Nimmerzwerg
hingegen spöttisch. „Da sträubt sich mir ja der Bart!“ Er spuckte wütend aus. „Es ist Gold! Und das kann man zählen und anfassen!“
Der Zwipfelbart wies hinunter in die Grube.
„Dann nimm dir so viel du willst. Hier wird keiner es haben wollen. Aber wir müssen weiter. Es ist nicht mehr weit.“
Die Gruppe setzte sich wieder in Bewegung. Nach einem bedauernden Blick auf die funkelnden Goldbrocken folgte Fazzgadt den anderen.
Zwei Gänge weiter passierten sie eine große Höhle, an deren hinterem Ende ein niedriger Eingang zu erkennen war, der von zwei Schaufelträgern bewacht wurde.
„Was ist dort drin?“, fragte Blechboldt im Vorübergehen.
„Der Schatz, der in dieser Höhle aufbewahrt wird, ist einzigartig“, erwiderte ihr Führer. „Manche halten ihn für das Wertvollste, das es überhaupt in unseren Niederungen gibt. Es ist der Seelenstein einer Zwergenfrau. Vermutlich der einzige seiner Art…“
Fazzgadts Aufmerksamkeit war geweckt. „Und was tut ihr mit diesem Stein?“, fragte er neugierig.
„Wenn wir einen der Unseren belohnen wollen“, erwiderte Zweibart, „dann bekommt er eine Pfeife mit Gottkraut auf den Weg und darf einige Zeit in der Höhle mit dem Stein verbringen.“
Fazzgadts Augen strahlten. Die Vorstellung, mit einer wahrhaftigen Zwergenfrau zu reden, erschien ihm unglaublich. Selbst wenn Kieselbruch Frauen für überschätzt hielt. Aber was wusste der denn schon…
„Was für eine Belohnung…“, murmelte er leise.
„Und was tut ihr hier unten, um jemanden zu bestrafen?“, fragte Blechboldt.
Zweibart wies lächelnd in Richtung der Höhle.
„Nun, wenn wir einen der Unseren bestrafen wollen, dann bekommt er eine Pfeife mit Gottkraut auf den Weg und muss einige Zeit in der Höhle mit dem Stein verbringen…“
Fazzgadt und Blechboldt sahen ihn ungläubig an, während der General wissend grinste.
„Aber kommt“, sagte Zweibart, „wir müssen weiter.“
Die Gefährten folgten ihrem Begleiter durch gewundene Gänge und über ausgetretene Stufen mit geschnitzten Wurzelholzgeländern, und schon bald schwirrte ihnen der Kopf von der Andersartigkeit dieser Welt. In ihren Gedanken mischte sich fremdartiges Bier mit dem Unwert des Goldes und geheimnisvollen Weibsteinen.
Und dann kamen sie an einem Stollen vorüber, in dem gearbeitet wurde.
Fazzgadt atmete auf und wies triumphierend ins Innere des Stollens.
„Ha! Ihr brecht also doch Erz!“
Zweibart schaute ihn verwundert an.
„Natürlich brechen wir Erz. Aber es geht weniger um das Ergebnis als um die Arbeit selbst. Man ist gesellig in den Gängen. So etwas stärkt das Gemeinschaftsgefühl.“
Verwundert betrachtete Fazzgadt die Zwerge im Inneren des Stollens, die vergnügt ihre Hämmer schwangen und dabei scherzten und lachten.
„Aber was ist mit den Quoten? Der Goldbilanz? Belohnungen für besonders eifrige Schürfbrüder?“ Arbeit zum Vergnügen? Das schlug dem Fass den Boden aus! Das konnte doch alles gar nicht funktionieren. Wahrscheinlich machte altes oder gemischtes Bier verrückt. Eine Welt, in der Gold nichts wert und Arbeit zum Vergnügen da war, war widernatürlich. Fazzgadt sträubte sich schon bei dem Gedanken daran der Bart.
„Aber warum sollte ein Zwerg dafür belohnt werden, wenn er mehr Zeit seines Lebens als nötig mit Arbeit verschwendet?“, fragte Zweibart verwundert.
Fazzgadt verdrehte die Augen. Sie hätten das Imperium nie verlassen dürfen. Diese Welt der Entzwergten war zerfressen von Wahnsinn. Und er wollte gar nicht wissen, was für Gefahren in den Gängen abgesehen von Mischbier und Goldwertverfall noch drohten.
Sie waren noch nicht weit gegangen, als Blechboldt sich erneut an ihren Führer wandte: „Kannst du uns mehr von der schartigen Schaufel erzählen?“
„Aber natürlich“, erwiderte Zweibart im Gehen. „Es ist eine Gemeinschaft von Kriegermönchen. Wir alle haben geschworen, zeitlebens weder Hammer noch Axt, sondern nur die Schaufel, die Mutter allen Werkzeugs, zu führen. Um unseren Lebensunterhalt zu verdienen, um uns zu verteidigen, für alles. Die Schaufel ist unser steter Begleiter und ist uns näher als unser Bart.“
„Und was genau ist die Aufgabe eurer Gemeinschaft?“, fragte Blechboldt interessiert.
„Die Gemeinschaft der schartigen Schaufel wurde gegründet, um für das Ende aller Zeiten drei Dinge zu bewahren: Die letzten Worte des Erzferkels, die Erfahrung Krummdingk Eisenkeims und die Geschichte des Ehernen
Weitere Kostenlose Bücher