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Nimmerzwerg

Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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Glimmspan hatte vergeblich versucht, sie zu beschwichtigen. Doch die Trolle waren gierig gewesen. Sie hatten die Hälfte der Sklaven gefordert. Und dann hatte Schwartzbarth mit finsterem Lächeln die silberne Dose hervorgeholt, in der er das geschorene Barthaar der Gefangenen verwahrte. Sofort war die Ratte von seiner Schulter auf seine Hand gehuscht. Blitzschnell hatte der Kapitän der Sturmgluth die Dose herumgedreht und ihre Unterseite aufgeschoben. Die Ratte hatte ihre Füße in die Öffnung gesteckt, und im nächsten Moment hatten an ihren kurzen Beinchen kleine schwarze Klingen gefunkelt.
    Die Trolle hatten gelacht. Zum letzten Mal. Denn im gleichen Augenblick war Trolltöter bereits losgelaufen und mit einem riesigen Satz auf der Schulter des ersten Trolls gelandet. Eine der Klingen hatte seine fleischige, schmutzige Wange aufgerissen. Die Ratte hatte sich abgestoßen, war im Gesicht des nächsten Trolls gelandet, hatte eine Klinge hindurchgezogen und war weitergehastet. Während die ersten beiden Unholde mit verdrehten Augen zu Boden gegangen waren, hatte der nächste grunzend versucht, die Ratte zu ergreifen, die ihm daraufhin die Hand zerschnitten hatte. So schnell, dass man ihr mit den Blicken nicht hatte folgen können, hatte die Ratte jeden einzelnen stinkenden Troll verwundet und war schließlich über ihre zusammengesackten Körper hinweg zurück zu der silbernen Schatulle gelaufen.
    Sie hatte die Klingen abgestreift, Schwartzbarth hatte die Dose geschlossen, sie herumgedreht und Trolltöter seine Belohnung gegeben. Und während das Tier sich noch am Barthaar der Gefangenen gelabt hatte, waren die Zwerge durch die Reihe der gefällten Trolle weiter in Richtung Markt geschritten.
    Ja, Glimmspan hatte selbst gesehen, wie die Ratte mit Hilfe vergifteter Klingen ein Dutzend Trolle binnen weniger Schläge niedergemacht hatte. Er wusste bis heute nicht, was für ein Gift Schwartzbarth für diese Klingen benutzte. Für gewöhnlich waren Trolle solchen Dingen gegenüber relativ unempfindlich.
    Ihn schauderte es jedes Mal aufs Neue, wenn er daran dachte.
    Seinem linken Ohr zuliebe versuchte er seine Arbeit so gewissenhaft wie möglich zu machen.
    Zumindest, bis er die Gelegenheit erhielt, sich das andere zurückzuholen…
     
     
    Einer an den anderen gekettet wankten die Gefangenen mit gefesselten Händen und nacktem Kinn inmitten der Gluthitze über den Steg. Sie waren ein einziger Zug schwitzenden Fleisches. Inzwischen hatte man ihnen alles abgenommen – Helme, Rüstungen, selbst die Stiefel. Sodass Flammsteinfischer, Schicksalszwerg und Meisterdieb sich nur noch mit fleckigen Lendenschurzen bekleidet voranschleppten. Wo man hinsah, erblickte man blaue Flecke und Blutergüsse. Die Signatur der Piraten, die sie aus dem Laderaum hinausgeprügelt hatten.
    Inzwischen hatten sie die Gefangenen an einer langen Kette aufgereiht, die zwei Piraten hinter sich her zerrten, während einige andere mit grimmigen Mienen und knallenden Peitschen neben dem schwankenden Tross einherschritten.
    Blechboldt und Glimmboldt schlurften vor Flammrank und Fazzgadt. Unter ihnen brodelte das Magma und schwappte träge gegen die Stützpfeiler des Steges. Neugierig drehte sich der General, dem die Piraten sogar seine rote Augenbinde abgenommen hatten, zu seinen Kameraden um: „Wo sind wir hier? Was ist das für ein Ort? Es riecht seltsam hier…“
    „Trolle“, flüsterte Fazzgadt, der am Ende des Steges einige schwer bewaffnete Unholde entdeckt hatte, die sie argwöhnisch musterten. In der Nähe sah er einen Zwerg, der sich in einem waghalsigen Faustkampf mit einem Troll versuchte, gleich daneben einige Piraten, die einen betrunkenen Troll beraubten, und schließlich in einer dunklen Nische einen Zwerg, der mit einer Trollfrau turtelte, deren graue Brüste beinahe so groß waren wie er selbst.
    Fazzgadt schüttelte angewidert den Kopf und schilderte dem General in knappen Worten, was er sah.
    Flammrank fluchte.
    „Magmapiraten, pah! Räudige Trollzehlutscher sind diese Kerle…“
    Er spie aus, worauf es unter dem Steg leise zischte. Seine blinden weißen Augen schimmerten in den verbrannten Augenhöhlen unheimlich im roten Widerschein des brodelnden Magmas.
    Einer der Peitschenträger vernahm die Worte des blinden Generals und ließ sich nicht zweimal bitten. Von der Seite des Stegs her sausten Peitschenschnüre mit eingeflochten Splittern auf Flammranks Rücken nieder und zerrissen die kunstvollen schweißbedeckten

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