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Nimmerzwerg

Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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schrundige Schacht sich geschlossen und die Göttlichkeit sich von uns abgewandt hatte oder womöglich die Splitterspinne wiedergekehrt war. Denn was konnte es bedeuten, wenn der Hammer eines der mächtigsten Zwerge schreiend und mit geöffnetem Schädel die Angst in die Gänge trug? Doch nichts von dem, was er befürchtet hatte, war geschehen. Stattdessen betrat der Große Verwalter die Wächterhöhle und wollte seinen Augen nicht trauen. Harrm Blutklump hatte eine Nachbildung der Weltenmaschine errichtet, wie sie kein Zwerg ohne die Hilfe der Götter jemals hätte erschaffen können – ein Ungetüm aus Röhren, Schächten, Schläuchen und Schrauben, riesig und monumental. Selbst Elemente verbotener mechanischer Magie sah der Verwalter in den kristallenen Kolben rotieren. Und am Fuße dieser Maschine, die sich über drei Stockwerke und durch alle Höhlen der Wächterebene erstreckte, verkündete Harrm Blutklump dem Verwalter, dass er von den Göttern belohnt worden war! Angeblich war er in der Hohen Höhle gewesen, würde niemals sterben und vermochte fortan in mehreren Gängen gleichzeitig zu weilen. Er würde nur noch dem Willen der Götter gehorchen, und die Höhlen der Wächterebene sollten ein göttliches Bollwerk sein, in dem er an der Seite seiner Maschine herrschen würde. Uneingeschränkt und fern von Verwalter und Hohepriester. Und niemand, nicht einmal der Verwalter selbst, sollte diese Höhlen von nun an noch betreten dürfen. Der Große Verwalter staunte. Und Harrm Blutklump schickte ihn fort. Mitsamt seiner Garde. Den Herrn aller Zwerge, den Herrscher des Imperiums. Er schickte ihn einfach fort. Mit dem Auftrag, dem Ehernen Volk zu verkünden, dass nie wieder einer von ihnen es wagen sollte, die Wächterebene zu betreten…“
    Ungläubig starrte Trümmerboldt auf den Bart des Knochenflickers. Was für eine merkwürdige Geschichte! Über die Wächterhöhlen war kaum mehr bekannt, als dass über sie nur wenig bekannt war. Aber wenn dieser Knochenflicker tatsächlich an den Geheimnissen der Mächtigen teilgehabt hatte, dann steckte im kruden Fels seiner Erzählung womöglich ein kleiner Kiesel Wahrheit. Dieser aber musste erst noch gefunden werden.
    „Aber was ist mit Funkenbruch?“, fragte Trümmerboldt. „Hat der Verwalter den Wächter in seiner Höhle nicht gefragt, was mit seinem Hammer geschehen ist?“
    Der Weißschurz senkte demütig den Kopf und schüttelte bedauernd den Helm.
    „Das weiß niemand, Herr. Der Verwalter hat sich lange mit dem Wächter unterhalten und einiges über die Hintergründe erfahren. Und auch in seinen Augen habe ich Angst gesehen, als ich seinen Bartspliss heilte. Doch er hat nie davon gesprochen. Er hat den Zwergen einzig die Worte des Wächters ausgerichtet und von da an über alle Belange der Wächterhöhle geschwiegen. Im Traum aber soll er von unheiligen Maschinen gesprochen haben, von glühenden Rohren und mechanischer Magie, von Seelensteinen und schauerlichen Versuchen…“
    Trümmerboldt kniff die Augen zusammen und versuchte den Wahrheitsgehalt dieser Worte abzuschätzen. Dann drehte er den Kopf und spie aus.
    „Pah! Das ist doch nichts als Aberglaube! Wirrbärtiges Geschwätz!“
    Der Heilkundige verbeugte sich noch ein wenig tiefer.
    „Nun, mag sein, Herr. Aber Harrm Blutklump hat die Wache am Fuß des Schachtes im Alter von achthundertzweiunddreißig Jahren übernommen. Und das ist inzwischen mehr als sechshundert Jahre her. Heute muss er älter sein, als jeder Zwerg, der je gelebt hat. Mehr als tausendvierhundert Jahre. Und er hat tatsächlich nie um Ablösung ersucht. Er hat nie mit der Ausbildung eines Nachfolgers begonnen. Und auch Kerbh Kreutzschliff, jener Hammer, der ihm noch geblieben war, müsste nunmehr gute neunhundert Jahre alt sein und dürfte kaum noch schwere Arbeiten erledigen können. Doch auch um einen neuen Hammer hat er nie ersucht. Nicht einmal um Ersatz für Funkenbruch hat er gebeten.“
    „Was willst du damit sagen?“, fragte Trümmerboldt.
    Der Alte hob den Kopf und blickte Trümmerboldt blinzelnd an.
    „Womöglich ist der Wächter tatsächlich unsterblich. Vielleicht äußert sich darin das Wirken der Götter. Oder verbotene mechanische Magie. Doch was immer es ist, es ist nichts, wovon ein anständiger Zwerg etwas verstehen sollte.“
    Trümmerboldt biss sich auf die Unterlippe und kaute einen Moment lang angestrengt auf seinem Bart herum.
    „Ist das alles, was du weißt?“
    Der Knochenflicker verbeugte sich noch einmal

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