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Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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der Arbeit aufgehalten, tut mir leid«,
erklärte ich der Dunkelheit vor mir.
    Als die Tür weiter aufgezogen wurde, machte ich einen
Schritt zur Seite. Dadurch konnte ich erkennen, wer genau mir geöffnet hatte,
und sie war wunderschön.
    Mein Mädchen-Image war nicht gerade berauschend. Für
eine Nacht konnte ich so tun als ob, ich konnte die richtigen Klamotten kaufen,
die richtigen Schuhe anziehen und das Spiel eine Zeit lang mitspielen. Aber
mehr als ein Spiel würde es für mich nie sein, und ich war mir immer bewusst,
dass ich spielte. Eine Täuschung, die wirklich Spaß machte, die aber irgendwann
in sich zusammenbrechen würde. Wenn ein Kerl genug Zeit mit mir verbrachte –
und damit meine ich ungefähr achtundvierzig Stunden –, bekam er irgendwann
ausgefranste Jeans, Sweatshirts und abgewetzte Turnschuhe zu sehen und als
Zugabe vielleicht noch einen von Minnies Haarbällen, der vertrocknet und
vergessen hinter der Couch lebte. Nicht einmal meine Katze half mir dabei, den
Zauber aufrechtzuerhalten.
    Aber die Frau, die jetzt vor mir stand – die musste
nichts vortäuschen. Die ging wahrscheinlich geschminkt ins Bett, und wenn sie
am nächsten Morgen aufwachte, sah sogar ihr verschmiertes Make-up sexy aus.
Röcke, die bei mir entweder zu eng oder zu kurz wären, saßen bei ihr perfekt
und sahen frech aus, so als hätte sie sie gerade nach einer wilden Partynacht vom
Boden aufgelesen, wo sie genau die Falten abbekommen hatten, die entweder total
in oder dem Trend ein Stück voraus waren. Und ihre Haare sahen – egal ob direkt
nach der Dusche oder nach vier Tagen im Bett – bestimmt immer sensationell aus,
die Locken wirkten stets fein definiert und fest, sodass die Leute in der
Schnellbahn (falls sie sich jemals dazu herabließ, mit einer zu fahren) sich
sogar trauen würden, sie zu fragen, welche Stylingprodukte sie denn benutzte.
    Ihre Lippen waren knallrot, und zwar von Natur aus,
und ihre hüftlange Mähne hatte die Farbe von dickem, dunklem Blut, das direkt
aus der Vene kam, ein leicht bläulich schimmernder Ton, der absolut unnatürlich
und vollkommen unfair war.
    Und während ich ihren Anblick in mich aufsog und
anfing mich zu schämen, dass ich mich hier in einem solchen Zustand
präsentierte, wurde mir plötzlich klar, dass ich sie schon einmal gesehen
hatte. Und zwar tatsächlich in der Schnellbahn. So ziemlich alles von ihr,
abgesehen von dem Teil, den sie mit Armbanduhren verdeckt hatte.
    Â»Sie sind die Frau aus der Uhrenwerbung«, platzte ich
heraus.
    Ein leises Lächeln ließ ihre Lippen aufflammen und
ihre phantastischen Wangenknochen hoben sich fast unmerklich. »Sie kennen meine
Arbeit?«
    Â»Ich habe sie schon mal gesehen. Also, die Uhren.«
Ich deutete auf mein Handgelenk. Ich sagte ihr jedoch nicht, dass bei der
letzten Schnellbahn, mit der ich gefahren war, etwas neben ihr Gesicht
geschmiert worden war. Vielleicht hatte es ja doch Vorteile, kein Model zu sein.
    Ihr Lächeln wurde etwas steif, so als wäre sie es
gewöhnt, dass sich die Leute in ihrer Umgebung dämlich benahmen, mich
eingeschlossen. »Bitte, kommen Sie doch rein.«
    Sie führte mich einen schmalen Gang entlang, während
ich sie weiter anstarrte. Das war wahrscheinlich ziemlich unhöflich von mir,
aber es passiert einem schließlich nicht jeden Tag, dass ein Fast-Promi einem
die Tür aufmacht. Ich wusste, dass einige Vampire über die Macht verfügten, die
Blicke der Menschen von sich abzulenken – vielleicht war das hier ja das Gegenteil
davon, da mein Blick an ihr festklebte. Verstohlen spähte ich auf meinen
Ausweis, um zu sehen, ob er mir etwas anzeigte. Die Frau blieb inzwischen
stehen und öffnete eine Tür.
    Â»Bitte, setzen Sie sich doch«, wies sie mich an.
    In diesem Zimmer gab es keine Fenster, das ganze Glas
da draußen war offenbar nur Show. Der Raum war in Schwarz- und Grautönen
gehalten, die ich in dem gedämpften Licht nur schwer auseinanderhalten konnte.
Als meine Augen sich schließlich daran gewöhnt hatten, entdeckte ich einen
elegant wirkenden Mann mit grauen Haaren und langen Koteletten. Er war
umgewandelt worden, als er bereits älter war, fast schon alt, und wirkte in dem
Anzug, der die gleiche Farbe hatte wie die Polsterung seines Stuhls hinter dem
ausladenden dunklen Holzschreibtisch, irgendwie zerbrechlich. »Wir bevorzugen
die Nacht, Miss

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