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Nimmermehr

Nimmermehr

Titel: Nimmermehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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    Amelia Guttmundsdottier und Faithful kennen ihr Gegenüber sehr wohl. Mit wonniger Genugtuung registrieren ihre wachsamen Augen, dass die Rauchzeichen, in denen die bösen Geister wohnten, auf immer verschwunden sind.

The way it is
    Der Tag begann wie so viele andere auch. Als das Telefon klingelte, dachte ich nicht im Geringsten daran, dass sich heute etwas Besonderes ereignen sollte.
    »Merkur?« Eine helle Stimme wie von jemandem, der aus der Umlaufbahn geworfen worden war.
    »Wer will das wissen?«
    Der Anrufer nannte seinen Namen. »Ich hab da was für dich.«
    »Einen Auftrag?«
    »’nen Job.«
    Das war doch immerhin eine Neuigkeit.
    »Kannst du singen?«
    Was für eine bescheuerte Frage. »Ist ein schwarzes Loch ein heller Punkt?«
    »Egal, du kennst den Club Solaris? Drüben im alten Viertel.«
    Wer kannte ihn nicht?
    »Fünf Uhr«, sagte der Anrufer. »Sei einfach dort.«
    Ich drückte die Zigarette aus und trank den Rest des kalten Kaffees.
     
    Seit Wochen schon hatte sich kein Kunde mehr in mein Büro verirrt, und so wie’s aussah, würde das auch so bleiben. In so ’ner Situation ist jeder Job besser als keiner.
    That’s just the way it is.
    Und der Club Solaris war nur einen Katzensprung entfernt für ’nen Typen wie mich. Also ging ich hin.
     
    Zu meinem Erstaunen waren die anderen aus meiner Branche auch schon da. Mars, Jupiter und Saturn hockten am Tresen und schütteten Fusel in sich hinein. Pluto, Uranus und Saturn umringten Solaris, den Chef des Ladens. Höfliche Konversation war eben schon immer ihr Ding gewesen. Erde, ein unscheinbares Landei mit Zöpfen und grauem Kleidchen, saß allein an einem Tisch und blickte schüchtern in die Runde.
     
    »Hey, Merkur, du hier?«
    Ich war überrascht. »Seit wann lässt man Kometen in diesen Schuppen?«
    Halley grinste breit. »Beziehungen.«
    Klar, was sonst.
    That’s just the way it is.
    »Ist Venus schon da?«
    »Vor wenigen Minuten mit Neptun auf die Toilette verschwunden.«
    Ich zog ein Gesicht. Ließ sich mal wieder die Karten legen, die kleine Schlampe.
    »Weißt du, um was es hier geht?«
    Der Komet schüttelte den Kopf. »Solaris wird gleich ’ne Ansprache halten, denke ich.«
     
    Venus und Neptun betraten den Raum.
    Sie, ganz der Vamp, strich sich die Haare glatt. Er sah nur cool aus.
    Beide nickten zu mir rüber.
    »Ich freu mich auch, euch zu sehen«, grummelte ich und zeigte ein Lächeln.
     
    Dann hielt Solaris die Ansprache.
    »Wie ihr alle wisst oder bereits ahnt, wird es heute einen Wettbewerb geben.«
    Die anderen Planeten sahen nicht gerade so aus, als hätten sie den Plan.
    »Die Regeln, Ladies und Gentlemen, sind einfach.« Solaris hielt einen großen Kübel in den Händen, ein silbern glänzendes Gefäß. »Alle, die am Wettbewerb teilnehmen, werden ein Lied singen. Wer beim Karaoke gewinnt, bekommt den Preis der Preise.«
    Die anderen Planeten musterten ihn nur.
    Tuschelten hinter vorgehaltenen Händen.
    »Karaoke, was soll ’n das?« Mars war ungeduldig.
    Solaris lächelte nur noch breiter. »Der Gewinn«, verkündete er, »wird das Leben sein, das sich hier in diesem Kübel befindet. Ja, Ladies und Gentlemen, der große Preis ist das Leben selbst. Und derjenige, der mit seinem Gesang die Suppe dazu bringt zu erwachen, wird der Sieger sein. Und darf sie mit nach Hause nehmen.«
    Jetzt war die Katze also aus dem Sack.
    Alle starrten Solaris an.
    »Und, wer macht mit?«
     
    Einer nach dem anderen hoben sie die Hand. Ich auch.
    Warum auch nicht? Wenn ich schon mal da war, konnte ich auch singen.
    Die Beleuchtung wurde angeworfen. Stimmungsvolles Licht flutete die kleine Bühne neben dem Tresen. Es konnte losgehen.
     
    Zeit spielt keine Rolle. Das tut sie niemals. Zeit ist das, was sich andauernd ändert. Und was gewesen ist und erst noch sein wird, war alles vereint im Club Solaris. That’s just the way it is.
     
    Mars machte den Anfang mit seiner Version von »War«, die zu laut war, um wirklich gut zu sein, gefolgt von Jupiter, der mit einem wirklich schlechten Akzent »Bravo pour le Clown« zum besten gab. Saturn trat mit »The Battle of Evermore« an, und Uranus lieferte erwartungsgemäß den ersten Knaller des Abends mit »It’s a Kind of Magic«.
     
    Dann war ich an der Reihe. »Some things never change« schien mir irgendwie passend zu sein. Der Applaus fiel dürftig aus, und die Suppe in dem Kübel zu meinen Füßen zeigte nicht die kleinste Regung.
     
    Venus war die Nächste. Mit ihrer rauchigen

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