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Nimmerklug in Sonnenstadt

Nimmerklug in Sonnenstadt

Titel: Nimmerklug in Sonnenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai Nossow
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Regen all mählich nach, der Wind jagte die Wolken auseinander, und die Sonne sah hervor. Gleich wurde es hell. An den Grashalmen und Blüten blättern hingen noch große, bebende Regentropfen, die jetzt silbern funkelten. Wie verjüngt sah alles aus, vergnügt und lächelnd.
    Nimmerklug rannte auf den Hof.
    Immerklug, Schussel und die übrigen Knirpseriche liefen hinterdrein. Sie spielten Ball.
    Nimmerklug vergaß Regen und Matsch. Er vergaß sogar Bimmel, aber dann erinnerte er sich an ihn und ließ ihn von der Kette. Bim mel bellte vor Freude und schnappte den Knirpserichen nach den Beinen, doch das tat nicht weh, denn Bimmel biß niemanden, den er kannte, höchstens Fremde.
    Nachdem die Knirpseriche eine Weile Ball gespielt hatten, gingen sie in den Wald Pilze suchen, denn nach dem Regen gibt es gewöhnlich viele Pilze.
    Nimmerklug ging nicht mit in den Wald. Er setzte sich vor der Laube auf die Bank und begann zu lesen. Inzwischen hatte Bimmel, der ja nicht mehr an der Kette lag, im Zaun ein Loch gefunden, war hindurchgekrochen, hatte einen Vorübergehenden erblickt, der einen Stock in der Hand hielt, und beschlossen, ihn zu beißen. Hunde können es nicht ausstehen, wenn jemand einen Stock in der Hand hält. Nimmerklug war so sehr in sein Buch vertieft, daß er das Gebell auf der Straße nicht hörte. Als Bimmel aber immer lauter hellte, fuhr Nimmerklug hoch. Erst jetzt fiel ihm ein, daß er ja vergessen hatte, Bimmel an die Kette zu legen. Er lief aus dem Tor und sah, daß Bimmel einen Vorübergehenden wütend ankläffte und ihn von hinten ins Bein zu beißen versuchte. Der Unbekannte drehte und wendete sich und wehrte Bimmel mit dem Stock ab.
    „Bimmel, komm sofort her!" schrie Nimmerklug. Doch als er sah, daß Bimmel nicht gehorchte, packte er ihn am Halsband und zerrte ihn weg.
    „Ach, du Drache! Kannst du nicht hören?"
    Nimmerklug holte ordentlich aus, um Bimmel eins mit der Faust auf den Kopf zu versetzen, weil der arme Hund aber mit den Augen zwinkerte und sich ängstlich duckte, tat er ihm leid. Anstatt Bimmel zu verprügeln, zog er ihn auf den Hof, legte ihn an die Kette und lief wieder aus dem Tor, um festzustellen, ob er den Fremden auch nicht gebissen hatte.
    Der saß vor der Pforte auf der Bank und verschnaufte. Er trug einen langen Mantel aus schönem, dunkelblauem Stoff, auf den goldene Sterne und silberne Halbmonde gestickt waren. Auf dem Kopf hatte er eine schwarze Mütze mit den gleichen Verzierungen und an den Füßen rote Pantoffeln mit hochgebogenen Spitzen. Den Blumenstädtern glich er nicht im entferntesten, denn er hatte einen langen weißen Bart, der ihm beinahe bis zu den Knien reichte — genau wie beim Weihnachtsmann.
     

     
    „Der Hund hat Sie doch nicht gebissen?" erkundigte sich Nimme rklug besorgt und musterte neugierig den seltsamen alten Mann.
    „Der Hund hat mir nichts getan", sagte der Mann mit dem Bart. Er hatte den Stock zwischen seine Knie gestellt, stützte sich mit beiden Händen darauf und sah Nimmerklug, der sich ebenfalls auf der Bank niedergelassen hatte, von der Seite an.
    „Das ist der Hund von Bums. Bimmel heißt er", berichtete Nimme rklug. „Bums geht mit ihm auf die Jagd. Sonst liegt Bimmel an der Kette, damit er niemanden beißt. Also, hat er Sie nicht gebissen?"
    „I wo. Nur beinahe,"
    „Das ist schlimm", sagte Nimmerklug. „Das heißt, schlimm ist nicht, daß er Sie nicht gebissen hat, sondern daß Sie wahrscheinlich einen Schrecken bekommen haben. Ich hin schuld daran. Ich habe ihn von der Kette gelassen und hinterher vergessen, ihn wieder festzumachen. Entschuldigen Sie bitte."
    „Natürlich entschuldige ich das", sagte der Mann mit dem Bart. „Du bist ein guter Knirpserich, wie ich sehe."
    „Nein, ich möchte nur gut sein. Das heißt, früher wollte ich es sein. Ich vollbrachte sogar gute Taten, aber das hab ich jetzt aufgegeben." Nimmerklug betrachtete die roten Pantoffeln, die der Alte an den Füßen trug. Die Schnallen, mit denen sie befestigt waren, hatten die Form von Halbmonden mit Sternen.
    „Warum hast du es aufgegeben?" fragte der Alte.
    „Weil es dummes Zeug ist."
    „Wieso? Sind gute Taten dummes Zeug?"
    „Nein, aber die Sache mit den Zauberern. Sagen Sie, sind die Schnallen an Ihren Pantoffeln aus Gold oder nur vergoldet?"
    „Aus Gold. Weshalb hältst du das mit den Zauberern für dummes Zeug?"
    Nimmerklug erzählte von seinem Wunsch, einen Zauberstab zu be sitzen, von Pünktchen, die ihm gesagt hatte, daß man gute Taten

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