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Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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überhaupt irgendetwas unternahmen.
    Ich ließ mein halb gegessenes Kuchenstück stehen,
ging in den Umkleideraum, wo mein Handy lag, und machte einen Anruf. Diesmal
erkannte Sike die Nummer.
    Â»Noch nichts«, sagte sie nur und legte wieder auf.
    Â»Aber …« Ich starrte auf das
Verbindung-getrennt-Symbol auf dem Display. Das konnte doch nicht sein. Langsam
fragte ich mich, ob die Dienste von Mr. Weatherton nicht nur eine List waren,
bei der ich meine Zeit verschwendete. Ich drückte auf Wahlwiederholung, um Sike
über meinen Verdacht zu informieren.
    Â»Ich sagte doch bereits …«
    Â»Hören Sie, ich will ja nur wissen …«
    Â»Wir arbeiten daran«, unterbrach sie mich. Dann
schwiegen wir beide, bis sie schließlich tief Luft holte. »Wenn Sie Yuri nicht
getötet hätten, würden Sie jetzt nicht in diesem Schlamassel stecken.«
    Dagegen konnte ich nichts sagen. Sie legte wieder
auf, wenn auch diesmal etwas langsamer – und erst nachdem das Gespräch beendet
war, fragte ich mich, woher sie eigentlich Mr. Novembers richtigen Namen
kannte.
    Â 
    Ich kehrte zu meinem
halben Kuchenstück zurück und schob den Rest davon eigentlich nur auf dem
Teller hin und her. Wenn es jetzt schon so weit war, dass Edie Spence zu
deprimiert war, um ein Stück Schokoladenkuchen mit Schokoglasur zu essen …
Meaty stieß die Tür zum Pausenraum auf und platzte damit in mein persönliches
Selbstmitleidsseminar.
    Â»Ich habe etwas für dich.« Meaty zog eine kleine
Glasphiole aus der Brusttasche. Ich nahm sie entgegen. Die Flüssigkeit in dem
kleinen Glasbehälter war klar, und die sterile Versiegelung fehlte, aber der
Gummipfropfen war noch drauf. Es gab kein Etikett, aber die schmalen Kleberänder,
die ich spürte, zeigten, wo früher eines gewesen war. Die Phiole war ungefähr
so groß wie die Fläschchen mit den Gastrozolinfusionen.
    Â»Was ist das?«
    Meaty sah mir direkt in die Augen und erklärte: »Das
ist Papstwasser. Frag nicht, wo ich es herhabe.«
    Da ich bereits Luft geholt hatte, um genau das zu
tun, hielt ich inne.
    Â»Und was bewirkt es?«
    Â»Es ist hundertmal stärker als normales Weihwasser.
Nur zur äußerlichen Anwendung. Also, bei denen, nicht bei dir.«
    Ich hielt das kleine Fläschchen hoch und musterte
Meaty durch das Glas. Obwohl es durch die Flüssigkeit verzerrt wurde, konnte
ich sehen, dass Meatys blasses Gesicht sehr ernst war. »Heb es dir für
schlechte Zeiten auf, okay? Und jetzt lege es in deinen Spind.«
    Ich nickte und wandte mich ab, um den Befehl zu
befolgen. Aber ich weigerte mich einfach, zu glauben, dass wir irgendwo hier
unten einen Papst im Dekantierer hatten. »Meaty …« Einer Krankenschwester zu
sagen, dass sie nicht nach etwas fragen darf, sollte offiziell als Akt der
Grausamkeit anerkannt werden und unter die Genfer Konvention fallen.
    Â»Frag nicht«, wiederholte Meaty nur.
    Â»Schon klar, schon klar.« Ich legte die Phiole in
meinen Spind und aß dann endlich meinen Kuchen auf.
    Â 
    Als ich auf die Station
zurückkehrte, hörte ich Geschrei. Die Stimmen waren durch eine geschlossene Tür
gedämpft, aber ich bemerkte, dass Gina ihre Monitore aufmerksam im Auge
behielt.
    Neugierig ging ich zu ihr rüber und folgte ihrem
Blick.
    Â»Ich habe alles unter Kontrolle, Edie«, sagte Gina
mit einem schnellen Seitenblick zu mir. »Der hier spuckt kein Feuer.«
    Gemeinsam starrten wir auf den Monitor. Die Kameras
im Zimmer waren auf den Patienten ausgerichtet. Von meiner Position aus wirkte
er androgyn, mit kurz geschnittenem, nicht gescheiteltem Haar. Die Verbände an
den Augen bedeckten fast das gesamte Gesicht. Er trug das im County übliche
blau gemusterte, Kotzflecken reduzierende Nachthemd, das hier jeder Patient
bekam. Und er schrie immer weiter. Jetzt, wo ich nah genug dran war, konnte ich
verstehen, was er brüllte.
    Â»Wer bin ich? Sagt mir, wer ich bin!«
    Seine Schreie waren gleichzeitig flehend und Angst
einflößend, ein bisschen so, als hätte er es sich bei den Schatten abgeschaut.
»Welche Medikamente kannst du ihm geben?«, fragte ich Gina.
    Sie zeigte auf das Krankenblatt. »Haldol,
hauptsächlich direkt in den Muskel gespritzt. Es ist etwas schwierig, bei einem
widerspenstigen Gestaltwandler einen dauerhaften Zugang zu legen.«
    Der Gestaltwandler zerrte jetzt an seinen
Fixiergurten und

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