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Nimm dich in acht

Nimm dich in acht

Titel: Nimm dich in acht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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fühlt und wieder mit ihrem alten Freund anzubändeln versucht. Sie klingt sehr verletzlich.
    Angenommen, irgendein Verrückter hat die Sendung gehört und kommt auf dumme Ideen?«

    »Wirst du wegen des Rings Kontakt mit ihr aufnehmen?«
    »Ja, ich glaube schon. Ich muß ihn unbedingt mit dem Ring von Regina Clausen vergleichen. Ich weiß, die Chance ist gering, daß sie aus der gleichen Quelle stammen, aber zur Sicherheit muß ich es überprüfen.«
    »Susan, solche Ringe gibt es an jeder Ecke, ebenso wie Läden, in denen sie verkauft werden. Die Typen, denen die Läden gehören, behaupten alle, sie seien handgearbeitet, aber wer glaubt ihnen das schon? Für zehn Dollar? Unmöglich. Du bist doch wohl zu klug, um auf so was reinzufallen.«
    »Vermutlich hast du recht«, stimmte Susan ihm zu.
    »Außerdem …«, begann sie, dann brach sie ab. Fast hätte sie Jed von ihrer Vermutung erzählt, daß Justin Wells’
    schwerverletzte Frau die geheimnisvolle Karen war. Nein, dachte sie, besser warte ich ab, bis ich sehe, wohin mich diese Information führt, bevor ich es herumerzähle.

    45
    Als Nat Small am Mittwoch mittag feststellte, daß Abdul Parkis Andenkenladen noch immer nicht geöffnet war, machte er sich Sorgen. Smalls Geschäft, der Sexshop
    »Dark Delights«, lag dem Khyem Geschenkshop direkt gegenüber, und die beiden Männer waren seit Jahren befreundet.
    Nat, ein drahtiger Mann von fünfzig Jahren mit schmalem Gesicht, verhangenen Augen und zwielichtiger Vergangenheit, konnte Ärger ebenso deutlich riechen wie jeder, der in seine Nähe kam, das Gemisch aus abgestandenem Zigarrenrauch und Schnaps riechen konnte, das seine persönliche Duftnote war.
    In der MacDougal Street war allgemein bekannt, daß das Schild, auf dem er verkündete, er verkaufe nicht an Minderjährige, mit der Wirklichkeit nicht das geringste zu tun hatte. Daß man ihn dabei nie erwischt hatte, war einzig und allein dem Umstand zuzuschreiben, daß er instinktiv jeden Zivilcop erkannte, der seinen gutsortierten Laden betrat. Wenn dann zufällig ein junger Kunde zugegen war, der etwas kaufen wollte, verlangte Nat sogleich seinen Ausweis – so laut er konnte.
    Nat hatte ein unumstößliches Prinzip, das ihm schon oft dienlich gewesen war: Halte dich von den Cops fern. Das war auch der Grund, warum er zunächst jedes andere Mittel ausprobierte, das ihm einfiel, als er sich Sorgen machte, weil sein Freund an diesem Morgen seinen Laden nicht geöffnet hatte. Er spähte durch die Tür von Abduls Laden; als er nichts sehen konnte, rief er bei Abdul zu Hause an; als der sich nicht meldete, rief er bei Abduls Vermieter an. Natürlich bekam er nur den üblichen Spruch des Anrufbeantworters zu hören: »Hinterlassen Sie eine Nachricht. Wir rufen Sie zurück.« Ja, klar, dachte Nat.
    Jeder wußte, daß der Vermieter sich einen Dreck um das Haus kümmerte und sich auf jede Gelegenheit stürzen würde, aus dem langfristigen Mietvertrag herauszukommen, den Abdul während einer der periodisch wiederkehrenden Flauten auf dem Immobilienmarkt New Yorks mit ihm abgeschlossen hatte.
    Schließlich entschied Nat sich dann doch zu dem Schritt, der die Tiefe seiner Freundschaft bewies: Er rief beim örtlichen Revier an und verlieh seiner Befürchtung Ausdruck, daß Abdul etwas zugestoßen sein könne. »Ich meine, Sie könnten die Uhr nach dem kleinen Kerl stellen«, sagte er. »Vielleicht hat er sich gestern schon nicht wohl gefühlt, ich hab’ nämlich bemerkt, daß er nach der Mittagspause nicht wieder geöffnet hat. Vielleicht ist er nach Hause gegangen und hatte einen Herzinfarkt oder so was.«
    Die Polizei überprüfte Abduls kleine, auffallend ordentliche Wohnung in der Jane Street. Neben dem Foto seiner lächelnden verstorbenen Frau lag ein Strauß inzwischen welker Blumen. Sonst gab es keinen Hinweis darauf, daß die Wohnung in letzter Zeit benutzt worden war, keinen Anhaltspunkt, daß er dort gewesen war.
    Daraufhin beschloß die Polizei, im Laden nachzusehen.
    Dort endlich fand man die blutüberströmte Leiche von Abdul Parki.
    Nat Small war kein Verdächtiger. Die Polizisten kannten Nat, alle wußten, daß er zu gerissen war, um sich auf einen Mord einzulassen; außerdem hatte er kein Motiv. Ja, das völlige Fehlen eines Motivs war das Beunruhigendste an diesem Fall. In der Kasse lagen nahezu hundert Dollar, und es sah nicht so aus, als hätte der Mörder auch nur versucht, sie aufzubrechen.
    Dennoch war es höchstwahrscheinlich Raubmord, entschied die

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