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Nimmerzwerg

Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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Sitz der zwergischen Seele, und ein Zwerg ohne Bart hatte etwas Widernatürliches an sich. Der Gefangene spürte seinen Blick und wandte sich ihm zu. „Sie schneiden uns die Bärte ab, um unseren Willen zu brechen und damit wir kein Essen und keine Waffen darin verstecken können. Sie nehmen uns unsere Würde und machen uns zu Trollsklaven…“
    Erschrocken fasste sich Blechboldt an den Bart. Bei dem Gedanken daran, sich in den Händen derart skrupelloser Bartabschneider zu befinden, lief es ihm kalt den Rücken hinab. Vorsichtig blickte er sich um.
    Im Laderaum war es beinahe vollkommen dunkel. Nur durch einige Öffnungen in der Bordwand drang der spärliche Widerschein der wabernden roten Glut des Magmasees herein. Und über allem lag der dichte Rauch von den rumorenden Maschinen der Sturmgluth. Der Gefangene hustete leise.
    „Und was tun diese Magmapiraten?“, fragte der blinde General, der an den dösenden Fazzgadt gekettet war.
    „Handel treiben“, erwiderte der Gefangene. „Hauptsächlich mit Trollen und Echsen. Uns verkaufen sie an die Trolle und Dracheneier an die Echsenmenschen.“
    Der Hohepriester schüttelte den Kopf. „Sie verkaufen Zwerge an Trolle?“
    Der Gefesselte bedeutete ihm, leiser zu sprechen, und fuhr im Flüsterton fort: „Sie scheren sich nicht um die Gesetze des Imperiums. Sie lauern uns auf und verfolgen uns. Wir sind Flammsteinfischer. Ich war unser Bootsführer. Zwei Zwerge meiner Mannschaft sind im See verglüht, als sie uns fingen. Aber Schwartzbarth kümmert das nicht. Er wird einen guten Preis für uns bekommen.“
    „Entzwergte, die mit Unzwergen Handel treiben…“, hauchte der Hohepriester. „Beim Großen Geröll, das scheint mir wahrlich eine wüste Welt zu sein.“
    Der Flammsteinfischer nickte.
    „Aber zumindest wagen sie sich nicht bis zu unseren Siedlungen vor. Sie fürchten die Blitzkanonen, mit denen unser Ufer geschützt ist. Darum fangen sie uns draußen auf dem See…“
    Ketten rasselten, als Flammrank etwas näher an den Gefangenen heranrückte.
    „Warte, Zwerg, du sagst, sie verkaufen Dracheneier an die Echsen?“
    Verwirrt betrachtete der bartlose Gefangene die rote Augenbinde des blinden Generals.
    „Ja.“
    „Aber weshalb sollten sie das tun?“, fragte Flammrank mit scharfer Stimme.
    Der Gefangene zögerte kurz, offensichtlich verwundert darüber, wie wenig die Neuankömmlinge über die Welt der Entzwergten wussten. Dann antwortete er vorsichtig: „Die… die Echsen fressen sie. Sie glauben, dadurch die Macht der Drachen erlangen zu können.“
    Den Drachenjäger schien die Vorstellung, dass Kreaturen, die ebenso wie die Zwerge aus Eiern schlüpften, noch vor ihrer Geburt aus dem Leben gerissen wurden, maßlos zu erzürnen. Der blinde Zwerg riss die Fäuste hoch und zerrte wütend an seinen Ketten, sodass der an ihn gefesselte Fazzgadt aus seinem Schlummer emporschrak. Schlaftrunken blickte er sich um, sah seine Kameraden und die übrigen Gefangenen an und seufzte.
    „Ich habe von Frauen geträumt…“, sagte er.
    „Und? Wie haben sie ausgesehen?“, fragte einer der Flammsteinfischer neugierig.
    „Es war dunkel“, murmelte Fazzgadt und senkte den Kopf. Doch einen Moment später hob er ihn wieder und blickte den Höchsten der Hohen an. „Olmtreiber! Du hast uns hier runtergebracht. Wegen dir werden uns diese Magmaratten an die Stinkschädel verschachern!“
    Der Hohepriester blickte sich zögernd um. Fazzgadts Vorhaltungen waren ihm sichtlich unangenehm.
    „Aber du bist alt genug, dass du etwas über die Frauen wissen musst“, fuhr Fazzgadt fort. „Du hast sie gesehen und gekannt! Los, Alter, erhelle uns unsere letzten Schichten mit ein paar Frauengeschichten!“
    Die Blicke aller Anwesenden richteten sich auf den Hohepriester. Ein Murmeln breitete sich unter den Gefangenen aus, und sie rückten interessiert näher. Sie wollten hören, wie die Frauen ihres Volkes gewesen waren. Die Weibzwerge, die für die meisten von ihnen bloß eine Legende waren.
    Der Hohepriester sank ein wenig in sich zusammen und murmelte kleinlaut: „Um ehrlich zu sein… das Orakelgeschäft ist kein einfaches. Man ist eigentlich immer beschäftigt und… außerdem habe ich mich nie so sehr für Frauen interessiert.“
    Unmut machte sich unter den Gefangenen breit. Fazzgadt richtete sich auf und schleppte seine Kette zum Allerüberhöchsten hinüber.
    „Nicht einmal das willst du mir also gönnen!“, murrte er. „Du schleifst mich und meinen Zögling durch die

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