Nimmerzwerg
würde ihre Entscheidung immer gleich ausfallen…
Doch der Unmut seiner Untertanen scherte Trümmerboldt in diesem Moment nicht. Er hatte nur Augen für seinen Führer. Kerbh Kreutzschliff würde ihn ans Ziel seiner Wünsche bringen. Zu dem einzigen Zwerg, der die Legitimation seiner provisorischen Herrschaft so tief in den Stein des Schicksals schlagen konnte, dass niemand je wieder an ihr zweifeln konnte.
Die ganze Zeit schon, viele Gänge lang, hatte er über seinen Führer nachgedacht. Die Färbung seines Bartes und seiner Haut, all das war ein sicheres Zeichen dafür, dass er bereits eine ganze Weile tot war. Außerdem stank er zum Steinerweichen. Trümmerboldt kannte nicht viele tote Zwerge. Er wusste nicht, wie man sich ihnen gegenüber verhielt. Obwohl er sich eigentlich allen Zwergen gegenüber gleich verhielt. Seit er denken konnte, bedrohte und verprügelte er sie. Und damit hatte es sich auch schon mit seinen zwischenzwergischen Kontakten. Ein Zwerg wie Kerbh Kreutzschliff aber, der augenscheinlich schon länger nicht mehr unter den Schürfenden weilte, war eine kompliziertere Angelegenheit.
Ihn zu bedrohen erschien Trümmerboldt sinnlos.
Tot war er jedenfalls bereits. Und auch das Verprügeln schien wenig nutzbringend, solange er nicht wusste, ob sein Gegenüber überhaupt Schmerz empfand.
Natürlich hatte Trümmerboldt mit dem Gedanken gespielt, Kreutzschliff einfach einmal kurz zusammenzuschlagen. Nur um ihm zu zeigen, wer von ihnen der Stärkere war. Doch während er mit diesem Gedanken gespielt hatte, war ihm bald klar geworden, dass er sich nicht einmal wirklich sicher war, wer von ihnen tatsächlich der Stärkere war.
Er beschloss, die Entscheidung zu verschieben, bis er sich sicher sein konnte. Bis dahin würde er Kreutzschliff folgen.
KAPITEL V
IN DEM EIN STEIN EIN GEHEIMNIS OFFENBART, GLIMMSPAN IM ARMDRÜCKEN GEGEN EINEN TROLL ANTRITT UND KRUGK TRÜMMERBOLDT BEINAHE DEN HAMMER WEGWIRFT
Nachdem er in seine Kajüte zurückgekehrt war, ging Kapitän Schwartzbarth sogleich zu dem stählernen Ornamenttisch hinüber, auf dem die geschlossene Enzyklopädie der Erzwärtigen ruhte.
Gedankenverloren betrachtete Schwartzbarth die beiden Blutflecken am Boden, wo vor Kurzem noch der Altar gestanden hatte. Sie waren das Einzige, was von den beiden Gefangenen geblieben war, die Opfer von Pilzgrimms Fallen geworden waren. Auf dem Trollmarkt hätten die zwei mindestens vier Brocken Blitzbasalt eingebracht. Aber Schwartzbarth ging davon aus, dass diese Investition sich bezahlt machen würde. Spätestens, wenn ihm das uneingeschränkte Wissen der Zwergenheit zur Verfügung stand. Dieses Wissen würde ihm den Gang zurück ins Herz des Imperiums ebnen. Mit schimmerndem Dreispitz würde er heimkehren, dem Ehernen Volk neues Heil bringen und mit Hilfe seines Wissens seine Probleme lösen. Selbst die, von denen es noch gar nichts wusste…
Er griff nach dem Buch, öffnete die lederne Vorderklappe und betrachtete die oberste dünne Steinstoffschicht. Er kratzte sich am Kinn und blätterte weiter. Zur zweiten Schicht und zur dritten. Und zog eine Grimasse. Er hatte nicht damit gerechnet, dass es so viele Zeichen waren.
All diese Zeichen zu lernen und sie im Kopf zu behalten würde lange dauern. Er blätterte weiter und musste feststellen, dass die Seiten nicht weniger zu werden schienen. Vermutlich würde es sogar verdammt lange dauern.
Er seufzte laut. Das letzte Mal, dass in seinem Leben etwas lange gedauert hatte, war gewesen, als er Rorrrk, den Anführer der Lehmkuhlentrolle, unter den Tisch gesoffen hatte. Und natürlich das Aussitzen der dazugehörigen Kopfschmerzen hinterher. Vier ganze Schichten lang hatte sein Kopf bis in die Bartspitzen geschmerzt. Seitdem jedoch behandelten die meisten Trolle ihn beinahe mit dem gleichen Respekt wie Glimmspan.
Kopfschmerzen jedenfalls würde das Lernen ihm gewiss auch bescheren. Womöglich sogar bis ans Ende seines Lebens, wenn er die Anzahl der vor ihm liegenden Seiten betrachtete. Darum fragte er sich in diesem Moment, ob es nicht unter Umständen ausreichen könnte, vor die Zwerge hinzutreten, das Buch hochzuhalten und einfach zu behaupten, dass er das uneingeschränkte Wissen ihres Volkes besaß. Das war schließlich auch schon recht eindrucksvoll. Und wenn einer daran zweifelte, konnte er ihm einfach eins über den Helm ziehen. Diese Variante würde jedenfalls einiges an Zeit sparen.
Beim Anblick der Zeichen hatte er das Gefühl, als
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