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Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Titel: Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Hand, um auf dem Boden zu zerschellen. Der Wanderer hob einen Fuß, um die Überreste zu zermalmen; doch selbst der letzte kleine Geweberest war bereits vergangen. Verschwunden, vielleicht war sie in den Waffenladen oder an den Ort in der Welt, wo sie am meisten Schaden anrichten konnte, zurückgekehrt.
    Ich brauchte nicht einmal die Innenseite meines Mantels zu überprüfen, um zu wissen, dass das schwarze Waffenköfferchen ebenfalls verschwunden war.
    „Na gut“, sagte der Wanderer. „Das wäre erledigt. Nun zurück an die Arbeit.“
    „Nein“, sagte ich und trat direkt zwischen ihn und die neuen Autoritäten. Ich dachte fieberhaft darüber nach, was die abtrünnige Vikarin gesagt hatte – „um einen gebrochenen Mann aufzuhalten, muss man ihn heilen.“ Julien hatte auch recht gehabt. Es musste einen Weg geben, zu Saint durchzudringen. Selbst nach allem, was er verbrochen hatte, war er immer noch ein Mensch. Ich musste ihn zur Vernunft bringen, da mir die Waffen ausgegangen waren.
    „So viel Gerechtigkeit“, sagte ich und hielt seinen Blick mit meinem gefangen. „So viele Tote nur wegen der Menschen, die dir genommen wurden. So viel Herzblut und Leid als Ausgleich für den Verlust deiner Familie. Du hast das Crash Kid kaltgemacht, das dafür verantwortlich war. Hast du dich danach besser gefühlt?“
    „Ja“, sagte er. „Oh ja.“
    „Wirklich?“, fragte ich. „Warum durchstreifst du dann immer noch die Welt, um die Schuldigen zu strafen? Wie vieler Tode bedarf es noch, bis du endlich genug hast? Wie lange noch dieses Leben … bis du selbst genau so böse geworden sein wirst?“
    „Ich bin nicht wie sie. Ich morde nicht um des Vergnügen willens oder weil ich davon profitiere. Ich vernichte diejenigen, die sterben müssen. Wenn das Gesetz versagt und Gerechtigkeit zu einem bloßen Witz verkommt, hat es schon immer einen Wanderer gegeben.“
    „Du glaubst, das sei gerecht?“, fragte ich. „Hier geht es überhaupt nicht um Gerechtigkeit, und das weißt du. Du tötest, weil es das Einzige ist, was du kannst. Weil sonst nichts mehr in dir übrig ist. Ich habe auch schon den ein oder anderen auf dem Gewissen – um andere zu schützen und, ja, manchmal um Rechtsbrüche zu rächen. Aber jeder Mord, jeder Tod frisst ein Stückchen aus einem heraus. Bis nichts mehr übrig ist bis auf die Pistole und das gute Gefühl, wenn man sie benutzt. Wie lange noch, Adrien, bis du selbst deine Opfer ausfindig machst wie ein Junkie, der den nächsten Fix nicht mehr erwarten kann?
    Sieh dir all die Menschen an, die du hier umbringen willst! Julien Advent, den größten Abenteurer seiner und dieser Zeit. Jessica Sorrow, die sich aus dem Unglauben in die geistige Gesundheit zurückgekämpft hat. Larry Oblivion, der sich nicht mal vom Tod aufhalten lässt, für eine gute Sache zu kämpfen. Die anderen … versuchen es zumindest. Sie sind entschlossen, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen und bessere Menschen zu werden. Nicht nur für sich, sondern für jeden in der Nightside. Nicht, indem sie alles aus dem Weg schaffen, was böse ist, sondern indem sie Schritt für Schritt eine echte Veränderung herbeiführen.“
    Der Wanderer nickte langsam. „Ich werde sie trotzdem umlegen. Weil es das Einzige ist, was ich kann.“
    Ich näherte mich ihm weiter, und plötzlich waren beide langläufigen Revolver wieder in seinen Händen. Ich war so nah, dass sie sich an meine Brust pressten. Ich spürte die Mündungen deutlich durch den Stoff meines Mantels. Ich bewegte mich nicht und streckte die leeren Hände geöffnet zur Seite.
    „Ich werde nicht gegen dich kämpfen, Adrien. Aber ich werde hier stehenbleiben, ohne Waffen, und auch wenn ich mich nicht verteidigen kann, um dir den Weg zu versperren. Wenn du mich niederschlägst, werde ich wieder aufstehen. So oft es nötig sein wird. Du wirst mich töten müssen, um zu meinen Freunden zu gelangen. Zu den Leuten, die wichtiger für die Nightside sind, als ich je sein werde.“
    „Du bist bereit, für sie zu sterben?“, wollte der Wanderer wissen. Er klang ernsthaft neugierig.
    „Niemand ist jemals wirklich bereit zu sterben“, entgegnete ich fest. Mein Mund war trocken, und mein Herz hämmerte in meiner Brust. „Aber ich werde das hier dennoch durchziehen. Weil es unumgänglich ist. Weil es wichtig ist. Wirst du einen unbewaffneten Mann kaltblütig umbringen, bloß weil er dir im Weg ist? Einen Mann, der nur versucht, das Richtige zu tun?“
    „Klar doch“, entgegnete

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