, mich bis halb acht einfach in einem leeren Krankenzimmer zu
verstecken. Verstohlen schob ich mich in Zimmer fünf.
    Die Jalousien waren geschlossen, und im Zimmer war es
stockdunkel, nur ein Monitor im Stand-by-Modus gab etwas Licht ab. Ich ging
durch den Raum, streckte die Hand nach dem Regalbrett aus, von dem ich wusste,
dass es da sein musste, und schaffte es gerade noch, mich dagegenzulehnen,
bevor

Weitere Kostenlose Bücher