Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
Vom Netzwerk:
nickte und sah dann erst wieder zu mir. »Nun sind wir rechtskräftig
verbunden, Miss Spence.« Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Erzählen Sie
mir noch einmal alles.«
    Eigentlich hatte es schon stark danach ausgesehen,
als würde Geoffreys Aufmerksamkeit extrem nachlassen, da er immer wieder
eingenickt war und sich bewusst wieder wachrütteln musste. Trotzdem holte ich
tief Luft und erzählte ihm die ganze Geschichte, von Anfang an: Von dem Moment,
als ich Mr. November – Yuri, Yuri – begegnet war und mich um ihn gekümmert
hatte, und von allem, was danach geschehen war.
    Â»Das klingt in der Tat so, als stünde es schlecht für
Sie«, meinte Geoffrey, als ich meine traurige Geschichte beendet hatte. Er
hatte die Ellbogen auf den Tisch gestützt und teilnahmsvoll die Hände
verschränkt.
    Ich hatte die Geschichte diesmal noch um die Teile
ergänzt, die mit Annas Entführung endeten. »Wo haben sie sie hingebracht? Und
warum?«
    Â»Die Beweggründe der Zverskiye werden uns stets ein
Rätsel bleiben. Was einer der Gründe ist, warum sie und wir so oft verschiedene
Ansichten vertreten.« Nachdenklich lehnte er sich in seinem Stuhl zurück. »Eine
Blutfehde aus alter Zeit? Ein gut organisierter Pornografiering? Sie sagten,
Sie hätten dort den Vampir wiedergesehen, der den Mord bezeugt hat …«
    Bei diesen Worten setzte mein Hirn kurz aus. Mord? Ich
war … eine Mörderin? Es war ziemlich hart, das in diesen Worten zu hören, wenn
der fragliche Tote sich einfach in Staub und Flammen aufgelöst hatte. Aber …
ich schaute auf meine Hände und musste plötzlich an Lady Macbeth denken. Ich
hatte mir seit dieser Nacht bestimmt hundertmal die Hände desinfiziert, aber
die Tatsachen blieben dieselben.
    Â»Was würde passieren, wenn ich mich stelle?«
    Â»Dann werden Sie ausgenommen und ausgeblutet. Und
wenn sie mit Ihrem Fleisch fertig sind, werden sie fortfahren, um sich Ihre
Seele anzueignen. Laut den Papieren, die Sie gerade unterzeichnet haben, würde
ich in diesem Fall nichts weiter erben als Ihre Couch.«
    Â»Meine Seele?« Ich blinzelte verwirrt. Während meiner
Jugend war ich unter elterlichem Druck unzählige Male in die Kirche gegangen,
aber niemals freiwillig oder aus eigenem Antrieb. »Sie machen Witze, oder?«
    Â»Sie haben Ihnen doch einen Schäler auf den Hals
gehetzt, oder nicht? Was dachten Sie denn, wozu der gebraucht wird?« Geoffrey
musterte mich sorgenvoll, und plötzlich wirkten seine Augen sehr, sehr alt. Ich
spürte eine riesige Distanz zwischen uns, so als würde uns nicht nur der
Schreibtisch voneinander trennen, sondern auch eine enorme Zeitspanne.
    Â»Aber … im Ernst? Meine Seele?«
    Â»Energie ist eine Währung, Miss Spence, und Entropie
ist der entscheidende Faktor. Man nennt das Psychophagie, und es ist im
wahrsten Sinne des Wortes ein schlimmeres Schicksal als der Tod.«
    Seelen … fressen ? Oh, Mann. »Warum?«
    Â»Seelen sind noch mächtiger als Blut, Miss Spence.«
    Â»Und warum bringen sie dann nicht deswegen ständig
irgendwelche Leute um?«, fragte ich.
    Â»Indem man Menschen tötet, kann man ihr Blut
bekommen, ja. Aber Seelen? Seelen muss man sich verdienen.« Geoffrey sackte in
sich zusammen, als müsste er tief in sich Kraft sammeln, um noch ein wenig wach
zu bleiben. »Eine Seele verfügt nur dann über Kraft, wenn sie sich in einem
Übergangsstadium befindet, ein wenig wie Elektronen, falls Sie sich noch an den
Chemieunterricht erinnern. Eine gute Seele, die gut bleibt, oder eine schlechte
Seele, die schlecht bleibt – sie behalten ihren Grad, ob im Leben oder im Tod.
Sie haben quasi eine feste Bestimmung, wenn Sie so wollen, und keine von ihnen
verändert das Gleichgewicht.
    Wenn eine gute Seele jedoch schlecht wird – eine
solche Veränderung führt schnell zu einer Freisetzung von Energie.« Er
schnippte mit den Fingern. »Wie ein Photon in Bewegung Licht freisetzt. Viele
sind unheimlich versessen darauf, bei einer dieser seltenen Gelegenheiten die
Ernte einzufahren. Wie oft gelingt es einem Menschen schon, einen Vampir zu
töten, sodass dadurch seine Energie ganz legal verpfändet wird? Noch dazu einem
Menschen, der zu Beginn gut war? Nicht sonderlich oft, Miss Spence. Wenn sie
nicht kurz davor wären, zu sterben, könnten Sie äußerst stolz auf sich sein«,
schloss er

Weitere Kostenlose Bücher