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Nimmerzwerg

Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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Höhlen, lässt uns entzwergen, verprügeln und an Trolle verkaufen und bist nicht einmal bereit…“
    In diesem Moment öffnete sich über ihnen knarrend eine eiserne Luke. Rost rieselte von der Einfassung herab, eine Eisenleiter wurde herabgelassen, und dann erschien eine Lampe, deren bleiches Licht mit einem Schlag den gesamten Laderaum erhellte.
    Sein Anblick wurde allerdings auch bei Licht nicht angenehmer. Stahl und Rost, Ketten und Gefangene. Dicht aneinandergedrängt hockten die Gefährten da, Glimmboldt, der Ferkelbändiger, Flammrank und Fazzgadt, der drohend über dem Hohepriester stand, und in einiger Entfernung von ihnen der Meisterdieb, der an einen schlafenden Flammsteinfischer gekettet war und gerade im Begriff stand, ihm seine Ohrringe zu stehlen.
    Nach der Lampe erschien ein Zwerg in der Luke, der in ein Gewand aus Finsterfrickelflechte gehüllt war. Er trug eine martialische Rüstung und zwei Äxte im Gürtel und hatte allem Anschein nach nur noch ein Ohr. Mürrisch schaute er in den Laderaum hinab.
    Der Gefangene flüsterte dem Hohepriester zu: „Das ist Thorf Glimmspan, die rechte Hand des Kapitäns.“
    Der Hohepriester nickte stumm.
    Glimmspan hob die Hand und deutete direkt auf ihn.
    „Den da nach oben zum Kapitän.“
    Zwei finster dreinschauende Zwerge stiegen hastig in den Laderaum hinab, lösten die Ketten des Höchsten und packten ihn. Nachdem sie den Schrauber an die Wand gefesselt hatten, zerrten sie den Hohepriester zur Leiter hinüber und schoben ihn die Sprossen empor. Von oben griffen einige kräftige, behaarte Arme nach ihm, und dann verschwand der weißbärtige Tausendjährige durch die Luke.
    Gleich darauf beugte sich der Einohrige noch einmal hinab.
    Er grinste böse und deutete erneut in Richtung der neuen Gefangenen.
    „Und denen dort den Bart ab.“
    Tihf Schwartzbarth hatte den goldenen Altar in seine Kabine wuchten lassen und hockte nun bereits seit einer halben Schicht im kalten weißen Licht einiger geschmiedeter Wandlampen nachdenklich davor. Weshalb, fragte er sich immer wieder, sollte eine Handvoll Zwerge freiwillig den sicheren Schoß des Imperiums gegen die Welt der Entzwergten eintauschen? Und wenn sie das Imperium schon verließen, warum taten sie es dann nicht wie jeder anständige Geächtete über die Brücke der Verbannung? Der Magmasee war ein ungastlicher, gefährlicher Ort. Nicht nur der Strömung wegen. Die Entzwergten wagten sich nur auf den See hinaus, um inmitten des Magmas nach Flammsteinen zu fischen. Und er, der selbst unter den Geächteten noch geächtet war, hatte sich diesen Ort als sein Territorium erwählt. Er kannte den Magmasee wie seinen eigenen Tabaksbeutel, wusste, an welchem Felsen er das Steuer herumreißen musste, wo die üppigsten Flammsteingründe waren und an welchen Magmaschnellen man den Fischern am besten auflauern konnte. Er kannte das Magma so gut, dass er beinahe ein Teil davon war, und seine Mannschaft munkelte gar, dass tatsächlich flüssiges Gestein durch seine Adern strömte.
    Er, Tihf Schwartzbarth, der Kapitän der Sturmgluth, war der uneingeschränkte Herrscher des Magmasees, und dieses Schiff war sein Palast. Der See gehörte ihm und damit auch alles, was darauf herumtrieb.
    Die verwegenen Zwerge ebenso wie dieses Ding. Das abartige Artefakt. Was immer es auch sein mochte. Obwohl es direkt vor seinen Augen lag, konnte er sich diese Frage nicht beantworten. Das Artefakt ruhte unter einer kristallenen Kuppel, die untrennbar mit dem goldenen Altar verbunden zu sein schien. Er hatte versucht, sie zu öffnen, doch alle Mühe war vergebens gewesen. Am Ende hatte er bloß noch wütend mit dem rostigen Haken an seinem Armstumpf auf die Kuppel eingedroschen. Er hatte nicht einmal den Hauch eines Kratzers auf dem Kristall hinterlassen. Als Nächstes hatte er statt des Hakens den Hammer an seinem Arm festgeschraubt und dann die Klaue. Er hatte auf das Kristall eingedroschen, bis ihm der Schweiß unter dem eisernen Dreispitz hervorgelaufen war.
    Und nun kniete er erschöpft vor dem Altar, die Ratte auf der Schulter, die linke Hand auf das Glas der Vitrine gelegt, die schwarze Braue dagegengepresst, und betrachtete mit dem verbliebenen Auge grimmig das Artefakt in ihrem Inneren.
    Sicher war nur, dass das Ding aus Leder war. Zumindest außen. Sein Inneres schien aus zahllosen Schichten dünnen Stoffes zu bestehen. Etwas Ähnliches hatte Schwartzbarth sein Lebtag noch nicht gesehen. Derlei konnte man weder mit dem Hammer noch der

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