Nimmerklug im Knirpsenland
Phantastischen!“ rief Druckknopf überschwenglich.
„Unbequem ist nur, daß man an der Wand sitzen muß“, warf Kringel ein.
„Ja, ich habe gerade darüber nachgedacht, wie man die Stühle beweglich machen kann“, erklärte der Erfinder.
„Vielleicht wäre es einfacher, gewöhnliche Stühle zu konstruieren“, meinte Schraubstift.
„Das ist ein guter Einfall“, sagte Druckknopf erfreut. „Das Geniale ist immer das Einfachste. Du bist wohl auch Mechaniker, mein Lieber?“
„Ja, freilich“, bestätigte Schraubstift. „Wir sind beide Mechaniker.“
„Ihr braucht also einen Lötkolben?“
Wieder drückte Druckknopf auf einen Knopf, und zur Verblüffung der Zuschauer begann die Hängematte langsam herabzusinken. Sie sank so lange, bis Druckknopf auf dem Boden lag.
„Wenn man einer gewöhnlichen Hängematte entsteigt, kann man leicht mit dem Fuß an einem Strick hängenbleiben und fallen“, sprach Druckknopf, während er sich vom Fußboden erhob. „Bei meiner mechanisierten Hängematte ist diese Gefahr, wie ihr seht, vollständig beseitigt. Man läßt sich ruhig auf den Fußboden nieder und steht von dort wieder auf. Will man schlafen gehen, macht man es genau umgekehrt.“
Druckknopf schlenderte durch das Zimmer und berührte dabei verschiedene Knöpfe. Neue Tische, Stühle und Regale klappten herab, und es öffneten sich die Türen zu verschiedenen Schränken und Truhen. Schließlich drückte er auf den letzten Knopf und versank im Keller.
„Kommen Sie hierher“, rief er eine Minute später vom Hof herein.
Die Freunde rannten auf den Hof.
„Das ist meine Garage“, sagte Druckknopf und führte Schraubschnell und Schraubstift zu einem Steinschuppen mit breiter Eisentür.
Er berührte einen Knopf, und die Tür rollte sich hoch – wie der Vorhang im Theater. Dahinter stand eine sonderbare Maschine mit einer Unzahl von Rädern. „Dies ist ein achträdriges Dampfauto mit Pistazienkühlung“, erklärte Druckknopf. „Vier Räder sind unten und vier oben. Für gewöhnlich fährt der Wagen auf den unteren Rädern; die oberen sind für den Fall angebracht, daß der Wagen umkippt. Sämtliche acht Räder sind gewinkelt, das heißt schräg anmontiert, damit das Auto nicht nur in normaler Lage fahren kann, sondern auch auf der Seite und verkehrt herum. Damit ist jede Unfallmöglichkeit ausgeschaltet.“
Druckknopf kroch in den Wagen und führte die Fahrt in allen vier Lagen vor. Danach setzte er seine Erklärungen fort.
„Statt eines gewöhnlichen Tanks besitzt das Auto einen Kessel, in dem die Brause erhitzt wird. Dabei entsteht Dampf, und der verstärkt den Kolbendruck. Die Folge ist, daß sich die Räder schneller drehen. Hinter dem Kessel befindet sich ein Gefäß zur Bereitung von Pistazieneis, mit dem der Zylinder gekühlt wird. Wenn das Eis geschmolzen ist, fließt es durch ein Rohr in den Kessel und dient zur Schmierung des Motors. Das Auto hat vier Gänge, außerdem einen Rückwärtsgang und einen Seitengang. Im rückwärtigen Teil des Wagens ist eine Vorrichtung zum Wäschewaschen eingebaut. Die Wäsche kann während der Fahrt bei beliebiger Geschwindigkeit gesäubert werden. Im Zustand der Ruhe, das heißt an den Haltestellen, kann das Auto Holz hacken, Lehm mischen, Ziegel pressen und sogar Kartoffeln schälen.“
Tief beeindruckt folgten die Freunde Druckknopf in seine Werkstatt, wo alles mögliche Gerümpel lag. Da gab es alte, zerbrochene Fahrräder und Fahrradteile, Roller und eine Unmasse von hölzernen Kreiseln und Bauklötzen. Als Druckknopf in seinem Gerümpel das Unterste zuoberst gekehrt hatte, schlug er sich plötzlich an die Stirn und sagte: „Ach, bin ich eine Schlafmütze! Den Lötkolben habe ich ja bei Heilergeist vergessen. Ihr müßt zu Hellergeist fahren.“ „Werist denn das?“ fragte Schraubschnell, nachdem sich unsere Freunde von Druckknopf verabschiedet hatten und aus dem Tor getreten waren.
„Hellergeist ist ein Schriftsteller“, sagte Kringel.
„Ach, wirklich?“ rief Schraubstift „Es interessiert mich sehr, ihn kennenzulernen. Ich habe noch niemals mit einem lebendigen Schriftsteller gesprochen.“
„Gleich sollt ihr ihn sehen. Es ist auch eine in ihrer Art interessante Persönlichkeit“, antwortete Kringel und setzte sich ans Steuer.
Bei einem Schriftsteller zu Besuch
Hellergeist stand am offenen Fenster seines Arbeitszimmers. Er hatte die Arme über der Brust verschränkt und blickte verträumt in die Ferne. Sein Haar war glatt
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