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Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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schaute von den Papieren zu ihm und wieder
zurück. »Und wie genau unterscheiden sich alle voneinander?«
    Geoffrey lehnte sich nachdenklich zurück. Ihm fielen
die Augen zu, und unwillkürlich fragte ich mich, wie lange er noch gegen die
aufgehende Sonne würde ankämpfen können. »Das ist eine Frage der Ressourcen und
des Führungsstils.« Er hob den Kopf wieder von der Stuhllehne und starrte mich
an, während er sich leicht zur Seite neigte. »Der Thron der Rose glaubt, dass
die Menschheit kultiviert werden muss.«
    Nun beugte ich mich vor und legte die Papiere
zwischen uns auf den Tisch. So etwas hatte ich noch nie gehört. »Im Sinne von
gebildet? Oder aufgeklärt?«
    Auf Geoffreys Gesicht machte sich Verwirrung breit,
doch dann lachte er. »Eher wie Pilze, Hühner oder Rinder. Geführt, behütet und
versorgt.«
    Ich kam mir dumm vor, weil mich das so traf.
»Natürlich nur im besten Interesse aller.«
    Geoffrey verschränkte die knochigen Hände auf der
Tischplatte und schenkte mir ein mildes Lächeln. »Wir sind nun einmal Vampire,
Miss Spence. Die Zver hingegen ziehen es vor, Sie – und alle anderen Menschen –
als Freiwild zu betrachten. Unter diesen Umständen wäre es Ihnen dann
vielleicht doch lieber, eine Kuh in einer Herde zu sein. Oder eine
Selleriestange.«
    Ich stieß ein unverbindliches Grunzen aus und wandte
mich wieder dem Vertrag zu. Seitenweise Juristenjargon. Das machten
Vampiranwälte also die ganze Nacht lang. Es war nicht gerade leicht
verständlich, aber ich war optimistisch. Ich hatte schon jede Menge vor Fehlern
strotzende ärztliche Anweisungen entziffert, in denen unter anderem
Medikamentennamen vorkamen, die klangen wie Pornostars aus nigerianischen
Spammails. Ich konnte das schaffen. Also las ich alles bis zum Ende durch, und
als ich damit fertig war, war er mit dem Kinn auf der Brust eingeschlafen, wie
ein ausgelaufenes mechanisches Spielzeug. Als ich hörbar mit den Seiten
raschelte, wurde er ruckartig wach und wandte mir wieder seine Aufmerksamkeit
zu.
    Â»Und wie genau werden Sie mir helfen?«, fragte ich
ihn. »Im Moment verlassen Sie sich doch einfach darauf, dass Anna ihr Wort
halten wird. Wenn sie es nicht tut, werde ich sterben. Wenn sie es tut, stehe
ich in Ihrer Schuld. Wo bleibe ich bei dieser ganzen Sache?«
    Â»Sowohl ich als auch meine Assistentin werden über
Kanäle, die nur Vampiren zugänglich sind, Erkundigungen über Ihre Freundin
einziehen.« Er fuhr mit zwei Fingern durch die Luft, woraufhin die Frau so heftig
nickte, dass ihr eine lange, rote Locke über die Schulter rutschte. »Sike
spricht während des Tages in meinem Namen.«
    Ich schaute erst ihn an, dann sie, dann wieder ihn.
»Dann soll ich also einfach darauf vertrauen, dass Sie … irgendetwas tun?
Irgendwie … rumfragen?« Ich faltete die Papiere in meinem Schoß. »Wirklich? Das
ist Ihr ganzer Plan? Und dafür soll ich Ihnen mein Leben überschreiben?«
    Er kniff die Augen zusammen. »Ich verfüge über
gewisse Verbindungen, Miss Spence. Verbindungen, die Ihnen nicht zur Verfügung
stehen. Es ist durchaus möglich, dass ich sie finden werde.«
    Â»Möglich«, wiederholte ich. Das Bündel Papiere in
meiner Hand schien plötzlich verdammt schwer zu sein, wie die sinkende Schale
einer Waage. Was war schlimmer? Auf ewig einem Vampir verpflichtet zu sein oder
Tod durch Hinrichtung?
    Â»Als legal verfügbares Blut-Nutztier sind Sie für
mich von etwas höherem Wert als tot«, fügte er hinzu. »Wertvoll genug, um mir
die Mühe zu machen.«
    Ich traute ihm nicht einmal so weit, wie ich den
polierten Marmorbriefbeschwerer auf seinem Schreibtisch werfen könnte. Aber was
bedeutete es schon, ein bisschen Blut zu verlieren? Ich würde neues
produzieren. Ich mochte das Leben. Bisher hatte ich es nicht besonders gut im
Griff gehabt, aber das hieß nicht, dass ich schon so bald damit aufhören
wollte.
    Mit einem Ruck knallte ich den Vertrag auf den
Schreibtisch und unterschrieb ihn mit dem Stift, mit dem ich immer meine
Krankenakten vervollständigte, bevor ich es mir wieder anders überlegen konnte.
    Â»Eine Frau der Tat. Das kann ich nur begrüßen.«
Anwalt Geoffrey Weatherton wartete geduldig, bis ich mit allen drei
Ausführungen fertig war, dann nahm er sie mir in aller Höflichkeit weg. Er
überflog die Seiten,

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