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Nimmermehr

Nimmermehr

Titel: Nimmermehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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sehen«, sagte Gunther. »Einer von uns wird in den nächsten Stunden verschwinden.«
    »Wir sollten der Sache auf den Grund gehen«, schlug Marten vor.
    Gunther wirkte unentschlossen.
    »Wo ist es geschehen?«
    Gunther sagte es ihm.
8.
    »Die anderen glauben, dass es in den Kellergewölben haust.«
    »Was ist dort unten?«
    »Die Warenannahme. Lager. Die Heizungsanlage. Und die Tiefgarage für die Angestellten.«
    Marten seufzte. Er sah sich um. Gunther und er befanden sich in der Sportabteilung. Baseballschläger und Ski-Stöcke standen in den Auslagen. »Das sollte genügen«, meinte Marten.
    »Du willst dort hinuntergehen?«
    »Wenn das, was wir suchen, dort unten lebt, dann müssen wir wohl dort hingehen, wenn wir es finden wollen.«
    Gunther stellte die entscheidende Frage. »Wollen wir es denn finden?«
    »Ja«, antwortete Marten.
    So viel war sicher.
9.
    Die Nacht war jetzt da, tief und schwarz und mit eisigen Winden. Draußen wehte Schnee durch die Straßen der großen Stadt, und die Menschen verkrochen sich in ihren Häusern.
    Im Kaufhaus hatten sich die Nachtschichtleute in den Aufenthaltsräumen versammelt, tranken heißen Tee, heißen Kaffee, heißen Schnaps, heiße Suppe. Hauptsache heiß. Einige von ihnen zitterten trotzdem.
    »Der Neue ist seltsam«, sagte einer.
    »Marten?«, fragte ein anderer.
    Nicken.
    »Er wirkt so furchtlos«, sagte eine junge Frau. Die anderen sahen sie an, weil sie die Bewunderung in ihrer Stimme erkannten.
    »Es gibt keine Helden mehr«, sagte der eine. »Nicht in Kaufhäusern«, sagte der andere. Die Frau sagte nichts. Lächelte nur versonnen.
10.
    »Wie ist sie so?«
    Gunther drehte sich um. »Wer?«
    »Du weißt schon, wer.«
    Gunther grinste. »Sie ist nicht vergeben.«
    Marten nickte.
    Freja war bei den anderen in dem Aufenthaltsraum im fünften Stock. Sie kontrollierte die Videoüberwachung.
    »Schon seltsam«, bemerkte Gunther, »dass die Kameras nichts aufgenommen haben.«
    »Ja«, murmelte Marten, »seltsam.«
    Sie gingen weiter in Richtung der Lastenaufzüge. Jeder von ihnen war mit einem Baseballschläger und einem Ski-Stock bewaffnet. Man konnte nie wissen, was passieren würde.
    »Bedeutet Freja nicht Wolf?«, fragte Gunther.
    »Kann sein.« Oder auch nicht.
    »Sind das die Aufzüge?«, fragte Marten.
    Gunther nickte.
    Die Lampen leuchteten auf. Der Aufzug stieg aus der Tiefe empor.
11.
    »Klopf, klopf«, sagte Marten.
    »Was?«
    »Du musst fragen, wer da ist.« Manchmal musste man die angespannte Atmosphäre mit einem Scherz auflockern.
    Gunther verdrehte die Augen.
    Marten sagte erneut: »Klopf, klopf.«
    »Wer ist da?«
    Marten schüttelte den Kopf. »Du hast es nicht verstanden.«
    Der Aufzug war da.
    Die Türen öffneten sich.
12.
    Eine Mütze lag auf dem Boden des Aufzugs. Beide wussten sie, wem sie gehörte. Sigurd. Er hatte die Parkdecks kontrollieren wollen. Die Mütze war alles, was von ihm übrig geblieben war.
    »Da!«, sagte Gunther und hob den Ski-Stock.
    Etwas hockte auf allen vieren neben der Mütze.
13.
    »Eine Katze, verdammt.«
    Marten raunte bloß: »Genau!«
    Gunther atmete auf. »Komm, Kitty, Kitty«, sagte er erleichtert.
    Die Katze rührte sich nicht.
    Gunther ging auf sie zu. Marten blieb stehen, wo er war.
    »Wo kommst du denn her?«, fragte Gunther die Katze, die hellbraunes Fell hatte. Die Katze sagte nichts.
    Dinge, dachte Marten, sind selten so, wie sie scheinen.
    Gunther beugte sich zu der Katze herab und wollte sie hochheben, als das Tier den Blick hob und wütend fauchte.
14.
    »Verdammt!«, entfuhr es Gunther, der sah, was die Katze gesehen hatte.
    Genau!, dachte Marten.
    Die Katze sprang aus dem Aufzug und rannte an Marten vorbei in Richtung Sportbekleidung.
    Das Licht im Aufzug ging aus.
    Gunther schrie.
15.
    Marten dachte an Freja und hielt den Baseballschläger mit beiden Händen fest.
    Er hatte gesehen, was Gunther widerfahren war. Meine Güte, er hatte es gesehen!
    »Komm her, du Schwein«, grollte er.
    Das, was im Aufzug war, ließ sich nicht zweimal bitten.
16.
    Es hielt den Kopf gesenkt. Die roten Augen funkelten in der Dunkelheit, und das gewundene verzweigte Gehörn vorn auf seinem Kopf schien sich sogar zu bewegen. Es fauchte wütend und trat auf Höllenhufen aus dem Aufzug.
    »Was bist du?«, entfuhr es Marten.
    Ein Knurren war die Antwort.
    Die Kreatur näherte sich ihm, vorsichtig. Eine lange Zunge leckte über schwarze Lefzen. Spitze Hauer ragten dem Wesen aus dem Maul.
    Marten blieb standhaft. Er wusste, dass

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