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Nimmerzwerg

Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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nicht. Die meisten von ihnen wollten nicht. Das lag daran, dass sie mit der Rettung der Zwergenheit eigentlich nichts im Sinn hatten. Doch als sich im Zwielicht der Höhlen die große Erzferkelprophezeiung { * } zu erfüllen begonnen hatte, jene uralte Vorhersage, die das Ende von Zwerg und Zwergeszwerg, von allem, jedem und dem Rest verhieß, war der Schicksalszwerg geboren worden, um dem Verderben Einhalt zu gebieten.
    Und genau das hatte er getan.
    Die Prophezeiung besagte, dass, wenn der Zwerg, der kein Bier trinkt, seine Hand dem Zwerg reicht, der das Licht der Gänge mit goldenen Zähnen erblickt hat, und die Immerschwarze zurückkehrt, das Ende gekommen ist von allem, was da ist und geheißen wird das Eherne Imperium. Und diesem Ende hatten sich jene fünf, die einer waren, entgegengestellt. Das Ende schien jedoch eine überaus komplizierte Angelegenheit und grub sich offenbar notfalls auch mal einen anderen Gang, um ans Ziel zu gelangen. Inzwischen hatte sich ein Teil der Erzferkelprophezeiung schon bewahrheitet, und das Ende von allem, jedem und dem Rest war weiter auf dem Vormarsch.
    Ein Großteil der Mitglieder des Schicksalszwergs war davon alles andere als begeistert. Diese Schicksalszwergsache hatte ihnen bis jetzt nichts als Ärger eingebracht: Bei der ganzen Zwergenretterei waren sie zunächst durch Magie zweihundert Jahre gealtert { * } und inzwischen zu allem Überfluss auch noch zu Verstoßenen geworden. Entzwergte, die nicht länger das Privileg genossen, zu dem Volk zu gehören, das zu erretten ihre Bestimmung war.
    Mit Prophezeiungen war das allerdings so eine Sache. Wenn die Gottzwerge derlei einmal in die Wand des Schicksals geschlagen hatten, dann brauchte es mehr als einen Meißel, um es wieder auszulöschen.
    Und dieser Umstand war den gebeutelten Rettern der Zwergenheit schmerzlich bewusst.
    Farrnwart Blechboldt, der Erzferkelbändiger mit dem dunklen Geheimnis { * } , wäre am liebsten zu seiner Herde heimgekehrt, Fazzgadt Eisenbart, ein grubenständiger Schürfbruder, hielt jede Art von Prophezeiung für ebenso sinnvoll wie einen Kropf, und der Höchste aller Hohepriester war eigentlich zu alt für derartige Abenteuer. Diese drei hätten deshalb den Humpen des Schicksalszwergs inzwischen mit Freuden an jemand anderen weitergereicht, um ihn nicht selbst leeren zu müssen.
    Garstholm Flammrank hingegen, ein ehemaliger Drachenjäger und zuletzt General der Freiwilligen Felswehr, der eigentlich nur aus Tätowierungen und Muskeln bestand, war der Schicksalszwergprophezeiung gegenüber ein wenig offener eingestellt. Sie sorgte immerhin dafür, dass er nicht vor Langeweile sterben würde. Außerdem hoffte er, sobald die Zwerge fertig gerettet waren, eine angemessene Belohnung zu erhalten. Er war bereits einige Jahre länger entzwergt als seine Kameraden und hatte bei der Niederschlagung der Überzwergverschwörung sein Augenlicht eingebüßt. Das jedoch scherte ihn wenig, da ein Zwerg seines Erachtens kaum mehr als einen vollen Bart, zwei gute Ohren und gesunde Hände brauchte.
    Der fünfte Zwerg im Schicksalsbunde schließlich hatte einen ganz eigenen Standpunkt, der in Worten nur schwer wiederzugeben ist. Das liegt vor allem daran, dass Lunt Glimmboldt, der Zögling Fazzgadt Eisenbarts, kaum geschlüpft { ** } , im nächsten Moment schon um zweihundert Jahre gealtert war und somit seine gesamte zwergische Jugend innerhalb weniger Augenblicke durchlebt hatte. Dieser Umstand hatte dazu geführt, dass die Stollen in seinem Kopf ein wenig anders verliefen als bei normalen Zwergen. Sie waren dunkler und verschlungener und mit Sicherheit auch weniger ertragreich. Auf ein Wort zusammengehämmert, ließe sich Glimmboldt wohl am ehesten als schwachsinnig bezeichnen, was ihm in vielerlei Hinsicht auch gerecht wurde. Darüber hinaus war er – was allerdings kaum jemand wusste – ein wesentlicher Bestandteil der großen Erzferkelprophezeiung. Denn er war der Zwerg, der mit goldenen Zähnen geboren worden war. Davon hatte er jedoch nicht die geringste Ahnung, da sein Oheim, Fazzgadt Eisenbart, diese Laune der Natur eilig korrigiert und ihm kurz nach dem Schlüpfen die Zähne herausgebrochen hatte, um mit dem Gold einige Ausgaben zu kompensieren. Aus diesem Grund galt Glimmboldt bei den Zwergen lediglich als einer, der ohne Zähne auf die Welt gekommen war, was aber für einen Zwerg nicht minder ungewöhnlich war. Inzwischen trug er ein geschmiedetes Gebiss aus schwarzem Feiertagsstahl und erfreute sich

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