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Nimm doch einfach mich

Titel: Nimm doch einfach mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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die mit ihren teuren Louis-seize-Möbeln eher an Museen erinnerten, wirkte die Wohnung von Sydneys Eltern heimelig und gemütlich. Im Flur standen deckenhohe Bücherregale mit Erstausgaben und limitierten Sondereditionen und an den Wänden hingen geschmackvolle Kunstwerke aller Art.
    »Ab in die Nasszelle mit dir.« Sydney deutete auf eine Tür, die in ein großes, altmodisches Badezimmer führte, in dessen Mitte eine Badewanne mit Löwentatzen stand. Sie folgte Baby in den Raum und ließ heißes Wasser in die Wanne laufen. Kurz darauf waberte weißer Dampf durch den Raum. »Versprich mir, dass du nicht ohnmächtig wirst, okay?«, befahl Sydney. Baby nickte und schloss die Tür hinter ihr.
    Als sie nach einer Weile wieder herauskam, sah sie, dass Sydney ihr fürsorglich frische Anziehsachen auf einen Weidenkorb gelegt hatte: ein ausgewaschenes LollapaloozaT-Shirt aus dem Jahr 1993 und einen weiten schwarzen Rock von American Apparel. Nachdem sie die Sachen angezogen hatte, hatte sie das Gefühl, wieder ein bisschen sie selbst zu sein.
    » Viel besser«, rief Sydney erleichtert, als Baby in die freundlich blau-weiß geflieste Küche trat. »An dir hab ich heute definitiv eine gute Tat vollbracht. Sorry, wenn ich das so sage, aber du warst ein echtes Wrack.«
    »Bin ich immer, wenn ich nichts esse. Apropos …« Baby blickte hoffnungsvoll auf die Küchenschränke aus Pinien-holz. Die Küche erinnerte sie an die in ihrem alten Haus in Nantucket. Normalerweise hätte sie bei diesem Gedanken einen massiven Heimweh-Anfall bekommen, aber jetzt war sie einfach nur entspannt und glücklich.
    »Es ist bereits angerichtet.« Sydney deutete auf einen Teller mit Rucolasalat und Ziegenkäse, der auf der Küchentheke stand.
    »Hast du den etwa gerade selbst gemacht?«, rief Baby verblüfft. Sydney steckte voller Überraschungen.
    Ja, und ganz überraschende Körperstellen von ihr stecken voller Piercings …!
    »Na klar. Ich hab mir einfach eine Schürze umgebunden und dir ein Mittagessen gezaubert. Natürlich nicht, du Dummi. Ich hab den Lieferservice angerufen!« Sydney verdrehte die großen braunen Augen und stibitzte sich eine Kirschtomate von Babys Salat. Dann setzte sie sich hin und kaute nachdenklich. »Ich wusste nicht, worauf du Hunger hast, also hab ich einfach mal wild drauflos bestellt.« Sie zeigte achselzuckend auf zwei weitere Kartons vom Lieferservice. »Und? Fühlst du dich schon ein bisschen besser? Kannst du mir eigentlich mal erklären, warum zum Teufel du eine Hungerkur machst? Warte … sag nichts! Du hast nichts mehr runtergekriegt, weil du so traurig darüber bist, dass Mrs McLean diese Woche in Ferien ist, stimmt's?«
    »Haha«, gab Baby zurück. »Nein. Meine neue Therapeutin hat mir empfohlen, eine Entgiftungskur zu machen.«
    »Wie schwachsinnig ist das denn?« Sydney schob einen der Kartons zu Baby rüber und hob den Deckel an. »Gegrillter Käse?«
    Baby nickte dankbar. »Was ist denn das?« Sie hatte auf der Küchentheke ein Buch mit dem Titel »Das Leben ist nicht so kompliziert, wie es scheint« entdeckt und zog eine Braue hoch. Ach ja? Auf sie machte das Leben aber einen ganz anderen Eindruck. Sie griff danach und blätterte durch die eselsohrigen Seiten.
    »Ach, das hat meine Mutter geschrieben.« Sydney verdrehte wieder die Augen. »Ihrer Philosophie nach müssen die Leute nur ihre Schränke ausmisten und allen überflüssigen Scheiß, den sie mit sich herumschleppen, auf den Müll kippen, um glücklicher zu sein. Und für diese Lebens weisheit knöpft sie ihren Patienten fünfhundert Dollar die Stunde ab. Aber ich kann nicht erkennen, dass das bei ihr besonders viel bringt. Jedes Mal wenn sie sich mit meinem Vater gefetzt hat, schleppt sie tonnenweise Zeug in den Humana-Laden an der Ecke. Du glaubst gar nicht, wie viele von meinen Sachen ich schon wieder zurückkaufen musste«, fügte sie finster hinzu.
    »Darf ich es mir mal ausleihen?«, fragte Baby. Auf der Rückseite war ein Foto von Sydneys Mutter abgebildet. Sie sah ein paar Jahre älter aus als Edie und hatte dunkelbraune Haare, die zu einem akkuraten Bob geschnitten waren, der ihr lächelndes, eckiges Gesicht einrahmte. Sie sah nett und vernünftig aus.
    »Klar. Noch beschissener als jetzt wird es dir danach auch nicht gehen«, sagte Sydney achselzuckend.
    »Bist du dir da sicher?«, fragte Baby grinsend. Vielleicht lag es ja an der Aussicht, nach langer Zeit endlich mal wieder etwas Ordentliches zu essen zu bekommen, aber sie hatte

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