Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition)
nie miteinander aus. Es gab Gefechte, Kämpfe und entsetzliche Metzeleien, und am Ende gewannen wir, indem wir schummelten. Sie gaben auf und verließen unsere Welt. Sie brachten ihre gesamte Rasse in eine andere Welt, eine andere Realität seitlich der Sonne. Die Zerspellten Lande. Die wenigen Elfen, die man heute durch die Welt gehen sah, waren Schurken, Verbrecher, Mittelsmänner. Sie lebten, um uns zu bescheißen, denn das war alles, was sie noch hatten. Der betreffende Elf beobachtete, wie ich mich ihm näherte, und blies träge einen Rauchring in meine Richtung, gefolgt von einem halben Dutzend zunehmend komplexerer Rauchformen, die in einem großen Schiff, das auf einer Welle schwamm, gipfelten – komplett mit sich aufblähenden Segeln und wackelnder Takelage. Doch er zog nur eine Show ab, also ignorierte ich es. Ich nahm einen Stuhl und setzte mich ihm gegenüber, darauf bedacht, den Tisch zwischen uns zu haben.
„So“, sagte der Elf mit der Stimme einer Katze, die in Sahne ertrinkt und jeden Augenblick genießt, „da sind Sie also. Liliths Sohn.“
„Eigentlich“, sagte ich, „komme ich mehr nach meinem Vater. Ich bin John Taylor.“
„Natürlich. Mein Name lautet Fürst Schrei, der fahle Prinz der Eulen.“
„Aber das ist nicht Ihr wahrer Name.“
„Natürlich nicht. Den wahren Namen einer Sache zu kennen bedeutet, Macht über sie zu haben. Doch für den Zweck dieser Transaktion genügt Fürst Schrei.“
„Weil Eulen nicht sind, was sie zu sein scheinen?“
„Genau.“
Ich fixierte ihn. Schrei war unmenschlich groß und unfassbar dünn, mit den typischen schlitzförmigen Pupillen von Katzenaugen und scharfen, spitzen Ohren. Seine Haut schimmerte wie feines Porzellan, so blass, dass sie schon fast farblos war, und sein flüchtiges Lachen offenbarte spitze Zähne hinter den rosafarbenen Lippen. Er trug eine lange, orientalische Robe in einem schimmernden Metallicgrün mit einem hohen, steifen Kragen, der hinter seinem Kopf aufragte. Sein langes, weißes Haar stand in Büscheln nach allen Seiten von seinem Kopf ab wie das Kopfgefieder einer Eule. Ich war versucht, einen altmodischen Witz über seinen Haarschnitt zu machen, doch er hätte ihn nicht kapiert.
Außerdem hätte es mich älter aussehen lassen.
„Warum haben Sie nach mir gefragt?“
„Sie sind für Arroganz, Stil und eine gewisse Bösartigkeit bekannt“, sagte Schrei. „Sie hätten beinahe ein Elf werden können.“
„Jetzt werden Sie gemein“, sagte ich. „Warum wollten Sie mich ausgerechnet hier treffen?“
„Weil ich es liebe, die Menschen dabei zu beobachten, wie sie sich selbst entwürdigen“, sagte Schrei lässig. „Sie werfen ihr Leben für einen so armseligen Lohn weg. Kein Elf würde je so tief sinken, selbst unser Sünden müssen außerordentlich sein.“
„Sagen Sie mir, was Sie wollen“, sagte ich. „Oder ich verschwinde.“
„Immerzu so ungeduldig“, sagte Schrei und legte seine Knochenpfeife zur Seite. „Immer in Eile. Liegt an der Sterblichkeit, nehme ich an. Nun gut, Mister Taylor, ich werde reden, und Sie werden zuhören, was die angemessene Vorgehensweise bei Geschäften zwischen Elfen und Menschen ist. Ich reise zurzeit in einer Angelegenheit von großer Wichtigkeit durch die Nightside. Es ist unerlässlich, dass ich meine Reise ohne Zwischenfälle und Verzögerungen zu Ende bringe. Ich bin ein Unterhändler zwischen den beiden verfeindeten Lagern der Feen.“
„Augenblick mal“, sagte ich und lehnte mich vor. „Zurück, nochmal auf Anfang, wiederholen Sie das. Die Feen bekriegen sich untereinander? Wann ist das passiert, und warum haben wir nichts davon mitbekommen?“
„Weil es Sie nichts angeht.“
„Jetzt schon“, sagte ich. „Sonst bräuchten Sie meine Hilfe nicht.“
„Das Leben ist unvollkommen“, sagte Schrei.
„Gut, warum passieren Sie die Nightside überhaupt?“
„Weil diese ekelhafte Lokalität neutralem Gebiet am nächsten kommt. Ich sehe schon, ich werde Sie über ein paar Hintergrunddetails aufklären müssen. Wie lästig. Am Anfang, lange Zeit bevor die menschliche Geschichte begann, als wir alle noch Mythen und Legenden waren ... regierte Queen Mab die Feen, und sie war mächtig, überwältigend und schrecklich anzusehen in all ihrer Pracht. Unter ihrer Oberherrschaft verbreiteten wir uns und gediehen, doch es hielt nicht an. Wie hätte jemand solche Ausmaße das Zuwachses dieses Packs namens Menschheit vorhersehen können? Sie unterschätzte euch, verlor
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