Nimm dich in acht
aber statt dessen führte der Detective, den Shea geschickt hatte, ein sehr informatives Gespräch mit der freundlichen Empfangsdame Barbara Gingras. In weniger als drei Minuten wußte er alles darüber, wie Barbara in der Montagsausgabe von Fragen Sie Dr. Susan Carolyn Wells gehört hatte und wie sie Mr. Wells davon erzählt hatte, als er aus der Mittagspause zurückkam.
»Ich glaube, er war sauer oder aufgebracht oder so«, vertraute sie ihm an, »denn später ging er noch mal weg, ohne mir zu sagen, wann er zurücksein wollte.«
»Wissen Sie noch, ob er einen Mantel trug, als er ging?«
fragte Power.
Barbara biß sich auf die Unterlippe und zog nachdenklich die Stirn kraus. »Mal sehen. Morgens hatte er seinen Tweed-Überzieher an. Er zieht sich toll an, und ich achte immer darauf, wie er sich kleidet. Wissen Sie, mein Freund Jake ist nämlich etwa so groß wie Mr. Wells und hat auch dunkle Haare, und wenn ich ihm irgendein Kleidungsstück schenken will, versuche ich etwas zu finden, das ich schon mal an Mr. Wells gesehen habe.«
Barbara lächelte den Detective an. »Jake hatte gerade letzte Woche Geburtstag, und ich hab’ ihm ein blau-weiß gestreiftes Hemd mit weißem Kragen und Manschetten besorgt, und Mr.
Wells hat genauso eins. Hat ein
Vermögen gekostet, aber er hat sich sehr gefreut. Und die Krawatte …«
Da Marty Power herzlich wenig Interesse an Jakes Krawatte hatte, unterbrach er: »Und Sie sind sicher, daß Justin Wells am Montag einen Tweed-Überzieher anhatte?«
»Völlig sicher. Aber warten Sie einen Moment. Wissen Sie was? Als Mr. Wells am Montag nachmittag wegging, trug er zwar den Tweed-Überzieher, aber als er zurückkam, hatte er seinen Burberry an. Ich hatte bis jetzt nicht darüber nachgedacht, aber er muß wohl nach Hause gegangen sein.«
Die letzte Information, die Barbara ihm gab und die der Detective äußerst aufschlußreich fand, war, daß Mr. Wells stets eine Uhr mit einem dunklen Lederarmband trug.
Alex Wright hatte am Donnerstag fast den ganzen Tag über Termine, daher ließ er sich morgens um Viertel vor neun von Jim Curley, seinem Chauffeur, abholen. Jim begrüßte seinen Boß stets fröhlich, dann überließ er ihm die Initiative und sprach nur, wenn er das Gefühl hatte, daß es erwünscht oder passend war.
Manchmal hatte Alex Wright offenbar Lust, sich zu unterhalten, und sie hechelten alles durch; vom Wetter über Politik bis zu bevorstehenden Festen und Jims Enkelkindern. An anderen Tagen begrüßte Mr. Alex ihn zwar freundlich, holte dann aber etwas aus seiner Aktenmappe oder las die New York Times und schwieg die meiste Zeit.
Jim nahm es, wie es kam. Seine Treue zu Alex Wright war unverbrüchlich, seit dieser es Jims Enkelin vor zwei Jahren ermöglicht hatte, nach Princeton zu gehen. Sie war ohne fremde Hilfe angenommen worden, doch selbst mit dem Stipendium und dem Darlehen, das ihr angeboten wurde, war es eine zu große finanzielle Belastung für die Familie.
Mr. Alex, selbst ein Princeton-Absolvent, hatte darauf bestanden, daß sie dort studierte. »Soll das ein Witz sein, Jim?« hatte er ungläubig gefragt. »Sheila kann Princeton keinen Korb geben. Die Summe, die nicht durch das Stipendium abgedeckt wird, übernehme ich. Sagen Sie ihr, sie soll mir bei den Footballspielen zuwinken.«
Als Jim Jr. vor fünfundzwanzig Jahren aufs College gegangen war, hatte es völlig anders ausgesehen, erinnerte sich Curley. Ich habe Mr. Alex’ Vater damals um eine Gehaltserhöhung gebeten, und er sagte, ich könne mich glücklich schätzen, überhaupt einen Job zu haben.
Jim merkte am Morgen gleich, daß dies einer der ruhigeren Tage werden würde. Nachdem er »Guten Morgen, Jim« gesagt hatte, öffnete Alex Wright seine Aktenmappe und holte einen Stoß Unterlagen heraus, die er schweigend studierte, während Jim den Wagen auf dem Weg zur Wall Street durch den Verkehr auf dem East Side Drive lavierte. Doch auf der Höhe der Manhattan Bridge steckte er die Papiere wieder ein und knüpfte ein Gespräch an. »Ich könnte auf die Reise nächste Woche gut verzichten, Jim«, sagte Alex Wright.
»Wo genau werden Sie sich in Rußland aufhalten, Mr. Alex?«
»In St. Petersburg. Eine wunderbare Stadt. Die Eremitage ist herrlich. Das Problem ist nur, ich werde keine Zeit haben, mir etwas anzusehen. Ich kann mich glücklich schätzen, wenn ich die Zeit finde, die Planung für das Krankenhaus, das wir dort bauen, abzuschließen.
Der Standort bereitet mir noch ein wenig
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