Nimmerzwerg
Höhle, um seine volle Reife zu entfalten“, entgegnete Zweibart mit einem Nicken.
Fazzgadt empörte sich lautstark: „Aber das ist Unsinn! Gutes Bier lässt sich nicht lagern. Wenn es zwanzig Jahre irgendwo herumsteht, ohne getrunken zu werden, dann wird es schlecht. So einfach ist das.“
Der Schankzwerg stellte einige Humpen vor ihnen ab, und alle außer Fazzgadt griffen danach. „Nun, wir haben die Braukunst ein wenig verfeinert“, fuhr ihr Begleiter fort.
„Verfeinert?“, fiel ihm Fazzgadt ins Wort. „Mit Mischen und Lagern? Ihr habt der Braukunst eine Axt in den Rücken getrieben und sie zum Sterben liegen gelassen! Das ist es, was ihr getan habt!“
Zweibart lächelte nur und machte eine einladende Handbewegung in Richtung des Humpens. Widerwillig griff Fazzgadt danach und roch daran. Dann setzte er ihn missmutig an die Lippen. Manche Traditionen waren nicht dazu da, gebrochen zu werden. Und bei Zwergenbier war es stets mehr um die Tradition als um den Geschmack gegangen. Genau das war auch der Grund, weshalb Zwerge sich nicht zum Vergnügen betranken, sondern aus Respekt vor den althergebrachten Bräuchen ihrer Kultur.
„Also, ich habe den Eindruck, es ist wirklich besser“, sagte der Ferkelbändiger vorsichtig.
„Du hast ja auch keine Ahnung“, schnauzte Fazzgadt ihn an.
„Ich würde ihm allerdings beipflichten“, sagte der blinde General zufrieden und wischte sich den Schaum vom Kinn.
„Womöglich reicht deine Blindheit bis zum Gaumen“, brummte Fazzgadt, während er missmutig einen Schluck aus dem Humpen nahm.
Glimmboldt setzte ebenfalls seinen Humpen ab und klatschte, das Kinn voll Schaum, quietschend in die Hände.
Angesichts dieser gemeinschaftlichen Begeisterung lenkte Fazzgadt nun doch ein. „Na gut. Ich habe schon schlechteres Bier getrunken.“
Zweibart setzte seinen Krug ab und lächelte erneut.
„Aber das ist schon sehr lange her!“, blaffte Fazzgadt ihn an.
Der Zwipfelbart aber schien zufrieden. Er warf einen Blick in die Runde, dann nickte er den Zwergen aufmunternd zu.
„Ich denke, wir sollten jetzt weitergehen, denn ich habe euch noch einiges zu zeigen.“
Zwei Dutzend gut gelaunte Zwerge später gingen sie am Rande einer Grube vorbei, die bis oben hin mit Gold gefüllt war. Staunend blieb Fazzgadt stehen und blickte mit glänzenden Augen auf das schimmernde Metall.
„Ist das das Gold, was ihr hier abbaut?“, fragte er.
„Wir bauen kein Gold ab“, erwiderte Zweibart kopfschüttelnd.
Fazzgadt lachte auf.
„Ach, es wächst hier von selbst?“
„Nein, das tut es nicht“, sagte Zweibart. „Es ist das Gold der Verbannten, die es aus dem Imperium hier herunterschleppen, weil sie denken, es sei hier etwas wert.“
Blechboldt drängte sich an den Rand der Grube und schaute hinunter. – „Aber ist es das denn nicht?“
Ihr Führer zuckte mit den Schultern.
„Warum sollte es?“
Fazzgadt packte ihn bei den Schultern und schüttelte ihn.
„Warum? Weil es Gold ist, zum Rost noch eins!“
„Ganz genau. Und darum ist es auch nichts wert“, sagte Zweibart, als wäre es die natürlichste Sache der Welt.
Fazzgadt ließ von ihm ab und schüttelte ungläubig den Kopf.
„Ich dachte, ihr versucht, die Traditionen zu bewahren! Unser Volk, wir… wir brechen seit Ewigkeiten Gold! Es ist das edelste und wertvollste Metall überhaupt. Danach zu streben ist das Höchste und…“
„Wir bewahren nicht alle Traditionen“, gab ihr Führer zur Antwort. „Nur die, die sich im Laufe der Zeiten als sinnreich erwiesen haben.“
„Was zum großen Kieselschwund könnte sinnreicher sein als Gold?“, ereiferte sich Fazzgadt.
„Gut, dann sag mir, was es ändert, ob sich dieser Brocken dort drüben in der Wand befindet, in deiner Tasche oder in meiner?“, erwiderte ihr Führer unbeirrt.
Fazzgadt dachte angestrengt nach. Schließlich glaubte er, eine Art Argument gefunden zu haben: „Aber… es ist selten.“
Der Zwipfelbart lächelte vielsagend. Er hob eine Braue: „Nun, das ist Kupferkeuchhusten ebenfalls. Und trotzdem würde niemand auf die Idee kommen, damit zu bezahlen.“
„Aber womit bezahlt ihr dann?“, fragte Blechboldt, ohne den Blick von der Goldgrube abzuwenden.
Zweibart zögerte nicht mit der Antwort.
„Mit unseren Fähigkeiten, unserer Aufmerksamkeit, unseren Erfahrungen und unserem Wissen.“
Der Ferkelbändiger nickte verstehend.
„Ach? Und für einen Brocken Wissen bekomme ich zehn Stein Fähigkeit, oder was?“, sagte Fazzgadt
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