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Nimmerzwerg

Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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Troll auf, in dessen Brust unter glimmendem grauem Fleisch das Einschussloch des Blitzes gähnte.
    Mit zitternder Stimme sagte der Gefangene zu Glimmspan: „Wie kannst du nur Angehörige deines eigenen Volkes an diese Unholde verschachern? Wenn du doch weißt, dass sie uns in den Tiefen ihrer Minen zu Tode quälen und schließlich fressen, was am Ende von uns übrig bleibt…“
    Glimmspans Mundwinkel hoben sich zu einem ausdruckslosen Lächeln.
    Der Gefangene spuckte aus.
    „Ein seelenloser, elender Magmateufel bist du. Verdammt sollst du sein…“
    Glimmspan lachte dumpf. Und mit ihm lachte auch der Troll. Dann sagten beide wie aus einem Munde: „Oh, ich habe eine Seele, Zwerg. Doch sie ist aus Stein und schert sich nicht um deine kleine Verdammnis…“
    Verwundert blickte der Gefangene die beiden an.
    „Aber du irrst dich“, fuhr Glimmspan mit funkelndem Blick fort. „Ich werde euch nicht an die Trolle verkaufen. Ihr werdet für ein höheres Ziel arbeiten als für die Bäuche schäbiger Stinkschädel! Ihr werdet Rohre schmieden, um dem Willen dessen den Weg zu ebnen, der das Eherne Volk als Einziger vor seinen Göttern zu bewahren vermag!“
    Ein Teil der Gemeinschaft der schartigen Schaufel hatte sich in der Kammer des Erwachens versammelt. In der Mitte der Höhle, die nicht größer war als die Grabkammer des Erzferkels, stand eine Maschine, die an einen Thron erinnerte, dessen Lehne die Form eines Schaufelblattes hatte und an dessen Seiten einige schimmernde Metallspulen angebracht waren. Diese waren mit einem Gewirr aus Drähten und Zahnrädern verbunden, das zu einem rostigen Hebel an der Rückseite des Throns führte.
    Um diesen Thron herum stand Meister Dreibart mit einem Dutzend seiner Mitbrüder, in ihrer Mitte der blinde General und Lunt Glimmboldt, der mit vor Furcht geweiteten Augen nach seinem Oheim suchte. Auch wenn er wenig von den Bedrohungen verstand, die er bis jetzt an Fazzgadts Seite durchgestanden hatte, so spürte er doch, dass in diesem Moment etwas fehlte: die Sicherheit und der Rückhalt jenes Zwergs, der ihn vom Zeitpunkt seines Schlüpfens an mit seinem Leben beschützt hatte. Die Augen des Zurückgebliebenen huschten von einem Kuttenträger zum nächsten und suchten nach dem vertrauten Gesicht. Da entdeckte er in der Menge den blinden General. Für einen kurzen Moment hellte sein Blick sich auf. Doch dann schluckte er, der furchtsame Ausdruck kehrte in seine Augen zurück, und zum ersten Mal überhaupt, seit er das Licht der Gänge erblickt hatte, vergaß er, vergnügt zu glucksen.
    Die massive stählerne Tür der Kammer stand halb offen, sodass die Mönche im Inneren hinaus in die Halle blicken konnten, wo im Licht der Petroleumfeuer noch immer der offene Altar stand. Dort hatten die restlichen Mönche mit erhobenen Schaufeln Aufstellung genommen, bereit, den anstürmenden Gegnern zu trotzen.
    Und dann kamen sie. Schreie drangen von draußen in die Halle herein, wüste, raue Rufe. Plötzlich hallte das Echo von Schritten von den Wänden wider, und dann ergoss sich die Flut der Piraten ins Innere der Halle. Es waren mindestens zwei Dutzend, die mit schmutzigen Kopftüchern, Enterhämmern, Krummäxten und finsteren Blicken in das Heiligtum der Schaufel gestürmt kamen.
    Kühn stellte sich die Bruderschaft ihnen entgegen.
    Schaufeln blitzten im Feuerschein auf und kreuzten sich mit Hämmern und Äxten. Ketten mit geschliffenen Schaufelblättern daran wurden geschwungen, und Wurfschaufeln prallten gegen Rüstungen. Krangk hieb mit einer mächtigen Trollschaufel um sich, während zwei der Mönche im Inneren der Kammer des Erwachens auf ein Zeichen Meister Dreibarts hin die massive Tür schlossen, deren schwere Riegel mit einem lauten Klicken einrasteten. Diese Tür war ein unüberwindliches Bollwerk zwergischer Baukunst. Geschaffen von niemand Geringerem als Krummdingk Eisenkeim dem Wissenden. Kein gewöhnlicher Zwerg vermochte sie zu überwinden, wenn er nicht den Schlüssel besaß. Und während die magmagestählten Halunken draußen in der Halle gegen die schaufelschwingenden Mönche kämpften, vollzogen die restlichen Brüder der Gemeinschaft der schartigen Schaufel unter den blinden Augen Garstholm Flammranks das Wunder des Erwachens.
    Sie erhoben ihre Stimmen zum Gebet, und ein Geräusch erfüllte die Höhle, als ob jemand Sand in eine Grube schippte. Dazu schlugen die Mönche im Takt die Stiele ihrer Schaufeln auf den Boden, und ihr schippender Hymnus erfüllte die Kammer des

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