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Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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Name war? Ich hoffte es wirklich.
    Â»Jedenfalls kann ich dir nicht weiterhelfen«, fuhr
Gina fort. »Die Hälfte der Daten in seiner Akte entspringt sowieso reiner
Phantasie. Meaty meint es gut mit dir, du kannst dich auf eine entspannte Nacht
freuen.«
    Eine entspannte Nacht, während der ich vor seinem
Zimmer sitzen und viel zu viel Zeit zum Grübeln haben würde. Thematisch standen
zur Auswahl: Zwanghafte Beschäftigung mit einem fast unbekannten Patienten,
zwanghafte Beschäftigung mit dem bevorstehenden Tribunal oder zwanghafte
Beschäftigung mit der Frage, wie ich zuhause Anna endlich dazu bringen konnte,
mit mir zu reden. Keine dieser Möglichkeiten erschien mir besonders reizvoll.
    Â»Brauchst du vielleicht Hilfe bei irgendetwas?«,
fragte ich Gina.
    Â»Ich muss bei einem Patienten Blut abnehmen, da
könnte ich Unterstützung gebrauchen.«
    Meine Lippen verzogen sich zu einem fast schon
vampirischen Grinsen. »Und schon hast du sie.«
    Â 
    Ich setzte zusätzlich zu
den richtigen Kanülen absichtlich auch eine falsche ein, die anschließend in
meiner Tasche verschwand statt im Sondermülleimer des Krankenzimmers. Ginas
Patient war ein freundlicher älterer Herr gewesen. Irgendwie hatte ich das
Gefühl, dass er nach seiner Verwandlung einen wirklich reizenden Wolf abgeben
würde.
    Als ich an diesem Morgen nach Hause kam, blieb ich
auf und wartete. Die Phiole lag auf dem Parkplatz, zwischen meinem Auto und
meiner Wohnung. Es würde noch mindestens eine Stunde lang dunkel bleiben, einen
Versuch war es also wert. Was konnte ich sonst noch tun, um Annas Vertrauen zu
gewinnen? Vielleicht hätte ich Gina um ein paar Tipps bitten sollen, wie man
verwilderte Wesen bändigt …
    Die Morgendämmerung kam immer näher. Gerade als ich
überlegte, ob ich meine Blutproben wieder einsammeln und am Abend erneut
einsetzen sollte, erschien eine weiße Gestalt. Es war wieder Anna. Ich blieb
vollkommen reglos sitzen.
    Auf eine ungezähmte Art war sie schön, wie eine
Wildkatze im Zoo. Doch jetzt, wo sie etwas näher kam, erkannte ich, dass ich
diese Schönheit nur mit einem Festungsgraben und einem Sicherheitszaun zwischen
uns bewundern wollte.
    Sie fand das Plastikfläschchen im Schnee, biss mit
den Zähnen den Verschluss ab und schüttete sich den Inhalt wie ein seltenes
Elixier auf die Zunge. Dann spuckte sie mit geschürzten Lippen in den Schnee.
    Â»Werwolfblut!«
    Â»Du kannst also doch sprechen …«, murmelte ich leise,
wusste aber, dass sie mich mit ihren Vampirohren auf diese Entfernung
problemlos verstehen konnte.
    Sie wirbelte herum und schleuderte das Fläschchen gegen
mein Fenster. Ich zuckte zusammen, als es zwischen den Stäben des
Fenstergitters hindurchflog, am Fliegengitter abprallte und schließlich im
Schnee landete.
    Â»Tut mir leid. Ich wollte nur helfen.«
    Â»Indem du mich vergiftest?«, fragte sie. Sie sprach
mit Akzent – hundertprozentig russisch. Plötzlich leckte sie sich über die
Innenseite ihres Arms, als wollte sie ihn säubern. Dann drehte sich ihr Kopf,
bis sie mich direkt anstarrte. Sie war eher ein wildes Tier als ein Kind. Ich
blinzelte, und im nächsten Moment stand sie direkt vor dem Fenstergitter,
schloss die Finger um die Stäbe und spähte zu mir herein.
    Mein Herz raste. Die Vampire und Tageslichtagenten,
denen man auf Y4 begegnete, strahlten
wenigstens noch einen Hauch Menschlichkeit aus – auf die schlimmste Art von
allen, ja, aber trotzdem. Anna war vollkommen anders und Furcht einflößend.
    Â»Du kannst nicht reinkommen, solange ich dich nicht
einlade«, sagte ich schnell.
    Â»Blut ist wie eine Einladung«, erwiderte sie mit
ihrem schweren Akzent. Sie drückte die Stirn gegen die Gitterstangen, streckte
die Hand aus und kratzte mit dem Fingernagel über das dünne Fliegengitter. Das
Geräusch schien im ganzen Zimmer widerzuhallen.
    Â»Ich brauche deine Hilfe«, sagte ich.
    Â»Wirklich?« In ihren Augen flackerte etwas auf, und
sie lachte laut. »Und warum sollte ich dir helfen?«
    Â»Du bist schon früher zu mir gekommen, vor dem Blut«,
sagte ich und spielte damit meinen größten – und vielleicht auch einzigen –
Trumpf aus. »Ich habe deine Fußspuren im Schnee gesehen. Ich weiß, dass du
etwas von mir willst – wir können einen Tauschhandel machen.«
    In ihren zusammengekniffenen Augen

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