Nimmerklug im Knirpsenland
klangen die Rufe von allen Seiten: „Und da ist auch Doktor Rizinus! Und der Jäger Bums! Und Schussel und Nudeldick!“
„Hurra!“
Als Immerklug und seine Freunde aber in die Glockenblumenstraße einbogen, gab es vielleicht ein Gedränge! Hier wohnten doch all ihre Nachbarn und guten Freunde. Die Knirpsefiche fielen den mutigen Reisenden um den Hals und küßten sie ab. Die Knirpselinen bestreuten die Straße mit Margeritenblütenblättern. Auf einmal rannte ein Hündchen herbei. Es jaulte auf, sprang um den Jäger Bums herum und leckte ihm die Hände.
„Freunde, das ist ja mein Bimmel!“ rief der Jäger Bums.
Die Nachbarn berichteten, daß Bimmel wenige Tage nach der Abreise wieder in Blumenstadt aufgetaucht wäre. Deshalb hätten alle geglaubt, Bums und seine Freunde wären ums Leben gekommen. Niemand hatte gehofft, sie heil und gesund wiederzusehen. Bums nahm Bimmel auf den Arm und küßte ihn ab. Da tauchte eine neue Gruppe von Knirpserieben auf. Vornweg rannte der Dichter Blüte.
Die Knirpselinen klatschten in die Hände, ein leeres Faß wurde herbeigerollt und mitten auf der Straße verkehrt herum aufgestellt.
„Stell dich auf das Faß, Blüte, und sag dein Gedicht auf“, rief einer.
Man griff Blüte unter die Arme und half ihm, das Faß zu erklimmen. Er dachte einen Augenblick nach, räusperte sich ein wenig, wies dann mit ausgestrecktem Arm auf Immerklug und seine Freunde und deklamierte gefühlvoll die Verse, die er eben erst verfaßt hatte.
„Wir grüßen unsre wackren Luftpiloten, die im Ballon den Stürmen Trotz geboten.
Geplatzt ist der Ballon, doch sie sind da, hipp-hipp-hurra! Hipp-hipp-hurra!“
„Hurra!“ schrien die Knirpse.
Blüte wurde flugs vom Faß gezogen. Die Knirpseriebe nahmen ihn auf die Schultern und trugen ihn nach Hause; die Knirpselinen liefen hinterdrein und überschütteten ihn mit Margeritenblütenblättern. Blüte wurde so berühmt, als hätte er die großartige Reise gemacht.
Unsere mutigen Reisenden öffneten die Pforte und gingen zu ihrem Häuschen, das so viele Tage leergestanden hatte. Nur Nimmerklug blieb auf der Straße zurück. Traurig schaute er der sich entfernenden Menge nach. Alle waren verschwunden – wie vom Winde verweht. Nimmerklugs Augen wurden noch trauriger. Da erblickte er auf der anderen Straßenseiten im Schatten des Zaunes eine kleine Gestalt, die mit aufgesperrtem Mund dastand und ihn anstarrte. „Joppe!“ rief Nimmerklug, der seinen Freund erkannt hatte.
Joppe schrie vor Freude laut auf und stürzte auf Nimmerklug zu, der ihm ebenfalls entgegenrannte. Fast wären die beiden mit den Köpfen zusammengestoßen. Voller Stolz betrachtete Joppe seinen Freund, der ein berühmter Weltreisender geworden war; Nimmerklug sah Joppe mit schuldbewußtem Lächeln an. So standen sie lange da und konnten vor Aufregung kein einziges Wort hervorbringen. Dann umarmten sie sich mit aller Kraft. Tränen stiegen ihnen in die Augen.
Das war ein Wiedersehen!
So endete die berühmte Reise von Immerklug und seinen Freunden. In Blumenstadt ging das Leben wieder seinen alten Gang … das heißt, eigentlich kann man nicht sagen, daß es genau der gleiche alte Gang war.
Seit der Heimkehr unserer mutigen Reisenden wurde in der Stadt nur noch von ihnen gesprochen. Sämtliche Einwohner – Knirpseriebe wie Knirpselinen – kamen abends zu Immerklugs Häuschen, um zu hören, was die Reisenden über ihren Aufenthalt in Grünstadt erzählten.
Nudeldick verbreitete sich am liebsten über die schmackhaften Kuchen, mit denen die Knirpselinen ihn bewirtet hatten, während Saftschleck mit der Menge von Saftbrause prahlte, die er getrunken hatte. Immerklug erzählte von der Schilfrohrwasserleitung, von den Springbrunnen und der wundervollen Brücke, die die Knirpselinen über den Fluß gespannt hatten, und auch von den riesengroßen Melonen, die sie züchteten. Meist holte dann Saftschleck einen Melonenkern aus der Tasche und sagte: „Wer hätte gedacht, daß man aus diesem Kern mehrere Fässer Saft gewinnen kann.“
Schnurz und Rennefix berichteten am liebsten von der Ernte, die sie zusammen mit den Knirpselinen eingebracht hatten. Schraubschnell und Schraubstift erzählten von der Mechanisierung, von ihrem Freund, dem Chauffeur Kringel, und von Druckknopf, dem technischen Erfinder, bei dem alles nach Knöpfen funktionierte. Bums konnte das Grünstädter Krankenhaus und die ausgezeichnete Ärztin Pfefferminza nicht genug rühmen. Zum Beweise, wie gut man ihm den
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