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Nimm doch einfach mich

Titel: Nimm doch einfach mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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um ihren schmalen Oberkörper und lehnte sich an die Steinmauer des Engineers Gate am Eingang zum Central Park Reservoir. Sie war Ophelias Anweisung gefolgt und machte eine Aromaöltherapie und eine Heilfastenkur, was bedeutete, dass sie ausschließlich grüne Smoothies aus frisch gepresstem Kopfsalat, Gurken und Äpfeln trinken durfte. Aber statt energiegeladen und ausgeglichen zu sein, fühlte sie sich ungewaschen, hungrig und dauermüde.
    Und durchgeknallt?
    Mit letzter Kraft schleppte sie sich die Stufen zum Trimm-dich-Pfad hinauf und begann die mit Kies aufgeschüttete Laufbahn entlangzutrotten. Gott, war ihr schwindelig.
    »Hey, Babs! Warte mal kurz!« Ms Mann, ihre Sportlehrerin mit dem mehr als unglücklichen Namen, sprintete hinter ihr die Treppe hinauf und bekam Baby gerade noch an ihren zerzausten braunen Haaren zu fassen.
    »Aua!« Baby rieb sich über ihre malträtierte Kopfhaut.
    »Na, na, na, so schmerzhaft wird's schon nicht gewesen sein«, entgegnete Ms Mann gelassen und fingerte an ihrer rosafarbenen, mit Smiley-Stickern beklebten Trillerpfeife herum. »Für dich entfällt heute das Laufen, Babs. Komm mit!« Sie führte Baby die Treppe wieder hinunter.
    »Alles klar, Coach!«, keuchte Baby atemlos. Seit sie an der Schule war, bestand Ms Mann aus unerfindlichen Gründen darauf, sie Babs zu nennen, und jedes Mal wenn sie sie so nannte, fühlte Baby sich wie eine neunundfünfzigjährige, kaugummikauende Kellnerin aus Okla homa. Gehorsam folgte sie ihrer Sportlehrerin zu einem schattigen Plätzchen unter einer Ulme.
    »Ich hab gehört, dass Baby an irgendeiner total seltsamen ansteckenden Krankheit leidet. Deswegen ernährt sie sich jetzt nur noch von Gemüsesaft und darf die Cafeteria nicht mehr betreten«, raunte Jiffy Bennett in Richtung von Chelsey Chapin, einer kleinen knollennasigen Zehntklässlerin – laut genug, dass Baby jedes Wort mitbekam.
    Babys Gesicht verfinsterte sich. Das war echt so was von fies! Es gab Dutzende intriganter kleiner Biester an der Constance Billard, die ihren Mitschülerinnen das Leben zur Hölle machten, und ausgerechnet sie bekam von Mrs McLean eine Zwangstherapie auferlegt.
    »Babs, ich mache mir ernsthaft Sorgen um dich«, schnarrte die Sportlehrerin in einer Lautstärke, dass es auch die gackernden Zehntklässlerinnen hören konnten, die sich um den Springbrunnen scharten und noch nicht einmal so taten, als würden sie Dehnübungen machen. »Du siehst in letzter Zeit ziemlich schlecht aus. Hast du vielleicht irgendwelche Probleme? Du kannst mit mir über alles sprechen«, fügte sie großzügig hinzu, als könnte Baby auch nur eine Sekunde tatsächlich versucht sein, ihr ihre dunkelsten Geheimnisse anzuvertrauen. Sie trug einen grau melierten Vokuhila, und wären ihre gigantischen Brüste nicht gewesen, hätte man sie glatt mit Mel Gibson verwechseln können.
    »Nimmst du Drogen?«, fragte sie lauernd und verengte ihre Augen zu noch schmaleren Schlitzen. Die Rolle der strengen, aber besorgten Sportlehrerin bereitete ihr offensichtlich größtes Vergnügen. »Ich möchte dir doch bloß helfen, Babs.«
    »Nett von Ihnen«, sagte Baby nur. Plötzlich erschien ihr alles viel zu kompliziert, um es zu erklären, außerdem war sie zu müde. »Vielleicht geh ich am besten gleich mal zum Arzt«, log sie, ließ die Sportlehrerin einfach stehen und schlurfte Richtung Parkausgang. Auf halber Strecke drehte sie sich noch einmal um, weil sie eigentlich damit rechnete, dass Ms Mann hinter ihr herlaufen würde. Aber da waren nur ein paar Buggy schiebende Kindermädchen, ein Typ, der mit seinem Labrador Gassi ging und zwei Eichhörnchen, die zwischen den Büschen hin-und hersprangen. Sie seufzte. Vielleicht sollte sie wirklich zum Arzt gehen, überlegte sie, als sie an der Ecke
    86. Straße stand und darauf wartete, dass die Ampel auf Grün sprang. Sie fühlte sich, als wäre ihr Gehirn irgendwie von ihrem Körper abgekoppelt.
    »Baby!« Sie blinzelte in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, und entdeckte Sydney auf der anderen Stra
    ßenseite. Sie trug kniehohe Stiefel, ein rotes T-Shirt mit einem Peace-Zeichen und um den Hals einen absurd großen Kopfhörer, der an einen silbernen iPod nano angeschlossen war. Sie sah aus wie eine DJane auf dem Weg in einen Undergroundclub in Williamsburg.
    »Doppelstunde Fotografie?«, rief Baby und deutete auf die Digitalkamera, die an Sydneys Handgelenk baumelte.
    Sydney verdrehte die Augen. »Das hätte Mr Beckham wohl gern, aber ich

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