Nimmerklug im Knirpsenland
„Eure Einladung brauche ich nicht.“
„Was heißt hier: Denkste!“ mischte sich Schwalba ein. „Wir gehen nicht zu euch, und ihr kommt nicht zu uns.“
„Sie können ruhig kommen. Wir jagen Sie doch nicht weg.“
„Sie haben uns zu Silvester mit Schneebällen beworfen.“
„Na und? Eine kleine Schneeballschlacht. Sie hätten uns ebenfalls mit Schneebällen bewerfen sollen.“ „Sie müßten doch wissen, daß Knirpselinen nicht gern in den Schnee fassen.“
„Ein Irrtum!“ Kringel zuckte die Schultern. „Aber wir haben doch nicht gedacht, daß Sie deshalb ein langes Gesicht ziehen und für immer beleidigt sein würden.“
„Nein, Sie waren beleidigt. Warum hätten Sie sonst Nagelpiek zu uns geschickt? Wissen Sie denn, was er hier alles angerichtet hat?“
„Für Nagelpiek können wir nicht“, verteidigte sich Kringel. „Auch bei uns hat er alles mögliche angestellt. Wir haben ihn sogar verprügelt, aber wir brachten es trotzdem nicht fertig, ihn umzuerziehen. Und wir haben ihn nicht zu Ihnen geschickt. Er hat aus eigener Initiative bei Ihnen gearbeitet.“
„Gearbeitet“, fauchte Sauertöpfchen. „Arbeit nennt er das! Nein, wir wollen nichts mehr mit Ihnen zu tun haben. Wir brauchen Sie nicht, wir haben jetzt unsere eigenen Knirpseriebe.“
„Und ich will auch nichts mit Ihnen zu tun hahen. Sie können mir den Buckel runterrutschen. Ich hahc nur Schraubschnell und Schraubstift hergchracht, nun setze ich mich in mein Auto und fahre wicdc=r zurück!“
Wütend ging Kringel weg. Aber er fuhr trotzdem no:h nicht nach Drachenstadt, sondern half Schrauhschnell und Schraubstift bei der Reparatur des Autos. Kein Chauffeur wird seine Kameraden im Stich lassen. Wenn er einen anderen am Auto montieren sieht, stellt er sich sofort dazu, stochert am Motor herum, dreht an einem Bolzen oder einer Schraube, oder gibt einfach Ratschläge.
Zu dritt arbeiteten sie bis tief in die Nacht, aber es gelang ihnen nicht, das Auto in Gang zu bringen; dazu war eine sehr umfangreiche Reparatur erforderlich.
Wunder der Mechanisierung
Am nächsten Morgen ging Blauäuglein ins Krankenhaus und erzählte Pfefferminza, daß sich die entlassenen Knirpseriebe nicht auf der Straße herumprügelten, sondern im Gegenteil: Sie hätten den Knirpselinen sogar bei der Apfelernte geholfen. Pfefferminza sagte: „Wie schön, daß Sie eine passende Beschäftigung für die Knirpseriche gefunden haben. Ich möchte Sie bitten, auch Pipe und Schussel in die Arbeit einzuschalten. Sie werden heute entlassen.“
„Könnte nicht noch jemand entlassen werden?“ bat Blauäuglein. „Es ist schade, die Knirpseriche hier festzuhalten, wenn eine so wichtige Arbeit auf sie wartet.“
„Gestern habe ich doch Schnurz und Rennefix außer der Reihe entlassen“, antwortete Pfefferminza. „Aber man könnte noch Schweigestill entlassen. Er ist sehr friedfertig.“
„Und wen noch?“
Pfefferminza setzte sich die Brille auf und blickte in die Liste.
„Nudeldick und Saftschleck könnte man entlassen. Sie sind ebenfalls friedfertig. Eigentlich dürfte Nudeldick noch nicht entlassen werden; er ißt nämlich zuviel Süßigkeiten. Aber vielleicht verringert sich sein Appetit, wenn er an die frische Luft kommt. Saftschleck müßte man ebenfalls noch länger hierbehalten, weil er zuviel Brause mit Saft trinkt. Aber wir wollen sie trotzdem entlassen, weil sie höflich zu mir waren.“
Pfefferminza sah noch einmal die Liste durch. „Für Bums ist es zu früh“, sagte sie. „Sein Fuß ist noch nicht geheilt. Bums ist ein richtiger Patient.“ „Und Brummer?“ fragte Blauäuglein.
„Auf keinen Fall“, rief Pfefferminza. „Dieser Brummer ist ein scheußlicher Kerl! Dauernd brummt er, dauernd ist er unzufrieden. Lassen Sie ihn nur hier sitzen – dafür, daß er so ungezogen ist. Obgleich ich, offen gesagt, ihn mit Vergnügen loswürde. Und auch diesen unerträglichen Rizinus, der seltsamerweise behauptet, er sei Arzt, und mir dauernd zu beweisen versucht, daß meine Heilmethoden falsch sind.“
„Entlassen Sie doch beide, damit sie Ihnen nicht länger auf die Nerven fallen“, schlug Blauäuglein vor.
„Um keinen Preis! Wissen Sie, meine Liebe, was mir dieser ekelhafte Rizinus neulich sagte? Er sagte, daß ich die Kranken nicht gesund, sondern im Gegenteil die Gesunden krank mache. Was für eine Flegelei! Nein, ich werde ihn genau bis zur vereinbarten Frist hierbehalten. Vorher kommt er nicht heraus. Und Brummer ebenfalls nicht.“
Auf
Weitere Kostenlose Bücher