Nimm dich in acht
Kopfzerbrechen.«
Ihre Ausfahrt näherte sich, deshalb konzentrierte Jim sich auf den Verkehr und wartete, bis er die Spur gewechselt hatte, bevor er fragte: »Sie können sich im Anschluß doch bestimmt ein paar Tage freinehmen?« Als er einen Blick in den Rückspiegel warf, sah er überrascht das warme Lächeln, das auf Alex Wrights Gesicht trat und ihn fast jungenhaft erscheinen ließ.
»Ich könnte schon, aber die Wahrheit ist, ich will nicht.«
Susan Chandler, dachte Jim. Bei Gott, ich glaube, er ist ernsthaft an ihr interessiert. Könnte keine bessere Wahl treffen, sagte er sich, und dabei habe ich sie nur einmal gesehen.
Jim glaubte fest an Liebe auf den ersten Blick, an den Moment, in dem der Blitz einschlägt. So war es ihm vor vierzig Jahren ergangen, als er sich mit einem Mädchen verabredet hatte, das er nicht kannte – mit Moira. Kaum hatte er ihr Gesicht gesehen, diese blauen Augen, da hatte sein Herz ihr gehört.
Das Autotelefon läutete. Wenn sein Boß im Wagen saß, nahm Jim nie den Hörer ab, es sei denn, er wurde dazu aufgefordert – fast alle Anrufe waren privat und für Mr. Alex. Er hörte, wie Alex Wrights anfänglich herzliche Stimme zurückhaltender wurde. »Oh, Dee, wie geht es Ihnen? Ich bin im Wagen unterwegs … Ja, ich kann die Anrufe von Zuhause umleiten … Sie haben diesen Fusel getrunken? Dann müssen Sie halbtot sein … Klar, aber meinen Sie, daß Sie es schaffen können? … Na schön, wenn Sie es sagen. Wir treffen uns um fünf im St. Regis.
Der Immobilienmensch, mit dem ich gesprochen habe, hat Sie wohl angerufen … Gut. Ich versuche Susan zu erreichen, ob sie Lust hat, heute abend mitzukommen …
Gut. Bis dann.«
Er legte auf, dann griff er erneut zum Hörer und wählte.
Jim hörte ihn nach Dr. Chandler fragen, dann sagte er mit leicht gereiztem Unterton: »Ich hatte gehofft, sie erreichen zu können, bevor sie ins Studio fährt. Bitte sorgen Sie dafür, daß sie die Nachricht erhält, sobald sie in die Praxis zurückkommt.«
Im Rückspiegel beobachtete Jim, wie Alex Wright auflegte und die Stirn runzelte. Wer zum Kuckuck ist Dee, fragte er sich, und was bedrückt den Boß?
Hätte er Alex Wrights Gedanken lesen können, dann hätte Jim verstanden, warum er ärgerlich war. Erstens hatte Susans Sekretärin seine Nachricht von heute früh nicht weitergeleitet, bevor Susan ins Studio gefahren war.
Und zweitens hatte ihn ausgerechnet die Person erreicht, der er unbedingt aus dem Weg gehen wollte.
64
Als Susan im Studio eintraf, blieben ihr noch zehn Minuten. Wie gewohnt steckte sie den Kopf in Jed Geanys Büro und war auf seinen Spruch vorbereitet, daß sie irgendwann in naher Zukunft den Sendebeginn verpassen würde, gefolgt von »Sag dann nicht, ich hätte dich nicht gewarnt«.
Doch als er heute zu ihr aufblickte, war sein Gesicht ernst. »Ich habe allmählich den Verdacht, daß wir unsere Anrufer verhexen, Susan.«
»Was soll denn das heißen?« fragte sie.
»Du hast es noch nicht gehört? Tiffany, die Kellnerin aus diesem Restaurant in Yonkers, wurde gestern nacht, als sie ihren Arbeitsplatz verließ, erstochen.«
»Sie wurde was?« Susan war zumute, als ob man ihr einen Fausthieb versetzt hätte, als ob jemand in voller Fahrt mit ihr zusammengeprallt wäre. Sie hielt sich an Jeds Schreibtisch fest, um sich zu fangen.
»Ruhig, schön ruhig bleiben«, warnte er und stand auf.
»In ein paar Minuten gehst du auf Sendung. Außerdem mußt du darauf gefaßt sein, daß ihretwegen viele Hörer anrufen werden.«
Tiffany, dachte Susan und erinnerte sich an ihr Telefongespräch gestern abend. Tiffany – die so darauf brannte, sich mit ihrem Freund zu versöhnen, so verletzt war, als seine Mutter anrief, um ihr zu sagen, sie solle nicht mehr über ihn sprechen. Don Richards und ich haben darüber geredet, wie einsam sie wirkte. O Gott, dachte Susan. Das arme Mädchen.
»Weißt du noch, als du sie daran hindern wolltest, den Namen des Lokals zu nennen, wo sie arbeitete?« fragte Jed. »Anscheinend ist irgendein Kerl dort aufgetaucht, um nach ihr zu suchen. Er hat sie angemacht und wurde sauer, als sie ihm eine Abfuhr erteilte. Eine ganz üble Nummer.
Hat ein ellenlanges Vorstrafenregister.«
»Ist die Polizei sicher, daß er es getan hat?« fragte Susan wie betäubt.
»Wie ich höre, haben die Cops ihn festgenagelt«, erwiderte Jed. »Obgleich er noch kein Geständnis abgelegt hat oder so. Komm mit, wir müssen ins Studio. Ich hole dir einen
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