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Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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erwiderte ihr Lächeln und ließ das
Gewehr sinken.
    Es passierte schneller, als ich es mir vorstellen
konnte. Gina streckte gerade die Hand aus, um die Wattebäusche zu entfernen,
die den Platz einnahmen, an dem früher einmal die Augen des Gestaltwandlers
gewesen waren, da hatte sie plötzlich eine dürre, klauenartige Hand an der
Kehle. Die andere Hand war zu einer riesigen Größe angeschwollen – vielleicht
spielte das Massenerhaltungsgesetz keine Rolle mehr, wenn man erst mal genug
davon herumschieben konnte.
    Â»Nein!«, rief ich panisch. Der Gestaltwandler schob
Ginas Körper zwischen uns, sodass ich keine freie Schussbahn mehr hatte.
»Meaty!«
    Inzwischen verlagerte der Gestaltwandler seine Masse,
indem er zwar sein Gewicht von knapp siebzig Kilo beibehielt, es aber
stückweise verteilte, bis er seine Gliedmaßen befreit hatte: Abwechselnd machte
er ein Körperteil so dürr wie möglich, während die anderen dick wie Baumstämme
wurden. »Es soll aufhören! Wir wollen alle, dass es aufhört! Fass uns nicht
an!«
    Â»Schieß, Edie!«, zischte Gina, obwohl die rechte Hand
des Gestaltwandlers ihr die Luft abschnürte. Sie trat nach dem Patienten, der
schien aber kein Schmerzempfinden mehr zu haben. »Egal wohin! Schieß, auch wenn
du mich triffst! Schnell!«
    Â»Lass sie los!«, schrie ich und stürzte weiter in das
Zimmer hinein. Während ich nach einer Stelle an seinem Körper suchte, die groß
genug für einen Treffer war, schleuderte der Gestaltwandler Gina herum wie eine
Flickenpuppe. Die Übungsziele auf dem dämlichen Schießstand hatten sich alle
nicht bewegt! Ich zog weite Kreise durch das Zimmer. Gina hörte auf sich zu
wehren und hing schlaff in der Umklammerung. Rund um ihre Augen tauchten rote
Kreise auf. Der Gestaltwandler riss ihr den Dienstausweis ab und warf ihn zu
Boden.
    Â»Nie wieder!«, brüllte er. Dann sah er plötzlich aus
wie sie, ein ironisches Abbild von ihr in einem blauen Krankenhaushemdchen.
    Â»Meaty!«, kreischte ich wieder. Der Gestaltwandler
drehte sich jetzt zu mir, bald würde er der offenen Tür den Rücken zuwenden …
    Meine Oberschwester kam um die Ecke gefegt wie ein
Nashorn in vollem Galopp, in den Händen ein Gewehr, das noch größer war als
meins. »Netzgewehr!«
    Da ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte, duckte
ich mich, dann hörte ich das Summen einer rotierenden Fadenspule. Beim Aufprall
gab es einen dumpfen Knall, anschließend brachen der Gestaltwandler und Gina
direkt vor mir zusammen und verfingen sich in einem dichten Netz. Eine Hand
schoss vor – wessen, Ginas oder die des anderen? –, packte meinen Knöchel und
zog daran. Ich riss die Waffe herum und versuchte zu zielen. Alles, was in blau
gekleidet war, wäre ein guter Anfang gewesen, doch dann schaute der
Gestaltwandler zu mir hoch und sah genauso aus wie Gina, nur dass er Watte in
den Augenhöhlen hatte, die voller Blut waren. »Fass mich nicht an!«, flehte er
mit ihrer Stimme.
    Eine Sekunde lang zögerte ich, woraufhin er heftig
gegen den Lauf schlug, sodass der Gewehrkolben von meiner Schulter abrutschte
und mit voller Wucht gegen mein Gesicht knallte. Meine Lippe schlug gegen meine
Zähne, und ich versuchte hektisch, die Waffe wieder in Anschlag zu bringen,
während sich mein Mund mit Blut füllte. Charles stürmte ins Zimmer und riss mir
das Betäubungsgewehr aus den Händen.
    Â»Verdammte Scheiße, du irrer Spinner«, fluchte
Charles und packte die Waffe wie eine Keule. Im letzten Moment ließ er sie in
seinen Händen herumwirbeln, richtete den Lauf auf den Gestaltwandler und schoss
ihn zielgenau in den Oberschenkel.
    Â»Wurde verdammt noch mal auch Zeit!«, keuchte Gina,
die hustend neben dem Patienten lag, der immer noch ihre Gestalt hatte.
    Â»O mein Gott.« Sobald der Gestaltwandler bewusstlos
zusammensackte, hob ich die Ecken des Netzes an. »Bist du okay?«
    Â»Wer, ich oder der Herr?«, fragte Gina mit rauer
Stimme. Sie klammerte sich an meiner Schulter fest, und ich zog sie unter dem
Netz hervor.
    Â»Du.« Ihre Augen waren rot umrandet, und auf ihrer
Kehle zeichneten sich die Umrisse einer Hand ab. »Das … das war grauenhaft.«
    Â»Findest du?«, fragte Gina, die ganz offensichtlich
wütend war. Ich schaute an ihr vorbei auf das Wirrwarr aus Netz und Patient auf
dem Boden. Er sah aus wie die

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