Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nimmerklug in Sonnenstadt

Nimmerklug in Sonnenstadt

Titel: Nimmerklug in Sonnenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai Nossow
Vom Netzwerk:
hinzu, als er merkte, daß sie hinab fielen, als wären sie in ein Luftloch geraten.
    Langsam glitt das Auto in die Tiefe. Eine Weile schwebte es über der Straße dahin, und schließlich berührten die Räder so sanft die Erde, daß kein Stoß zu spüren war. Die Flügel verschwanden.
    Bald wurden die Reisenden von einem anderen Auto überholt.
    „Von welcher Konstruktion ist euer Auto", fragte der Fahrer.
    „Das ist eine Konstruktion von Schraubschnell und Schraubstift", antwortete Nimmerklug.
    „Womit wird es angetrieben — mit Teer oder Masutöl?"
    „Mit Brause und Saft. Aus der Brause bildet sich Gas, das in den Zylinder steigt und einen Kolben in Gang setzt, der über das Getriebe die Räder dreht. Der Saft dient als Schmierung", erklärte Nimmerklug.
    „Ach, deshalb roch es nach Saft, als ich hinter euch fuhr."
    „Wird dein Wagen auch mit Brause angetrieben?"
    „Nein, mit Sprit. Es gibt auch Autos, die mit Masutöl angetrieben werden. Das stinkt vielleicht!" Der Fahrer rümpfte die Nase.
    „Ist es noch weit bis nach Sonnenstadt?" erkundigte sich Pünktchen. „Nach Sonnenstadt? Nein. Liegt ganz in der Nähe."
    „Weshalb heißt der Ort Sonnenstadt? Da sind wohl alle Häuser . aus Sonne?" fragte Nimmerklug.
    „Nein!" Der Fahrer lachte. „Er heißt Sonnenstadt, weil dort immer die Sonne scheint."
    „Gibt es nie Wolken?" Nimmerklug staunte.
    „Doch, die gibt es. Aber unsere Gelehrten haben ein Pulver erfun den, mit dem die Wolken bestreut werden, wenn sie heranziehen. Dann verschwinden sie sofort. Ja, Leute, das ist eben Chemie!"
    „Wie bestreut man die Wolken mit Pulver?"
    „Man steigt mit dem Flugzeug auf und streut das Pulver über die Wolken."
    „Aber dann regnet es doch nie", warf Pünktchen ein.
    „Für Regen gibt es ein anderes Pulver. Doch wir lassen es nur dort regnen, wo es gebraucht wird: Über den Feldern und Gärten. Und die Städte lassen wir nur nachts beregnen, damit es niemanden stört. Die Blumen werden mit Gummischläuchen begossen.“
    „In Sonnenstadt wohnen offenbar sehr kluge Knirpse?” fragte Nimmerklug.
    „Oh, in Sonnenstadt sind alle Einwohner so gescheit, daß es geradezu unfaßbar ist!"
    „Wohnen Sie auch in Sonnenstadt?" erkundigte sich Pünktchen.
    Ja", erwiderte der Fahrer. Plötzlich merkte er, daß er sich selbst gelobt hatte. Er wurde rot wie ein Radieschen und sagte: „Ich hab's eilig, auf Wiedersehen!" Damit gab er Gas und fuhr voraus.
    „Vielleicht ist er ein anständiger Knirpserich, vielleicht auch ein Prahlhans", sagte Nimmerklug nachdenklich. „Sein Geschwätz von dem Pulver klang wenig glaubhaft.“

     

Zirkuline und Planetine
    Die Straße führte wieder bergauf, und als die Steigung zu Ende war, bot sich den drei Blumenstädtern ein seltsames Bild. Es sah aus, als hätte sich ein Riese in eine Textilfabrik verirrt und viele tausend Ballen bunten Stoff auf der Erde ausgerollt. Die fernsten Hügel schienen mit Streifen aus kleingetupftem Kattun von schwarzer, weißer und roter Farbe überzogen zu sein. In der Nähe waren die Streifen gekringelt. Sie lagen dicht nebeneinander und verdeckten die Erde vollständig. Und das Land am Fuße des Hügels war mit großen, bunten Kreisen bedeckt. Die gelben und roten leuchteten besonders hell aus den grünen Wiesen hervor.
    „Als hätte jemand die Erde mit lauter Zirkelkreisen ausgemessen und die Kreise dann bunt ausgemalt", sagte Pünktchen.
    „Wer wohl auf den Einfall gekommen ist, das Land mit dem Zirkel auszumessen?" überlegte Nimmerklug laut. „Das wollen wir doch mal feststellen."
    Je weiter das Auto ins Tal hinabfuhr, um so schlechter waren die Kreise zu erkennen, und schließlich verschwanden sie ganz. Die Straße war schnurgerade wie eine Waldschneise. Zu beiden Seiten standen Mohnpflanzen — genauso, als wenn unsereins durch einen Wald fährt, nur mit dem Unterschied, daß hier statt der Baumstämme lange, grüne Stengel emporragten, an deren Spitzen rote Mohnblüten in der Sonne leuchteten. Dann rollte das Auto durch ein Dickicht von Mohrrüben, Erdbeeren und gelbem Löwenzahn. Danach begann wieder ein Mohnwald.
    „Wahrscheinlich wohnen hier Mohnesser", vermutete Buntfleck.
    „Was für Leute?"
    „Leute, die gern Mohn essen. Sicherlich haben sie den vielen Mohn und die Mohrrüben angepflanzt."
    „Aber wer braucht denn solche Unmassen? Die kann man doch niemals aufessen."
    Das Auto verließ den Mohnwald, und die Reisenden erblickten dicht an der Straße eine merkwürdige Maschine. Langsam

Weitere Kostenlose Bücher