Nimmerzwerg
Rechtssystems. { * } Gewöhnliche Übeltäter pflegte man etwa einen halben Zwerg über dem Boden festzuschmieden oder nach Vorrngarth zu schicken. Sofern man ihrer habhaft wurde. Die meisten Mitglieder des Zwergischen Zwielichts waren in der Regel zu gerissen, als dass sie jemals den harten Hammer des Rechts zu spüren bekommen hätten. Krugk Trümmerboldt hatte die verschlungenen Gänge des Schicksals als Schurke betreten, um sie als Herrscher zu verlassen. Und auch wenn er die Sprache des Schicksals nicht verstand, so verstand er doch die des Goldes. Und da diese Sprache jener der Herrschaft ähnelte, traute er sich zu, als Übersetzer zwischen Göttern und Zwergen zu vermitteln.
Denn dies war die Aufgabe der zwergischen Herrscher seit den Tagen, da der erste Verwalter den Ewigen Schmied unter den Tisch getrunken hatte. Für gewöhnlich erfüllten die Verwalter diese Aufgabe im Namen der Götter und mit dem Segen des Einzigen, Wahren und Wunderbaren, des Klotzenden unter den Kleckernden, des Höchsten aller zwergischen Priester. Der jedoch war unlängst vom letzten Großen Verwalter abgeschafft und jedweder Einzigartigkeit, Wunderbarkeit und Wahrheit beraubt worden. Genau genommen hatte der Verwalter sogar seinen Tod befohlen. Der ehemals Einzigartige war mitsamt dem Rest des Schicksalszwergs aus dem Imperium geflohen und würde Trümmerboldts Herrschaftsstatus deswegen kaum bestätigen können. An seiner statt hatte der vorhergehende Verwalter einige Orakeldeuter beschäftigt, die eine Zeit lang aus Bierschaum die Zukunft gelesen hatten. Irgendwann waren aber auch sie in irgendeinen Kerker geworfen worden. Die Schaumdeuter würden Trümmerboldts Position als Herrscher also ebenso wenig festigen können.
Die Auswahl an göttlichen Verbündeten war spärlich geworden.
Und wenn er es sich recht überlegte, dann war kaum etwas im Ehernen Imperium noch so, wie es einmal gewesen war.
Die Dinge veränderten sich mit einer derartigen Geschwindigkeit, dass es schwerfiel, den Überblick zu behalten. Besonders, wenn die eigenen Fähigkeiten darauf beschränkt waren, Zwergen Schläge anzudrohen.
Die Regeln und Traditionen des Ehernen Volkes, die seit den Tagen des Ewigen Schmieds wie friedliche Felsen im Halbdunkel der Höhlen geruht hatten, waren zu rollenden Steinen geworden, die unkontrolliert durch die Gänge polterten.
Ein Stein aber ruhte noch immer dort, wo die Götter ihn einst im Einvernehmen mit dem ersten Verwalter aufgestellt hatten: die Hohe Höhle. Und ebenso ihr Wächter, der ehrwürdige Harrm Blutklump, der das letzte Heilige Amt des Ehernen Imperiums innehatte. Gerüchten zufolge hatte er mit den Göttern selbst getrunken und war unsterblich.
Nachdem der Höchste der Hohen quasi entzwergt und die übrige Priesterschaft in die Felsverliese geworfen worden war, stellte Blutklump die letzte Verbindung des Ehernen Volkes mit seinen Göttern dar. Er, der Wächter der Hohen Höhle, der den Gottzwergen beim Schmieden der Zeitalter über die Schulter gesehen hatte, würde Trümmerboldt den Weg weisen, ihm den Willen der Götter offenbaren und ihn zu einem Herrscher machen, zu dem die Zwergenheit aufblicken konnte.
Auch wenn er es wahrscheinlich nicht freiwillig; tun würde.
KAPITEL II
IN DEM DIE TÄTIGKEIT DER MAGMAPIRATEN UMRISSEN WIRD, EIN ZWERG GOTTKRAUT RAUCHT UND EINIGE ZWERGE DEN BART VERLIEREN
„Magmapiraten?“
Der Hohepriester, der mit schweren Ketten an den Schrauber gefesselt war, blickte sein Gegenüber ungläubig an. Vor ihm hockte ein abgerissener Zwerg, dessen Kleider in Fetzen herabhingen und dessen Augen von dunklen Ringen umgeben waren. Die rostigen Ketten, mit denen er gefesselt war, führten zu einem weiteren Zwerg, der schnarchend neben ihm auf dem Boden lag. Der Schicksalszwerg befand sich mit einem guten Dutzend Gefangener, von denen immer zwei aneinandergekettet waren, im Laderaum des stählernen Schiffes. Keiner von ihnen trug ein Stammeszeichen, und ihre Bärte waren bis aufs Kinn gestutzt. Sie boten einen jämmerlichen Anblick. Ein bedrückendes Beispiel für die verlorene Würde der Entzwergten. Selbst die finsteren Gesellen an Deck waren mehr Zwerg als dieser traurige Haufen. Der Gefangene sprach leise, beinahe im Flüsterton, offenbar aus Furcht vor den Flammenankerzwergen.
Blechboldt, der an den stumpfsinnigen Glimmboldt gekettet war, betrachtete verwundert das nackte Kinn des Gefangenen. Es wirkte noch immer befremdlich. Schließlich war der Bart der
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