Nightshifted
Spence« sagte er, und zeigte auf einen Stuhl, der ihm
gegenüberstand.
Ich setzte mich. »Tut mir leid, die Arbeit.«
»Diesmal werde ich Ihnen noch verzeihen. Doch es
gehört sich nicht, jene warten zu lassen, die einem eine Gefälligkeit
erweisen.«
Ich nickte und schaute kurz nach links. Das Model
lieà sich gerade mit gekreuzten Beinen auf einer dicken Ledercouch hinter ihm
nieder, wobei sich der Saum ihres Rockes über ihrem perfekten Knie spannte.
»Sind Sie der Mann, mit dem ich gesprochen habe?«, fragte ich ihn.
»Eben der. Wenn auch kein Mann im herkömmlichen
Sinne. Aber das dürften Sie ja wissen.« Seine schmalen Lippen verzogen sich zu
einem belustigten Lächeln, während er mich unverwandt anstarrte. Oder in mich
hineinstarrte. In dem unheimlichen Zwielicht des Raumes leuchtete mein
Dienstausweis sanft auf.
Ich legte eine Hand auf den Ausweis. Dieser Blick war
genau wie der von Gaius, dem Vampirjungen, den ich in der Nacht gesehen hatte,
als wir die Transfusion bei diesem Patienten vorgenommen hatten. »Bitte lassen
Sie das.«
Der Mann zuckte mit den Schultern, und mein Ausweis
erlosch. »Ich wollte nur sehen, welche Schutzmechanismen Ihnen durch Ihren
Ausweis zur Verfügung stehen.«
»Anscheinend ist einer davon, dass ich Sie nicht in
meinem Kopf hören kann, und Sie mich auch nicht.« Ich lieà den Ausweis wieder
los und versuchte, mein bestes Pokerface aufzusetzen.
»Noch einmal, Miss Spence: Wir sind hier diejenigen,
die Ihnen einen Gefallen tun«, erwiderte er und musterte mich unbeeindruckt mit
halb geschlossenen Augen.
»Vampire tun nie irgendetwas, ohne eine Gegenleistung
zu verlangen.«
»Und trotzdem haben Sie vor noch gar nicht langer
Zeit einen gerettet. Wie Sie mir am Telefon sagten, haben Sie sogar Ihr Leben
für sie riskiert.«
»Ja. Aber bisher hat mir das noch nicht viel Gutes
eingebracht.« Ich rutschte an den Rand des Stuhls vor. Sein weich gepolsterter
Sitz und die hohen Armlehnen drohten, mich zu verschlingen. »Also, wie kann ich
Ihnen dabei helfen, mir zu helfen?«
Er lachte, und die umwerfende Frau hinter ihm
lächelte. »Also schön, Miss Spence. Sicherlich sind Sie erschöpft, und Ihr
Berufszweig verlangt eine gewisse Direktheit.«
Er stand auf. »Mein Name ist Geoffrey Weatherton.
Bevor ich ein Vampir wurde, war ich Anwalt, und das bin ich heute noch. Es
liegt mir im Blut, könnte man sagen.« Bei diesem Witz verzog sich sein Mund zu
einem breiten Lächeln, das die Fangzähne entblöÃte, durch die er sich â falls
er sie an irgendeinem anderen Tag als Halloween auÃerhalb dieses Raums zur
Schau stellte â, verraten würde. »Sie sagten, Sie hätten mit ihr gesprochen,
ist das korrekt? Mit dem Mädchen?«, fuhr er fort.
»Anna.«
»Und bevor sie entführt wurde ⦠hat sie versprochen,
bei Ihrem Prozess zu erscheinen?«
»Ja, das hat sie.«
»Dann werde ich Ihren Fall übernehmen.« Er klappte
eine Akte auf, die vor ihm auf dem Tisch lag. Bisher hatte ich sie nicht
bemerkt, da das schwarze Leder sich kaum von dem Mahagoniholz abhob. »Ich
benötige nur eine Unterschrift von Ihnen, mehr nicht.«
Ich beugte mich vor und nahm die Papiere entgegen,
die er mir hinhielt. »Würden Sie es mir erklären, während ich das durchlese?«
»Hiermit biete ich Ihnen an, im Gegenzug für Ihr
Blutrecht Ihren Fall zu übernehmen. Wodurch Sie und sämtliche Ihrer Nachkommen
auf unbegrenzte Dauer mir und meinem Thron verpflichtet sind. Ihre Blutlinie
würde in Form eines dauerhaften Mandats unserer Spenderkartei zugeführt.«
Irgendwie war es eine Erleichterung, dass diese
Seiten normale Computerausdrucke waren, und kein mit Schönschrift versehenes
Pergament. Dadurch fühlte es sich nicht ganz so sehr nach einem Teufelspakt an.
»Welchem Thron gehören Sie an?«, fragte ich, während
ich die Papiere in meiner Hand musterte.
»Dem Thron der Rose. Wir haben ein ureigenes
Interesse an der Menschheit.«
»Darauf würde ich wetten. Und wer ist mein Ankläger?«
Er lächelte. »Die Zverskiye.«
Ich gab mir alle Mühe, nicht zusammenzuzucken. Das
war Annas Verwandtschaft, die Kerle, von denen ich mir ziemlich sicher war,
dass sie Anna jetzt in ihrer Gewalt hatten. »Und wer sind die?«
»Grob übersetzt bedeutet ihr Name âºdie
Bestialischenâ¹.«
Ich
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