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Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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wurde kein
bisschen gedämpft. Ich gab es auf. »Und was hat das alles mit mir zu tun?«,
wollte ich wissen.
    Das Wesen streckte einen Arm aus und zeigte auf den
Boden. »Dies ist eine Karte aller verfügbaren Energien.«
    Ich konnte nichts anderes erkennen als Sterne, Wirbel
und grelle, wild zuckende Linien. Sie sahen aus wie die Schrift einer sich
ständig verändernden Sprache, die ich niemals würde entziffern können.
    Â»In der Nähe des Broadway stirbt ein Mann, erschossen
von seiner Exfrau.« Ein Lichtpunkt auf dem Boden, der nicht größer war als ein
Bleistiftpunkt, flackerte und stieg auf. »Ein politischer Aufstand, bei dem die
Menschen ebenso Hoffnung wie Hass empfinden.« Aus dem Boden erhob sich ein
dickeres Licht, das vielleicht die Größe meiner Faust hatte. »Und schließlich
hier, das County Hospital. Zweitausend Menschen – nicht besonders viele –, aber
sie erdulden stets die größtmögliche Qual, indem sie hoffen, nicht zu sterben,
und es schließlich doch tun.« Die flache Sonne, die ich schon bemerkt hatte,
stieg auf wie ein Grabstein. Sie pulsierte so rhythmisch wie ein leuchtendes
Herz.
    Ich wich zurück, wodurch sich der Boden wieder
kräuselte. Wie bei einem Teich, in den ein schwerer Stein geworfen wird,
breiteten sich Kreise aus. Sie liefen zu der kurzen Lichtsäule hinüber, an
ihrer Seite hinauf und an der anderen wieder hinunter, ohne sich im Geringsten
um die Gesetze der Physik zu kümmern.
    Aber nicht jeder im County starb. Bestimmt nicht …
»Ihr manipuliert aber nicht die Behandlungsergebnisse der Patienten, oder?«
    Â»Das müssen wir gar nicht. Dies ist das
Bezirkskrankenhaus. Die Menschen, die hierherkommen, können nirgendwo anders
hingehen. Sie warten zu lange auf medizinische Versorgung, und wenn sie sie
dann erhalten, wünschen sie sich oft, sie wären in der Zwischenzeit gestorben,
selbst wenn sie letztendlich überleben.« Das Wesen setzte sich in Bewegung und
verzerrte dabei das Lichtfeld auf dem Boden – die kleinen Leuchtpunkte, die,
wie ich jetzt begriffen hatte, Nadelstiche aus menschlichem Leid und Schmerz
repräsentierten. »Es ist kein mächtiger Zustrom, nicht wie bei einem Krieg oder
der Last einer niederdrückenden Tyrannei, aber er fließt stetig. Er hat bis
jetzt angehalten. Er wird auch weiter anhalten.«
    Â»Und wozu braucht ihr mich?«
    Â»Wir möchten, dass du uns transportierst.«
    Wieder wich ich einen Schritt zurück und schaute zu
dem Fahrstuhl, der hinter mir stand. »Ihr werdet nicht wieder in meinen Kopf
eindringen.«
    Das Wesen lachte leise. »Es gibt andere Wege.«
    Â»Warum sollte ich euch helfen?«
    Â»Wir sind dazu in der Lage, das Vampirmädchen
aufzuspüren, das du suchst. Gewiss erleidet sie gerade ein gewisses Maß an
Schmerzen.«
    Ich nickte. Natürlich hatte Anna Mr. Galeman auch ein
gewisses Maß an Schmerzen zugefügt, als sie ihn gebissen hatte. Plötzlich
begriff ich etwas. Wenn sie die Wahrheit sagten, gab es keine Chance, den
Schatten zu entkommen.
    Â»Wann? Sofort?« Je schneller ich Anna retten konnte,
umso besser. Wenn ich ganz ehrlich war, hatte ich keine Ahnung, wie ich sie vor
einem weiteren Angriff beschützen oder dafür sorgen sollte, dass sie genug
Nahrung bekam. Aber wo auch immer sie jetzt war … die Bilder von Mr. Novembers
Schlafzimmerwand hatten sich in mein Gehirn eingebrannt. Niemand sollte einfach
zurückgelassen werden, wo auch immer das war.
    Â»Es wird ein wenig Zeit in Anspruch nehmen. Die
Schmerzen einer Person unterscheiden sich nicht wesentlich von denen einer
anderen. Wir denken, das wirst du verstehen können.«
    Ich nickte. In einem Krankenhaus wollte jeder
glauben, dass sein Fall ganz speziell war, und als gute Krankenschwester half
man den Patienten dabei, diese Illusion aufrechtzuerhalten. Zu wissen, dass es
dem Mann am Ende des Flurs viel schlechter ging, sorgte nicht dafür, dass der
eigene oberflächliche Schnitt weniger schmerzte, zumindest nicht, solange
dieser Mann nicht hereingestürmt kam und einen mit seinem amputierten Bein k.o.
schlug.
    Â»Dem Wesen nach sind wir keine Oberflächenkreaturen,
und wir können nicht in das helle Licht hinaustreten«, erklärte der Schatten
nun. Aus dem flüssigen Boden erhoben sich fünf dunkle Säulen. Der Schatten
schob seine Masse auf diese Säulen zu, während er

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