Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster

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enthalten konnte. In diesem schienen es mindestens zwei zu sein. Wer aber mochte dort drin bei Wutrich Pilzgrimm gefangen sein? Was für ein Zwerg war das, der sich angesichts seines rostigen Hakens weigerte, Furcht oder Respekt zu empfinden?
    Doch die Beantwortung dieser Frage würde warten müssen.
    Zunächst würde sich Tihf Schwartzbarth mit Hilfe der Zeichen und dem Wissen Wutrich Pilzgrimms zu neuer Macht emporschwingen und in die Grenzen des Imperiums zurückkehren, um dort über mehr als nur Magmapiraten, Trolle und Flammsteinfischer zu herrschen.
    Der Kapitän der Sturmgluth nahm einen weiteren tiefen Zug aus seiner Pfeife und wandte sich wieder dem Buch zu. Im Schein der käferlosen Lampen blätterte er darin und überflog die Zeichen. Mochte der Stein auch vorübergehend wieder schweigen, einiges vermochte er schon zu entziffern. Und bereits durch dieses Wenige eröffnete sich ihm eine völlig neue Welt, wie sie mit stumpfer Gewalt allein vermutlich nie zu erobern gewesen wäre.
    Bald würde er alle Zeichen lesen können. Er würde die Enzyklopädie von Anfang bis Ende durchblättern und der wahrhaft schlaueste schäbige Schurke sein, den die Höhlen je gesehen hatten.
    Er würde die Gänge der zwergischen Geschichte durchschreiten, und wenn er erst hindurch war, würden sie neu gegraben werden müssen! Er würde das magmane Zeitalter begründen, und im Wind des Wissens den Geist der Sturmgluth bis ins Imperium hinauftragen! Und wenn es so weit war, würden die Zwerge doppelt vor ihm zittern. Vor seinem Haken und seiner Weisheit!
    Er würde… Doch er kam nicht dazu, diesen Gedanken zu Ende zu führen. Denn in diesem Moment war erneut die zweite Stimme des Steins zu hören: „Weißt du, wofür er dein Wissen benutzen wird? Er wird sie alle an die Trolle verkaufen. Das gesamte Eherne Volk!“
    „Du magst das so sehen!“, widersprach Pilzgrimm. „Ich aber glaube an das Gute im Zwerg!“
    Schwartzbarth überlegte einen Moment, bezweifelte aber, dass es in seinem Inneren irgendetwas Gutes gab.
    Und Pilzgrimms streitsüchtiger Widerpart schien das ganz ähnlich zu sehen: „Pah! Das sind doch bloß Worte! Du bist der klägliche Überrest eines stollenfremden Gelehrten…“
    Einen solchen Vorwurf aber wollte Pilzgrimm nicht auf sich sitzen lassen.
    „Das sind nicht bloß Worte! Ich bin für diesen Glauben gestorben!“
    „Ach was!“, widersprach ihm die Stimme ein weiteres Mal. „Erzähl mir doch nichts. Du hast damals in den Kies gebissen, weil du die Zwergenfrauen auf dem Gewissen hattest! Du hast sie allesamt auf einen Schlag zu den Göttern geschickt!“
    Schwartzbarth begann sich allmählich wieder für das Gespräch der beiden zu interessieren. Er wandte sich von dem Buch ab und beugte sich tiefer über den Stein. Dabei schob er das Mundstück seiner Pfeife in seinem Mund zurecht und paffte den Rauch in die Luft. Trolltöter schnupperte unruhig. Pilzgrimm indessen schluckte hörbar und entgegnete: „Du weißt also um diese Geschichte…“
    „Natürlich. Ich kenne alle Geschichten unseres Volkes.“
    Pilzgrimm seufzte und erwiderte beinahe schwermütig: „So bin ich dem Ehernen Volk also im Gedächtnis geblieben. Als Mörder seiner Frauen.“ Er lachte leise auf. „Nun, das ist meine Geschichte. Aber ich habe sie selbst gewählt. Und ich würde sie wieder wählen, weil ich wahrhaftig an das Gute im Zwerg glaube.“
    Trotzig fiel ihm das Gedächtnis ins Wort: „Du redest wirr, Pilzgrimm.“
    „Meinst du? Aber diese Geschichte ist vielleicht in Wirklichkeit ganz anders verlaufen, als du sie gehört hast! Du bist auch nicht unfehlbar, Gedächtnis!“
    Mit einem leicht gekränkten Unterton erwiderte der andere: „Ich lerne die Geschichten, wie unsereins sie sich erzählt. Und wenn du wirklich an das Gute im Zwerg glaubst, dann nur, weil du nicht so viele Geschichten kennst wie ich!“
    „Das ist es ja gerade, du kennst Geschichten!“, erwiderte Pilzgrimm. „Mir hingegen geht es um Zwerge, echte Zwerge, nicht jene Geschöpfe, die irgendein fanatischer Geschichtenerzähler sturzbetrunken aus dem Fels der Mythen geschlagen hat!“
    „Sie waren nicht alle betrunken!“ wiegelte das Gedächtnis ab.
    „Ach nein?“
    „Manche mehr und manche weniger. Aber die Überlieferungen sind da, um uns Zwerge zu mahnen…“
    Interessiert verfolgte Schwartzbarth das Gespräch der beiden Steinwärtigen. Inzwischen hatte sogar Trolltöter auf seiner Schulter genügend Gottkraut abbekommen, dass er den Worten