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Nimmerklug im Knirpsenland

Nimmerklug im Knirpsenland

Titel: Nimmerklug im Knirpsenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai Nossow
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zurückgekämmt; seine dichten schwarzen, über der Nasenwurzel zusammengewachsenen Augenbrauen waren gerunzelt und verliehen seinem Gesicht einen gedankenvollen Ausdruck. Kringel begrüßte ihn mit lauter Stimme, stellte ihm Schraubschnell und Schraubstift vor und sagte. daß sie gekommen seien, um den Lötkolben zu holen. Doch Hellergeist blickte weiter aus dem Fenster und machte dabei ein so konzentriertes Gesicht, als wollte er einen überaus witzigen, klugen Gedanken, der ihm im Kopf herumging und sich nicht fassen ließ, beim Schwanz packen. Kringel zuckte die Schultern und warf Schraubschnell und Schraubstift einen spöttischen Blick zu, der ausdrücken sollte: Bitte, ich habe es euch gleich gesagt.
    Endlich schien Hellergeist wieder zu sich zu kommen. Er wandte sich den Eingetretenen zu und sprach, die Worte gewichtig dehnend, mit weicher, angenehmer Stimme: „Seid mir gegrüßt! Ich bitte um Vergebung. meine Freunde. Ich befand mich vorhin sozusagen im Zustand geistiger Abwesenheit, ich weilte in anderen Sphären“ Dann stellte er sich vor: „Hellergeist“, und hielt Schraubschnell die Hand hin.
    Schraubschnell drückte die dargebotene Hand, die so weich war wie ein rohes Kotelett, und nannte seinen Namen.
    „Hellergeist“, wiederholte Hellergeist und reichte Schraubstift mit schwungvoller, weitausholender Bewegung die Hand.
    „Schraubstift“, erwiderte Schraubstift und drückte das Kotelett ebenfalls.
    „Hellergeist“, sprach Hellergeist zum dritten Male und wollte Kringel die Hand geben.
    „Wir kennen uns doch schon“, antwortete Kringel. „Ach, das ist ja Kringel“, rief Hellergeist und machte ein erstauntes Gesicht. „Guten Tag, guten Tag! Ich bitte Platz zu nehmen, meine Freunde … Sie haben diesen Druckknopf also bereits kennengelernt?“ fragte Hellergeist und bewies damit, daß er trotz seines geistigen Aufenthaltes in anderen Sphären sämtliche Worte Kringels vernommen hatte. „Er hat Ihnen wohl seine Klapptische und Klappstühle gezeigt?“
    Schraubschnell nickte. Hellergeist machte ein spöttisches Gesicht und meinte: „Hehe! Diese Erfinder sind allesamt merkwürdige Käuze. Sagen Sie mir bitte, was haben all diese Klapptische und versenkbaren Hängematten für einen Sinn? Ich für meinen Teil sitze viel lieber in einem gewöhnlichen, bequemen Stuhl, der nicht verschwindet, sobald ich mich erhoben habe, und schlafe angenehmer in einem Bett, das nicht unter mir hinauf- und hinabrutscht. Wer kann mich zwingen, in einer Hängematte zu schlafen?“
    „Das wird natürlich niemand von Ihnen verlangen“, beruhigte ihn Kringel. „Druckknopf ist ein Erfinder und bemüht sich, alles zu vervollkommnen. Das braucht nicht immer von Erfolg gekrönt zu sein, aber er hat trotzdem viele nützliche Erfindungen gemacht. Er ist ein tüchtiger Meister in seinem Fach.“
    „Ich habe niemals das Gegenteil behauptet“, widersprach Hellergeist. „Er ist, wenn Sie es genau wissen wollen, ein sehr tüchtiger, ein ganz ausgezeichneter Meister seines Faches. Er hat mir einen großartigen Phonographen konstruiert.“
    „Phonograph – was ist denn das?“ fragte Schraubschnell.
    „Eine Sprechmaschine. Sehen Sie hier.“
    Hellergeist führte seine Gäste zu einem Tisch, auf dem ein kleines Gerät stand.
    „Dieses Kistchen oder Köfferchen – nennen Sie es, wie Sie wollen – hat an der Seite eine kleine Öffnung. Sie brauchen nur ein paar Worte hineinzusprechen und dann auf einen Knopf zu drücken, so wird der Phonograph Ihre Worte genau wiederholen. Versuchen Sie es einmal.“ Hellergeist sah Schraubschnell aufmunternd an.
    Schraubschnell beugte sich zur Öffnung des Gerätes hinab und sagte: „Schraubschnell, SchraubschnelL Schraubstift, Schraubstift.“
    „Und Kringel“, fügte Kringel hinzu.
    Hellergeist drückte auf einen Knopf, und zur allgemeinen Verwunderung lispelte der Apparat mit näselnder Stimme: „Schraubschnell, Schraubschnell. Schraubstift, Schraubstift. Und Kringel.“
    „Wozu brauchen Sie diese Sprechmaschine?“ erkundigte sich Schraubschnell.
    „Aber ich bitte Sie!“ rief Hellergeist. „Ein Schriftsteller ohne so eine Maschine ist wie ein Mensch ohne Hände. Ich kann den Phonographen in jeder x-beliebigen Wohnung aufstellen – er wird alles festhalten, was man dort spricht. Ich brauche es dann nur noch aufzuschreiben, und schon ist der Roman oder die Novelle fertig.“
    „So einfach ist das?“ Schraubstift war ganz verblüfft. „Aber ich habe doch irgendwo gelesen,

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