Nimmerzwerg
Trollmarkt.“ Mit einem kraftlosen Lächeln fügte er hinzu: „Glaub mir, ich kenne ihn gut, denn dies ist schon das dritte Mal, dass Schwartzbarths Lumpenbande mich hier verkauft…“
Der Hohepriester schaute ihn kurz an und richtete den Blick dann wieder ungläubig auf die Käfige. Elend stierten die gefangenen Zwerge ihnen aus trüben Augen entgegen. Dann aber geschah etwas Seltsames. Einer der Gefangenen, an dessen Käfig sie vorbeigingen, sah Glimmboldts Gesicht und das Mal an seinem Kinn. Sofort richtete er sich auf und flüsterte den anderen Gefangenen etwas zu. Nun blickten alle mit leuchtenden Augen zu Glimmboldt hinüber und warfen sich voller Ehrfurcht zu Boden.
Der Hohepriester schüttelte verwundert den Kopf und schleppte sich weiter. Schließlich sah er an einem der Wurzelholzstände etwas, das ihn noch tiefer erschauern ließ: ein Stapel toter Zwerge. Ein Troll begutachtete gerade den Haufen und brüllte dem Verkäufer etwas zu. Das Trollisch schmerzte dem Hohepriester in den Ohren. Der Verkäufer brüllte etwas zurück, nur um noch einmal von seinem Gegenüber angebrüllt zu werden, und dann hatten sich die beiden offenbar geeinigt.
Blechboldt, der mit seinen Erzferkeln einst auf vielen Zwergenmärkten gewesen war, wandte sich an den Flammsteinfischer: „Sie fressen Zwerge und stinken. Das alles ist nichts Neues. Aber seit wann treiben Trolle Handel?“
Der Flammsteinfischer wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als ein heftiger Peitschenhieb ihn zum Schweigen brachte. Blechboldt fuhr herum. Hinter ihnen stand Thorf Glimmspan, eine Splitterpeitsche in der Hand und die funkelnden Äxte im Gürtel, und grinste sie an. Und dann raunte er Blechboldt nicht ohne Stolz in der Stimme zu: „Man glaubt es kaum, nicht wahr? Aber wir haben es ihnen beigebracht.“
Blechboldt schüttelte angesichts der gefangenen Zwerge inmitten von Unrat und Gestank den Kopf.
„Aber das ist widerlich! Sie fressen uns und verkaufen uns. Das ist geradezu barbarisch…“
Glimmspan lachte dreckig auf.
„Nein, barbarisch waren sie früher. Damals haben sie sich, wenn sie etwas wollten, lediglich gegenseitig verprügelt. Aber das hier…“, er machte eine ausladende Geste, die den ganzen Markt umfasste, „… ist echter Handel.“
Blechboldt zog die Stirn in Falten.
„Du meinst, es ist weniger schlimm, wenn sie bezahlen?“
Der Einohrige lächelte.
„Ich weiß nicht, ob es schlimmer oder besser ist. Aber es ist Handel.“
In diesem Moment kamen die Gefangenen an einem Troll vorbei, der gerade im Begriff stand, einen anderen Troll zu verprügeln, um ihm einen Krug mit mehrfach geknoteten Schneckenfühlern in Unkentunke wegzunehmen.
Blechboldt sah zu den beiden hinüber und wandte sich dann mit fragendem Blick an Glimmspan. „Ich dachte, das hätten sie früher gemacht? Sich gegenseitig verprügeln?“
Der Einohrige zuckte beiläufig mit den Schultern.
„Als Verkaufsargument benutzen sie die Gewalt freilich immer noch. Das steckt ihnen einfach in ihrem zähen, stinkenden Blut.“
„Aber warum habt ihr ihnen das beigebracht?“, fragte Blechboldt, während sie weitergingen.
Lächelnd bemühte sich der einohrige Pirat, es ihm zu erklären: „Sie haben, was wir brauchen. Blitzbasalt. Nun ja, wir hätten natürlich auch Krieg darum führen können. Aber Handel ist einfacher…“
„Hast du am falschen Stein gelutscht, Zwerg?“, mischte sich in diesem Moment Fazzgadt ein, der das Gespräch belauscht hatte. „Ihr verkauft eure Brüder an diese hässlichen Ungetüme! Sie fressen eure Oheime und Schlüpflinge! Ihr verkauft euresgleichen!“
Einzig der Kette war es geschuldet, dass er nicht auf den Einohrigen losging. Zornig funkelte er ihn an, während er den kettenschweren Schritten der anderen folgte. Glimmspan aber lächelte nur milde und entgegnete in eigentümlich sanftem Ton: „Du bist nicht meinesgleichen, Zwerg.“ Bedächtig hob er die Peitsche und fuhr, während sein Lächeln sich in ein bösartiges Grinsen verwandelte, fort: „Denn ich habe einen Bart!“ Mit diesen Worten ließ er finster lachend die Splitterschnüre auf Fazzgadts Rücken niedersausen. Dann griff Glimmspan in seinen Gürtel und zog ein kleines metallenes Fläschchen hervor. Er öffnete es und leerte es in einem Zug.
„Kein Wunder, dass dieser Gestank ihm nichts ausmacht, und er so blöde vor sich hin grinst. Der ist voll bis unter die Helmkrempe“, flüsterte einer der Flammsteinfischer dem Hohepriester zu.
„Von
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