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Nimmerzwerg

Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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Aber warum hatte Blutklump den Schacht verschlossen und das Licht der Hohen Höhle ausgesperrt?
    Staunend sah sich Trümmerboldt in der riesigen Höhle um.
    Es war, als ob sich vor seinen Augen eine andere Welt eröffnete: Die Wände der Wächterebene bestanden aus einem einzigen, aus Nieten, Streben und Zahnrädern geflochtenen Eisenteppich. Dazwischen standen riesige Maschinen, die mit rotierenden Rädern, pumpenden Kolben und lautem Stampfen den Inhalt der Rohre voranpressten. In ihrem Inneren blubberte und gluckste es, und selbst in einigen Zwerg Entfernung konnte Trümmerboldt noch die schwärende Hitze spüren, die von den Rohren ausging. Die ganze monströse Mechanik schien nicht enden zu wollen und sich über die gesamte Länge der Höhle zu erstrecken.
    Und dabei konnte Trümmerboldt das Ende der Höhle nicht einmal ausmachen. Die weißen Lichter, die Bewegungen der Maschine und ihrer Schatten schienen sich bis in die Unendlichkeit fortzupflanzen.
    Zwischen den Rohren ruhten klickende Zahnräder in der Wand. Darüber schwangen riesige Pendel, und auf den Rohren ruhten überall die ausfahrbaren Eisenarme, wie Trümmerboldt sie bereits draußen in den Gängen gesehen hatte. Und als Trümmerboldt nun im trüben Licht der Höhle und inmitten der zuckenden mechanischen Schatten das endlose Gewirr aus Rohren betrachtete, da wurde ihm langsam sonderbar zumute. Denn er begriff: Diese Arme waren Waffen. Und sie waren überall um ihn herum…
    Er fühlte sich bedroht. Und wenn jemand wusste, wann es Zeit war, sich bedroht zu fühlen, dann war er es. Auch wenn normalerweise er selbst die Bedrohung war. Aber es war nur zu deutlich ersichtlich, dass hier irgendetwas nicht stimmte.
    Er war Kerbh Kreutzschliff gefolgt, um den Wächter der Hohen Höhle zu treffen, damit dieser seine provisorische Herrschaft nachträglich legitimierte und ihn zum uneingeschränkten Machthaber über das Eherne Imperium machte.
    Doch von Harrm Blutklump, dem eigentlichen Ziel seiner Reise, war nichts zu sehen. Und jetzt war auch noch sein untoter Führer verschwunden. Stattdessen stand Trümmerboldt allein und verlassen inmitten von tödlichen Präzisionsmaschinen.
    Misstrauisch kniff er die Augen zusammen und tastete nach seiner Axt. Leise klickten einige metallene Gelenke. Ein eiserner Gliederarm löste sich langsam von einem der oberen Rohre und streckte sich in seine Richtung. Dann flammte an seinem Ende ein grelles Licht auf, und Trümmerboldt hob den Arm vor das Gesicht. Da schoss ein weiterer Arm zwischen den Rohren hervor, um knapp einen Bart vor dem Gesicht des verdutzten Trümmerboldt innezuhalten. Die metallene Kugel am Ende des Armes schnappte auf und gab den Blick auf den schwarzen Kristall in ihrem Inneren frei. Er schien Trümmerboldt zu mustern. Gerade so, wie der andere es draußen im Gang mit der Ratte getan hatte.
    Trümmerboldt lief ein eisiger Schauer den Rücken hinab.
    Sofort zuckte seine Hand wieder zum Griff seiner Axt. Jeder Muskel im Inneren seines Körpers war angespannt. Sein Blick folgte der Metallkugel, die sich bedrohlich nahe um ihn herumbewegte, dabei einige Male auf- und zuschnappte, als würde sie blinzeln, und schließlich direkt vor seinem Gesicht stehen blieb.
    Von hinten schoss ein weiterer Arm aus dem Röhrengeflecht hervor. Der Zwerg fuhr herum und legte verwundert den Kopf schief. Der kleine metallene Trichter am Ende dieses Arms wirkte unscheinbar. Er war mit einem dünnen Stück Haut, vermutlich Froschfell, bespannt, und Trümmerboldt konnte sich zunächst keinen Reim darauf machen.
    Bis aus dem Inneren des Trichters Geräusche zu hören waren. Zunächst klang es so, als würden alte Eisenteile mit einem unangenehmen Quietschen gegeneinander schaben. Das Ergebnis war eine Art Stimme, die etwas Altes und Unwirkliches hatte. Sie schien weder zwergischen noch trollischen Ursprungs zu sein. Womöglich stammte sie nicht einmal aus dieser Wirklichkeit, schoss es Trümmerboldt durch den Kopf. Und auch wenn er es für möglich hielt, weigerte sich doch irgendein Teil tief in seinem Inneren, diese Stimme für göttlich zu halten.
    Es brauchte einige Schläge, bis die Worte der Stimme Sinn zu ergeben begannen. Beinahe, als müsste sie das Sprechen erst wieder erlernen. Dann aber vermochte der provisorische Herrscher der Zwerge sie zu verstehen: „Du bist kleiner, als ich dachte.“
    Trümmerboldt runzelte die Stirn. Doch im nächsten Moment fuhr der Trichter auch schon fort: „Es hat sich wirklich einiges

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