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Nimm dich in acht

Nimm dich in acht

Titel: Nimm dich in acht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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keinen großen Hunger.« Sein Blick hing am Bildschirm, als die Kamera einen Schwenk zu einem knallroten hochhackigen Pump vollführte, der neben dem Tuch auf dem Boden lag, das die sterblichen Überreste von Tiffany Smith bedeckte.
    Dieses erbarmungswürdige Mädchen, dachte er, als er den Apparat abschaltete. Susan wird außer sich sein.
    Zuerst Carolyn Wells, und jetzt Tiffany. Ich wette, sie gibt sich indirekt die Schuld am Unglück der beiden Frauen.
    Es war schon fünf Minuten vor vier, als er mit Susan sprach. »Es tut mir so leid«, sagte er.
    »Ich bin am Boden zerstört«, erwiderte Susan leise.
    »Und ich bete zu Gott, daß Sharkey Dion, falls er wirklich der Mörder ist, nicht in das Lokal gegangen ist, um Tiffany dort zu treffen, weil er sie in meiner Sendung gehört hat.«
    »Nach dem, was vorhin in den Nachrichten gebracht wurde, hat die Polizei anscheinend wenig Zweifel, daß er der Täter ist«, sagte Richards. »Susan, ich glaube nicht, daß ein Mann wie Sharkey Dion sich eine Ratgebersendung anhören würde. Ich halte es für viel wahrscheinlicher, daß er zufällig in die Trattoria ging.«
    »Falls er wirklich der Mörder ist«, wiederholte Susan matt. »Don, ich habe eine Frage, die Sie mir beantworten müssen. Glauben Sie, daß Justin Wells seine Frau vor den Transporter gestoßen hat?«

    »Nein, das glaube ich nicht«, entgegnete Richards. »Ich halte es für viel wahrscheinlicher, daß es ein Unfall war.
    Captain Shea, bei dem ich heute war, habe ich das gleiche gesagt. Ja, ich habe ihn sogar gewarnt, daß jeder Psychiater, der Wells untersucht, vermutlich zu derselben Schlußfolgerung gelangen würde. Zugegeben, er ist manisch eifersüchtig auf seine Frau, aber zumindest teilweise ist seine Eifersucht auf die extreme Angst zurückzuführen, sie zu verlieren. Meiner Ansicht nach würde er ihr niemals absichtlich schaden wollen.«
    »Dann glauben Sie, daß Hilda Johnson, die Zeugin, die sagte, Carolyn Wells sei gestoßen worden, unrecht hatte?«
    fragte Susan.
    »Nicht unbedingt. Man kann die Möglichkeit nicht ausschließen, daß Justin Wells seiner Frau folgte, um zu sehen, was in dem Umschlag war, und vielleicht versehentlich schuld daran war, daß sie das Gleichgewicht verlor. Wie ich höre, war er extrem aufgebracht, als die Empfangsdame ihm erzählte, was seine Frau in Ihrer Sendung gesagt hatte. Und vergessen Sie eines nicht. Als Karen - oder Carolyn - Sie anrief, versprach sie Ihnen ein Foto des Mannes, den sie auf der Kreuzfahrt kennengelernt hatte. Ist nicht davon auszugehen, daß es in jenem Umschlag steckte?«
    »Teilt Captain Shea Ihre Theorie?«
    »Das ist schwer zu sagen. Ich habe ihn allerdings gewarnt – falls nämlich ein anderer Carolyn Wells einen Stoß versetzt haben sollte, ob nun versehentlich oder mit Absicht, und falls Justin Wells erfährt, wer es war, wird sein Zorn so groß sein, daß er zu allem fähig ist, selbst zu Mord.«
    Im weiteren Verlauf des Gesprächs merkte Richards an Susans fast emotionsloser Stimme, wie zutiefst verstört sie durch die jüngsten Ereignisse war. »Hören Sie«, sagte er,
    »das war alles sehr schlimm für Sie. Glauben Sie mir, ich verstehe, wie Ihnen zumute ist. Unser gemeinsames Essen gestern abend war sehr schön. Ich wollte Sie eigentlich nur deshalb anrufen, um Ihnen das zu sagen. Warum gehen wir nicht auch heute irgendwo einen Happen essen? Wir suchen uns ein Restaurant in der Nähe Ihrer Wohnung. Ich hole Sie diesmal sogar ab.«
    »Ich kann leider nicht«, erwiderte Susan. »Ich habe einiges zu erledigen, und ich weiß nicht, wie lange das dauern wird.«
    Es war vier Uhr. Richards wußte, daß sein letzter Patient inzwischen im Empfangsbereich warten würde. »Ich bin ein guter Begleiter«, sagte er hastig. »Sagen Sie mir Bescheid, wenn ich helfen kann.«
    Er runzelte die Stirn, als er den Hörer auflegte. Susan hatte sein Hilfsangebot höflich, aber entschieden zurückgewiesen. Was hatte sie vor? fragte er sich.
    Auf diese Frage mußte er eine Antwort finden.

    66
    Jane Clausen war offensichtlich von der Wirkung der Chemotherapie erschöpft, brachte jedoch trotzdem ein mattes Lächeln zustande. »Ich bin bloß ein wenig entkräftet, Vera«, sagte sie.
    Sie konnte sehen, daß ihre Haushälterin, die seit zwanzig Jahren bei ihr war, sich nur widerstrebend verabschiedete.
    »Keine Sorge. Mir geht’s gut. Ich will mich nur ausruhen«, versicherte sie ihr.
    »Ach, das hätte ich fast vergessen, Mrs. Clausen«, sagte Vera

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