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Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Titel: Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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aufzuhalten, die Närrin. Niemand hielt Suzie Shooter auf.
    „Sie waren gut“, sagte ich. „Aber sie waren nicht wir. Das Leben in der Nightside hat sie nicht gehärtet und geschliffen.“
    „Sie waren nicht wir“, stimmte Suzie zu. Sie kam zu mir herüber und sah mir aufmerksam ins Gesicht. „Du musstest ganz schön Prügel einstecken.“
    „Du auch. Dem lieben Gott sei Dank für Werwolfblut.“
    „Du hast trotzdem versucht, zu mir zu kommen, mich zu schützen. Ich habe dich gesehen. Ich habe nicht einmal daran gedacht, dasselbe für dich zu tun. Du warst immer schon ein besserer Mensch als ich.“
    „Vergibst du mir?“, fragte ich.
    Sie lächelte kurz. „Na gut, dieses eine Mal.“ Sie sah auf Joans kopflose Leiche hinab. „Mir waren billige Imitate immer schon zuwider.“
    „Unsere dunklen Seiten“, sagte ich.
    „Nun, noch dunkler“, sagte Suzie.
    Ich ließ mir das durch den Kopf gehen. „Glaubst du … es könnte irgendwo bessere Versionen von uns beiden geben? In einer anderen Welt? Versionen, die sanftmütig sind?“
    „Jetzt machst du mir aber echt Angst“, schauderte Suzie. „Gehen wir den Baron finden und vernichten.“
    „Eins nach dem anderen“, sagte ich. „Ich habe von diesem Ort genug. Keine leidenden Unschuldigen mehr. Nicht während meiner Schicht.“
    Ich nutzte meine Gabe und betrachtete den gesamten Krankensaal mit meinem inneren Auge, bis ich die Verbindung zwischen den Patienten in ihren Krankenbetten und ihren glücklicheren Duplikaten in der Nightside fand, die der Baron mit seiner Wissenschaft und seinem Voodoo geschmiedet hatte. Eine Reihe silberner Ketten, die von jedem Patienten emporstiegen und in der Decke verschwanden. Sobald ich sie gefunden hatte, war es das Einfachste von der Welt, die schwächste Kette mit einer geistigen Berührung zu sprengen. Nachdem ich es aus seinem furchtbaren Gleichgewicht gebracht hatte, brach das ganze System zusammen und die schimmernden Ketten lösten sich im Nu auf. Die Patienten in ihren Betten brüllten in einem einzigen großen Aufschrei auf, als all die Spuren des Alters und der chirurgischen Eingriffe und des Lotterlebens verschwanden; dann, wie mit einem Fingerschnippen, waren sie wieder jung und vollkommen. Sie wachten nicht auf, aber das war mir nur recht. Sollte Walker einige seiner Leute hier herunterschicken, um ihnen zu helfen und sie hoffentlich nach Hause zu bringen.
    Suzie und ich hatten anderes zu erledigen.
    Ich stellte mir kurz vor, was in den besten Clubs und Bars und Salons der Nightside gerade vor sich gehen musste, als all die Reichen und Mächtigen von ihren Jahren und den Folgen ihrer Ausschweifungen und plastischen Behandlungen eingeholt wurden. Ich sah genau vor mir, wie sie vor Schmerz und Panik schrien, während sie ihr wahres Aussehen annahmen. Konnte es eine bessere Rache geben?
    „Du lächelst schon wieder“, sagte Suzie. „Dieses Ich-habe-gerade-etwas-ziemlich-Fieses-aber-absolut-Gerechtfertigtes-getan-und-niemand-wird-jemals-herausfinden-dass-ich-dahinterstecke-Lächeln.“
    „Wie gut du mich doch kennst“, sagte ich. „Wo waren wir stehengeblieben? Ah ja – der Baron.“
    „Böser Mann“, knurrte Suzie. Sie lud ihre Schrotflinte durch. „Ich werde einen Scheiterhaufen aus seinen Krankenschwestern basteln und ihn persönlich bei lebendigem Leibe darauf verbrennen.“
    „Ich mag die Art, wie du denkst“, antwortete ich.
    ***
    Wir fanden eine weitere Tür, die den Zugang zu einem weiteren Treppenhaus freigab, das nach unten in die Hölle führte. Wir schlichen vorsichtig die nackten Betonstufen nach unten. Der Baron hatte gewiss das Feuergefecht über sich gehört; doch er konnte nicht wissen, wer gewonnen hatte. Suzie übernahm die Führung, ihre Schrotflinte im Anschlag, und ich bemühte mich, meine Gabe aufrechtzuerhalten, um während unseres Abstieges nach unten nach versteckten Fallen und Alarmmechanismen Ausschau zu halten. Das Treppenhaus blieb ruhig und still, und von den Bambuskrankenschwestern war nicht die geringste Spur zu sehen.
    Der Gestank traf mich zuerst – ein fast greifbarer Geruch vergossenen Blutes und verdorbenen Fleisches, von unaussprechlichen Dingen, die an einem unaussprechlichen Ort begangen worden waren. Er wurde immer stärker, während wir die letzten Stufen hinabstiegen und vor uns eine einfache Holztür fanden. Die Luft war warm und schweißtreibend und fühlte sich auf der Haut fast wie Öl an. Es war die Hitze aufgebrochener Körper in einem kalten Raum,

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