Nimm dich in acht
der Verdächtige, ein Sharkey Dion, gestand.
»Natürlich leugnet er, Susan«, sagte Pete. »Das tun sie alle. Und das weißt du auch. Hör zu, ein Bursche, der ins
›Grotto‹ kam, als dieser Abschaum hinausbefördert wurde, hat ihn sagen hören, er werde wiederkommen und sie sich vorknöpfen.«
»Das heißt trotzdem nicht, daß er sie umgebracht hat«, wandte Susan ein. »Habt ihr die Tatwaffe?«
Pete Sanchez seufzte. »Noch nicht.«
Sie erzählte ihm von den Türkisringen, aber er zeigte wenig Interesse. »Mhm. Gib mir deine Nummer; ich lasse es dich wissen, wenn Dion das Geständnis unterschreibt.
Mach dich wegen dieser Sache nicht fertig. Der wahre Schuldige an dieser Tragödie ist das Bewährungssystem, das zuläßt, daß ein Typ mit einem Vorstrafenregister so lang wie mein Arm aus dem Knast kommt. Er hat ganze acht Jahre von fünfundzwanzig abgesessen. Rate mal, für welches Vergehen. Totschlag!«
Wenig überzeugt legte Susan den Hörer auf und saß eine Zeitlang tief in Gedanken versunken da. Das Bindeglied zwischen all diesen Fällen ist der Türkisring, dachte sie.
Regina Clausen bekam einen und ist tot. Carolyn Wells hatte einen und wird vielleicht sterben. Tiffany hatte einen und ist tot. Pamela Hastings, eine kluge Frau, die sagt, sie habe die Gabe, in die Zukunft zu sehen, wollte Reginas Ring nicht berühren und hat Carolyn Wells gewarnt, ihr Ring könne der Anlaß zu ihrem Tod sein.
Tiffany hat mir gestern abend gesagt, ihr Ring sei unter Bergen von Hähnchenknochen und Pizza begraben, dachte Susan. Hört sich nach einem Abfalleimer an. Aber gleich Berge?
Ob sie eine Mülltonne meinte? fragte sie sich. Und wenn ja, welche andere Mülltonne als die auf dem Gelände des
»Grotto«? Susans Gedanken überschlugen sich. Wie oft wurde die Mülltonne des »Grotto« normalerweise geleert?
Ob die Polizei sie beschlagnahmt hatte, um dort nach der Waffe zu suchen?
Sie schlug die Nummer des ›Grotto‹ nach und sprach kurz darauf mit Tony Sepeddi. »Hören Sie, Dr. Chandler, ich beantworte seit Mitternacht Fragen«, sagte er. »Die Mülltonne steht auf dem Parkplatz und wird jeden Morgen geleert. Allerdings hat die Polizei sie heute morgen beschlagnahmt. Vermutlich suchen sie die Tatwaffe. Noch irgendwelche Fragen? Ich bin fast schon selbst tot.«
Susan tätigte noch einen Anruf, bevor sie sich die Unterlagen zu ihrem Patienten vornahm. Sie sprach wieder mit Pete Sanchez und bat ihn, die Mülltonne nicht nur nach der Mordwaffe, sondern auch nach einem Türkisring mit der Inschrift »Du gehörst mir« an der Innenseite durchforsten zu lassen.
65
Der Donnerstag war immer ein hektischer Tag für Dr. Donald Richards, und wie gewohnt hatte er früh angefangen. Sein erster Patient war ein Mann, der ein transnationales Unternehmen leitete; er kam jeden Donnerstag um acht, und um neun, um zehn und um elf folgten weitere regelmäßige Patienten. Ein Teil von ihnen war bestürzt, als sie erfuhren, daß Richards am Donnerstag der kommenden Woche nicht da sein würde, da er auf Werbetour für sein Buch ging.
Als Donald Richards um zwölf Uhr auf die schnelle zu Mittag aß, war er bereits müde, und natürlich hatte er wie üblich noch einen anstrengenden Nachmittag vor sich. Um ein Uhr war er mit Captain Shea im 19. Revier verabredet, um mit ihm über Justin Wells zu sprechen.
Während Rena eine Tasse mit Suppe vor ihn hinstellte, schaltete er den Fernseher ein, um die Lokalnachrichten zu hören. Der Aufmacher war der Mord an einer jungen Kellnerin in Yonkers, und es wurden Aufnahmen vom Tatort gezeigt.
»Dies ist der Parkplatz der Trattoria ›Grotto‹ in Yonkers, wo die fünfundzwanzig Jahre alte Tiffany Smith kurz nach Mitternacht erstochen wurde«, sagte der Nachrichtensprecher. »Sharkey Dion, ein auf Bewährung entlassener Mörder, den man aus dem Lokal gewiesen hatte, als er am Abend laut Augenzeugen Miss Smith belästigte, ist in Haft und wird vermutlich des Mordes angeklagt.«
»Doktor, ist das nicht die Frau, die neulich anrief, als Sie in der Sendung Fragen Sie Dr. Susan zu Gast waren?«
fragte Rena schockiert.
»Ja, stimmt«, erwiderte Richards leise. Er sah auf seine Uhr. Susan war jetzt sicher auf dem Weg in ihre Praxis.
Sie hatte bestimmt von Tiffany gehört und würde zweifellos erwarten, daß er sich meldete.
Ich rufe sie an, wenn ich vom Revier zurückkomme, entschied er und schob seinen Stuhl zurück. »Rena, die Suppe sieht köstlich aus, aber ich fürchte, ich habe im Moment
Weitere Kostenlose Bücher